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Von Dorf zu Dorf - Billroda Von Dorf zu Dorf - Billroda: Ort ohne Gotteshaus

Von Constanze Matthes 30.07.2007, 09:03

Für Karl-Otto Friedrich, der seit sechs Jahren in Amt und Würden eines ehrenamtlichen Bürgermeisters ist, ist nicht das fehlende Gotteshaus das dringendste Problem. "Wir brauchen vielmehr Arbeitsplätze. Die größten Firmen in der Region gibt es nicht mehr oder haben sich umstrukturiert", betont das Gemeindeoberhaupt und zählt unter anderem den Dampfkesselbau und die LPG im nahe gelegenen Kahlwinkel auf. "Natürlich ist es schwer, Unternehmen in den Ort zu bekommen. Wir liegen 20 Kilometer von der Autobahn entfernt", so Friedrich weiter. Billroda ist ländlich geprägt. Zudem Ausflugsort. Bungalows am Rande des Waldes künden von Urlaubsgästen. Nicht weit davon leben direkt neben der Raststätte Waldfrieden Hirsch Heinrich und sein Besitzer Siegfried Jakob mit Hundedame Bessie. Mit einigen Maiskörnern lockt der 78-Jährige das staatliche Damwild an den Zaun seines Geheges. Heinrich ist das einzig verbliebene Tier seines ehemaligen Mini-Zoos. "Ich habe in den letzten Jahren den Bestand reduziert. Für Heinrich finde ich das Futter noch im Garten", erzählt der Ruheständler, der etwas abseits vom Dorf wohnt. Vor dem fünf Jahre alten Damhirsch muss er sich seit einiger Zeit etwas in Acht nehmen. Auch wenn Siegfried Jakob das recht ist, denn dem stattlichen Vierbeiner wächst ein stattliches Geweih, auf das er mit gewissem Stolz hinweist. "Das wird prächtig. Aber ich sehe ihm sofort an, wenn er damit etwas vorhat", schmunzelt der Tierfreund. Auf die Frage, was Billroda charakterisiert, überlegt er nicht lange: "Vor einiger Zeit hat mir ein Jäger erstaunt erzählt, wie viele Bäume es eigentlich hier gibt. Die Finne-Region ist landschaftlich sehr reizvoll. Du lebst hier wie im Urlaub."

Doch es ist nicht nur die Landschaft, auch die Einwohner prägen das Dorf. "Bis zu einem gewissen Punkt sind die Billrodaer hilfsbereit, von da an sind sie herzlich", bemerkt Karl-Otto Friedrich. Tragende Säule des gemeinschaftlichen Lebens, wie er betonte, ist die Feuerwehr, die nicht nur Brandschützer ist. Der örtliche Feuerwehrverein konzentriert sich in seiner Arbeit sowohl auf die Vorbereitung von Festen als auch mit Bildungsangeboten auf die Kinder- und Jugendarbeit. Zudem widmet er sich der Heimat- und Traditionspflege. "Es ist Arbeitsteilung und Personalunion zugleich. Denn alle Wehrteilnehmer sind auch Vereinsmitglieder", versichert Vorsitzende Gertraud Bränder. Damit ist der Verein auch der größte im Dorf. Das Engagement für die Feuerwehr und das gemeinschaftliche Leben im Ort wird in vielen Familien von mehreren Generationen getragen. Die Wehr, die im vergangenen Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feierte, gilt als einer der erfolgreichsten, als positives Aushängeschild. Billroda hat die einzige Kinderfeuerwehr im Burgenlandkreis und ist bei Wettkämpfen stets auf den ersten Plätzen zu finden. Der Wanderpokal des Kreises wird nach dreimaligem Gewinn das Dorf an der Finne nun nicht mehr verlassen.