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Theater Theater: Eine Bühne für Naumburg

Von ekkehard steinbrück 03.02.2014, 13:05
Rebzeilen auf dem Wöllmisse bei Schöngleina in Thüringen - Lars und Elfi Triebe bewirtschaften sie.
Rebzeilen auf dem Wöllmisse bei Schöngleina in Thüringen - Lars und Elfi Triebe bewirtschaften sie. torsten biel Lizenz

Vom berühmten Bürgel und seiner einst blühenden Keramik ist es nur noch ein Katzensprung südlich Richtung Stadtroda, um den vielleicht östlichsten Weinberg Thüringens zu entdecken. Am Weg zum örtlichen Flughafen fällt ein Schild auf: „Elfenberg“ steht da geschrieben. Und dass es unweit einen Weinverkauf gäbe. Und hinter dem Schild ist ein guter Hektar mit Reben bepflanzt. Auf dem Weg zum Weinverkauf, bei diesem Wetter ist ein geländetaugliches Fahrzeug angeraten, schließen sich an die Weinstöcke Kirschbäume an, die man überdachen kann. Und welche ohne Dach. Birnen, Äpfel und hinter einer weiteren Straße der Obsthof. Nein. Das Obstgut Triebe.

Von Zörbig nach Thüringen

Um es gleich zu klären, mit den Triebes aus Würchwitz ist man nicht verwandt. Die hiesige Familie Triebe stammt auch nicht von hier. Doch dazu später. Trotz minus sieben Grad werden Apfelbäume verschnitten. Hauptsächlich maschinell. Die Bäume sehen danach irgendwie aus wie gerupfte Weihnachtsbäume Ende April. Oder explodierte Kleiderständer. „Wir wollen hier Obst produzieren, nicht Holz“, ist der erste pragmatische Satz von Lars Triebe. Der ist Baujahr ’67 und der Chef hier, also nicht nur Juniorchef. Wie der Senior betont. Der schlug einst Wurzeln hier, als er Ende der Siebziger von Prussendorf bei Zörbig mit der Familie herzog, um beim VEG Obstgut Schöngleina anzuheuern, das er dann später leitete. 200 Hektar gehörten damals zum Betrieb.

Wie so viele Obstplantagen sollte auch in Schöngleina nach der Wende alles gerodet werden. Im Jahr 1994 pflanzte Vater Triebe neu und konnte so die letzten gut 30 Hektar retten. Um den Betrieb zu übernehmen, brauchte es den Junior, um die Banken zu überzeugen. Der studierte noch und hatte gerade in Erfurt seine Elfi kennen und lieben gelernt. Die lernte in Radebeul bei Wackerbarth Winzerin und arbeitete den praktischen Teil in der Agrargenossenschaft Gleina. Im Betrieb, in dem ihr Vater für die Viehzucht zuständig war. Die Familie wohnte in Albersroda. Später arbeitete sie in der Rebschule, als die noch kein Hotel war. Gemeinsam reifte schließlich der Entschluss, beim väterlichen Obstgut einzusteigen.

Und irgendwie gärte schon damals der Gedanke, an der Bruchkante des Wöllmisse genannten Höhenzuges, der bei Jena in den Kernbergen endet, Reben zu pflanzen. 2004 und 2005 war es soweit, da kamen in etwa zu gleichen Teilen Müller-Thurgau, Grau- und Weißburgunder, Dornfelder und Blauer Zweigelt in den Boden. Ein durchaus ambitioniertes, wie bodenständiges Projekt. Von Anfang an war Mario Thürkind als Berater im Boot, der dann auch die Trauben kelterte und es noch bis heute tut. „Man merkt, dass die was vom Obstbau verstehen. Und wer Obst kann, kann auch Wein. Die Qualität der Trauben aus Schöngleina ist hervorragend“, so Thürkind.

Und auch Triebes sind über den Partner aus Gröst des Lobes voll. 2012 versuchte man sich erstmals an einer Weißburgunder Spätlese, nachdem man es in den ersten Jahren seit 2007 bei QbA belassen hatte. Ein äußerst respektables Tröpfchen, der sich vor Weinen etablierter Kollegen nicht verstecken muss. Vom letzten Jahrgang wird es erstmals einen Rosé geben.

Dass der Schriftzug „Elfenberg“ Rebzeilen wie Etikett ziert, war den Puristen des Etikettenwesens schnell ein Dorn im Auge, weil sie keine Lage bezeichnet, sondern auf Frau Triebes Vornamen anspielt. Und so was geht nun mal gar nicht im europäischen Weinbau. Es sei denn, man deklariert es als eingetragene Marke. Ähnlich wie „Dicker Wilhelm“ oder „Händelwein“ oder „Graf Mansfeld“ oder „Herzog von Auerstedt“. Also es geht schon, wenn man sich geschickt anstellt. Nicht geht, dass ein von Triebes als neue Weinfläche angestrebtes Nachbarflurstück zur bestehenden Fläche zwei Grad zu wenig Hangneigung hat. Da hat die Thüringer Weinkommission ein klares „Nein!“ zur weinbaulichen Eignung gegeben. Das würde für so manche Fläche in Sachsen-Anhalt das „Aus“ bedeuten. Aber die Ablehnung liegt schon ein paar Jahre zurück und in andren Fällen wurde weit großzügiger entschieden, so dass ein neuerlicher Anlauf nicht ohne Aussicht auf Erfolg wäre.

Einkauf in Jena oder Zinna

Der Weine vom Elfenberg habhaft zu werden, ist nicht ganz einfach. Ich bin ihnen vor Jahren mal auf dem Jenaer Wochenmarkt begegnet. Schon damals eine lohnenswerte Entdeckung. Dienstags, donnerstags, freitags und an Sonnabenden sind Triebes noch heute dort zu finden. Oder man fährt zum Hof im Schöngleinaer Ortsteil Zinna. Da kann man sich dann gleich aus über zehn Apfelsorten bedienen und in der Saison Pflaumen, exotische Kirschen, Johannes- oder Himbeeren eintüten. Und selbst gezogenen Tafeltrauben zum Naschen. In der „Weintanne“ in Jena stehen sie ebenso auf der Karte wie im „Thüringer Weinkeller“ von Gernewitz.