Von Dorf zu Dorf - Leislau Von Dorf zu Dorf - Leislau: Wo einst Trafos summten
Oben im Gebälk unterm Kirchturmdach läutet Helmut Müller, der 74-jährige Küster im Ehrenamt, die Glocken. Unten geht es um eher profane Dinge. Gerald Hanis will von Bürgermeister Andreas Zeitschel und seinem Stellvertreter Bernd Fleischmann wissen, wann es denn soweit sei mit der "Schlüppe". Zeitschel kann da eine gute Nachricht überbringen, noch in diesem Jahr werde sie ordentlich befestigt, die "Schlüppe", die Straße vor Hanis' Haus. Seit 2001 ist einiges gemacht worden an Straßen und dem Dorfplatz. Für schöne Häuser sorgen die Bewohner, reicher Blumenschmuck vermittelt ein heiteres Ortsbild. Auch sonst scheint die Welt noch ein wenig in Ordnung zu sein. "Viele Einwohner haben Arbeit in der Landwirtschaft im Umland, einige fahren in die Hundefutterfabrik nach Camburg", weiß der Bürgermeister. Zeitschel selbst betreibt die Kommunale Landtechnik und Nutzfahrzeug GmbH und beschäftigt sieben Angestellte. Daneben gibt es noch eine Heizungs- und Sanitärfirma und eine Steuerberatung. Ein Wiedereinrichter aus Crauschwitz und die Agrarproduktion Prießnitz nutzen Hallen der ehemaligen LPG. Wir begleiten Bernd Fleischmann auf einem Dorfrundgang. 1621 steht an der Toreinfahrt des ältesten Gehöftes. Walter und Annemarie Fischer und Sohn Heiko besitzen einen Hof, den vor fast 400 Jahren ihr Vorfahr Stephan Lehmann als Lehen vom Rittergut Kreipitzsch erhielt. Vor der Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR gehörten 30 Hektar zum bäuerlichen Betrieb. Heute sind die Flächen verpachtet, ein paar Schafe und Hühner werden noch gehalten. Im weiträumigen Hof mit Wohnhaus, Stall und der zu Garagen umfunktionierten Scheune wachsen Blumen, Wein und Tomaten verschiedener Sorten. Walter Fischer kommt mit einem Korb früher Äpfel aus dem Obstgarten. Zu den Grundstücken in Leislau gehören auch große Gärten. Weiter geht es zu Dirk und Ina Ewerdt. Hier füllen den Hof zwei Traktoren, ein Belarus und ein Famulus, die Arbeitstiere der Landwirtschaft. Dirk Ewerdt, Melker von Beruf, betreibt eine Nebenerwerbslandwirtschaft, hält zwölf Kühe und nutzt dafür Splitterflächen als Weide. Einer seiner beiden Söhne lernt Landwirt. Nicht weit vom Ewerdtschen Anwesen ist der Konsum. Den gibt es zwar nicht mehr, die Leislauer fahren zum Einkauf ins nahe Camburg und nach Jena und für die Älteren kommen ein mobiler Bäcker und Fleischer ins Dorf. Dennoch steht das Gebäude. Im Jahr 2001 sind Hermes und Simone Teuchert hier eingezogen, nachdem die Naumburgerin und der Leißlinger alles um- und ausgebaut haben. Wo einst "Waren des täglichen Bedarfs" verkauft wurden, ist der Wohnbereich für die vierköpfige Familie entstanden.
Interessant ist auch, was aus dem alten Umspannwerk geworden ist. Als 1908 in Camburg ein Elektrizitätswerk errichtet wurde, bekam Leislau die Schaltstation für die Landelektrik auf der Höhe, direkt an der Fernverkehrsstraße von Naumburg nach Jena. Der Trafostation war ein kleines Einfamilienhaus angegliedert in dem die Schaltwarte wohnten. "Meine Großeltern", sagt Cornelia Reichenbächer. Dort, wo einst die Transformatoren summten, hat sie am Küchentisch alte Bilder und Papiere ausgebreitet. Bis nach der Wende bestand das Umspannwerk. Danach haben es Cornelia Reichenbächer und Ehemann Mike John gekauft und zu einem schön gestalteten Wohnbereich für sich und die beiden Kinder ausgebaut und eingerichtet. Im einstigen Einfamilienhaus hat das Ingenieurbüro von Mike John Platz gefunden. Es lebt sich gut in Leislau.