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Von Dorf zu Dorf - Plößnitz Von Dorf zu Dorf - Plößnitz: Plätzchen zum Verweilen

Von Gudrun Schröder 02.11.2006, 10:33

Hoch oben, auf der Borntaler Höhe, thront das kleine Dorf Plößnitz. Von Laucha aus lohnt es sich, einen Abstecher in den etwa drei Kilometer entfernten Ortsteil zu unternehmen. Denn Plößnitz liegt in idyllischer Umgebung und lädt nicht nur im bunten Herbst zum Verweilen ein. Im Frühling sind seltene Pflanzen, wie die beliebten Orchideen, Silberdisteln, Leberblümchen und Schlüsselblumen in der Umgebung zu entdecken. Bei einem Rundgang durch das Dorf zeigen Heinz Jänicke und Heinz Hartung sen. die Schönheiten ihrer Heimat, aber auch Sachen, die ihnen weniger gefallen. Als erstes führt der Weg zur Waldschenke. Der Platz mit den Bänken und der überdachten Jägerhütte direkt an der Hangkante sind ein beliebter Treff für die Einwohner. Aber auch Wanderer nutzen die Waldschenke, um Rast zu machen. Hier oben liegt ihnen das Unstruttal zu Füßen, bis nach Kirchscheidungen, Golzen, zu den Weinbergen geht bei freier Sicht der Blick. Doch diese ist zum Ärger von Jänicke und Hartung durch dichtes Gebüsch und Baumbewuchs versperrt. "Es ist ein zum Verweilen einladendes Fleckchen Erde, aber leider ohne Aussicht", bemerkten die Senioren. Nicht selten werden sie deshalb von Fremden angesprochen. Die Plößnitzer hoffen, dass sich vielleicht im Frühjahr etwas tut, und eine Schneise freigeschnitten wird. Ihren Optimismus schöpfen sie aus der Tatsache, dass nach zwölf Jahren Pause im Sommer ABM-Leute der Gesa in Plößnitz tätig waren. "Wir haben uns gefreut, dass an Plößnitz mal wieder gedacht wird", sagten die Rentner. Die "Aussichtsplattform" wird zur Straße hin von drei riesigen Steinen begrenzt. Die Senioren erklärten, dass diese im Zuge der Dorferneuerung extra aus der Schweiz geholt wurden. Darüber können sie noch heute den Kopf schütteln. Von 1994 bis 1997 befand sich der Lauchaer Ortsteil im Dorferneuerungsprogramm. Während als kommunale Maßnahmen die Erneuerung der Straßenbeleuchtung und der Dorfstraße anstanden, nutzten Hausbesitzer diese Fördermöglichkeit für die Instandsetzung der Dächer und Fassaden.

Stolz zeigen Jänicke und Hartung, die beide der Altersabteilung der Feuerwehr angehören, das Gemeinschaftshaus. Der Saal wird für Feiern genutzt. Zu Weihnachten und im Juli zur Kirmes lädt dazu die Feuerwehr mit Ortswehrleiter Heinz Hartung jun. alle Einwohner ein. Obwohl die Einsatzbereitschaft der Löschgruppe, so wie in vielen Dörfern, nicht mehr gegeben ist, bemühen sich die Feuerwehrleute, das gesellschaftliche Leben im Dorf zu erhalten. So wird auch das Maifeuer am Ententeich, eine alte Tradition, jährlich fortgesetzt. Viele Stunden ihrer Freizeit opferten die Feuerwehrmänner, um das Gemeinschaftshaus mit ordentlicher Sanitäranlage herzurichten, Straßen wurden erneuert, der Löschteich mit Folie ausgelegt und eingezäunt, das Gerätehaus trocken gelegt und saniert. Zur Zeit helfen sie bei Instandsetzungsarbeiten in der Kirche. "Wir möchten die Feuerwehr erhalten. Es wäre schade, wenn es sie nicht mehr gibt", äußerten die zwei Feuerwehrmänner. Exakt 31 Personen leben in Plößnitz. Schnell sind sie zusammen gezählt. Der Einwohnerschwund sei ein Problem, sagten die Senioren. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten mal 120 Leute im Dorf. Die Jungen ziehen der Arbeit hinterher. Wer hier wohnt, muss jedoch mobil sein. Plößnitz selbst hat weder ein Geschäft noch eine Post, und schon gar nicht einen Arzt oder eine Apotheke. Verkaufswagen kommen wöchentlich ins Dorf.

Der Bürgermeister von Laucha, Werner Bornkessel, lobt die Aktivitäten der Ortswehr. So weit es geht, wolle er die Wehr unterstützen. Er sei dankbar für jedes ehrenamtliche Engagement. Er wolle sich auch einsetzen, dass die Plößnitzer und Besucher wieder freien Blick über das Unstruttal haben.