Oberbürgermeister-Wahl in Naumburg Welche Windstärke wird’s?
Naumburger können sich in einer Stichwahl zwischen Armin Müller und Henrik Schumann für neues Stadtoberhaupt entscheiden.
Naumburg - Die Bürger der Domstadt mit ihren über 30 Ortsteilen haben gewählt, sich aber nicht klar darauf einigen können, wer am 1. Juli Bernward Küper (CDU) als Naumburger Oberbürgermeister ablösen soll. Das Votum am Sonntag brachte dem städtischen Fachbereichsleiter Armin Müller 45,5 Prozent und dem unabhängigen Bewerber und Unternehmer Henrik Schumann 35,1 Prozent aller Stimmen und somit eine notwendige Stichwahl am 25. April.
Fünf sind nirgends zweistellig
Ein Blick in die einzelnen Ortsteile beziehungsweise Wahllokale in der Kernstadt sorgt nur für wenige Aha-Momente. Immerhin: In vier der 25 Wahllokale konnte Henrik Schumann die meisten Stimmen erringen, am deutlichsten gelang dies in Schellsitz, wo er erstaunliche 61,8 Prozent holte, wobei darauf hinzuweisen ist, dass es sich lediglich um die Vor-Ort-Wähler handelt, da die - und das sind nicht wenige - Briefwähler nicht gesondert nach einzelnen Ortschaften statistisch aufgeführt werden. Auch in den Wahllokalen in der Salztorschule (43,2), in der Kita „Domspatz“ (40,1) sowie bei den Technischen Werken (39,3 Prozent) lag Schumann vor Müller. Dieser wiederum sicherte sich den Großteil aller Wahllokale und schnitt in Prießnitz (63,8) sowie in Hassenhausen (58,2) und Flemmingen (58,0 Prozent) am besten ab.
Auch die Briefwahl-Ergebnisse, die am Sonntagabend zuletzt bekannt wurden, liefen zugunsten Müllers und hoben seinen Vorsprung gegenüber Henrik Schumann noch einmal leicht an. Bei den sieben „Unter-ferner-liefen“-Kandidaten bleibt der Blick in die einzelnen Wahllokale recht unspektakulär. Nirgendwo gelang es den Kandidaten Benjamin Bossone, Stefan Bouillon, Mark Kipper, Holm Mika oder Marcus Runge auch nur ein Mal, ein zweistelliges Ergebnis zu erreichen.
Im Showdown um die Rathausspitze könnten die weit abgeschlagenen Bewerber aber dennoch das Zünglein an der Waage sein. Die spannende Frage: Wie werden sich die knapp 20 Prozent der Wähler, die nicht Müller oder Schumann angekreuzt haben, nun am 25. April entscheiden? Werden sie womöglich weiterhin gegen die traditionelle CDU-Vorherrschaft votieren und deshalb zu Schumann neigen? Oder werden viele - nun, da ihr eigentlicher Favorit aus dem Rennen ist - gleich ganz zu Hause bleiben? Eine im Vergleich zum Sonntag noch einmal niedrigere Beteiligung wäre in knapp zwei Wochen traurig, aber beileibe keine Überraschung. Der wahlkampferfahrene Landtagskandidat Daniel Sturm (CDU) meinte am Sonntagabend in der Rathausdiele an der Seite von Armin Müller denn sogleich, dass es jetzt auch darum gehe, die eigenen Wähler erneut zu mobilisieren. Henrik Schumann will nach eigener Aussage hingegen nun genau hinschauen, wo die Wahlbeteiligung besonders schlecht war und dort ansetzen.
Ruhige oder windige Lage?
Es werden also spannende Tage im sonst politisch so beschaulichen Naumburg, besonders, da es sich bei den sich Duellierenden um ehemalige Freunde handelt, wie Henrik Schumann in einem seiner Videos äußerte. Und während sich Armin Müller im Wahlkampf auf seine eigenen Themen konzentrierte, wagte Schumann mit einer gezielten Plakat-Aktion die persönliche Konfrontation.
Wie lange diese politische Spannung hält, wird der 25. April zeigen. Ein Sieg Müllers würde dank der klaren CDU-Mehrheit im Gemeinderat wohl die städtische Politik wieder in das gewohnte ruhige Fahrwasser bringen. Ein Erfolg Schumanns hingegen brächte frischen Wind. Ruhe, die zu Stillstand führen, oder Wind, der aus der falschen Richtung auch nach hinten losgehen kann - die Wähler werden diese beiden Risiken miteinander abwägen müssen.
Diesmal alles reibungslos?
Zu hoffen ist, dass die Wahl dann ohne jegliche Komplikationen abläuft. Am Sonntag konnten einige Naumburger - die Zahl wird sich wohl im unteren zweistelligen Bereich befinden, heißt es aus dem Rathaus - nicht abstimmen, da ihre angeforderten Briefwahlunterlagen nicht rechtzeitig zugestellt worden waren (wir berichteten ebenfalls). Beim anstehenden zweiten Votum, so war zu erfahren, sind sie aber wieder berechtigt. Und zu hoffen ist, dass bei solchen Komplikationen der städtische Wahlleiter und Fachbereichsleiter Lars-Peter Maier für die fleißigen Ehrenamtler und Helfer in den Wahllokalen nicht erst ab 15 Uhr zu erreichen ist. (Harald Boltze)