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Landgericht Halle Tatort Hauptbahnhof Naumburg: Mann beraubt Reisenden am Fahrkartenautomaten und wird im Zug nach Halle geschnappt

Im Landgericht Halle ist ein 30-Jähriger angeklagt worden, einen Mann im Naumburger Bahnhof beraubt und verletzt zu haben. Ihm droht eine Haftstrafe von mindestens einem Jahr. Die Kammer hat einen Sachverständigen hinzugezogen, um zu prüfen, ob der Mann in einer Psychiatrie untergebracht werden muss.

Von Jana Kainz 12.03.2025, 16:54
Im Landgericht in Halle ist ein 30-Jähriger angeklagt, im Juli 2024 im Naumburger Hauptbahnhof einen Mann beraubt und verletzt zu haben.
Im Landgericht in Halle ist ein 30-Jähriger angeklagt, im Juli 2024 im Naumburger Hauptbahnhof einen Mann beraubt und verletzt zu haben. (Foto: Undine Freyberg)

Halle/Naumburg. - Eine Zugreise wird ein 23-Jähriger so schnell nicht vergessen. Statt stressfrei vom Hauptbahnhof Naumburg bis nach Halle zu fahren, kam er am 24. Juli vergangenen Jahres nur bis Weißenfels – was keineswegs an der Bahn lag. Vielmehr war er Opfer einer Straftat geworden, die seit Mittwoch, 12. März 2025, am Landgericht Halle verhandelt wird.

Gerangel am Automaten

Angeklagt wurde ein in Guinea-Bissau geborener 30-Jähriger, der den Bahnreisenden beraubt und verletzt haben soll. An jenem Juli-Tag kaufte sich der heute 23-Jährige am Automaten eine Fahrkarte. Als er das Rückgeld entnehmen wollte, kam ihm der am Nachbarautomaten stehende Angeklagte zuvor. Doch beließ er es nicht beim Rückgeld. Der Westafrikaner griff zudem nach dem Portemonnaie des Mannes, der sich zur Wehr setzte. Bei dem Gerangel stieß ihm der Angeklagte einen Ellenbogen gegen den Mund, wodurch er hinfiel. Indes machte sich der Dieb mit der Geldbörse aus dem Staub.

Er habe gesehen, erzählte das Opfer gestern, wie der Mann zu dem Bahnsteig rannte, an dem der Zug nach Halle wartete. Auf dem Weg dahin warf der Angeklagte das Portemonnaie weg, nachdem er das Bargeld – 370 Euro hatte der Zugreisende an dem Tag dabei – und die Aufenthaltsgestattung des jungen Mannes an sich genommen hatte. Der Beraubte rappelte sich auf und folgte dem Mann, der inzwischen im Zug nach Halle verschwunden war. Unterwegs drückte ihm ein Passant seine gestohlene Geldbörse in die Hand.

Im Zug – er war am anderen Ende als der Angeklagte eingestiegen – traf der Bestohlene auf einen Soldaten, der alles beobachtet hatte und seine Hilfe anbot. Gemeinsam wollten sie den Täter schnappen. Auf dem Weg durch die Abteile traf der Geschädigte einen Kumpel, der sich den beiden anschloss und die Polizei verständigte. Die Beamten warteten am Weißenfelser Bahnhof auf die Männer.

Polizei ruft Notarzt

Trotz diverser Verständigungsversuche ließ sich der Angeklagte damals zu keiner Aussage bewegen, erzählte einer der Polizisten. Das Problem sei nicht die Sprachbarriere gewesen. Er habe einfach nicht gewollt, die Polizisten lediglich mit leerem Blick angeschaut. Stumm war der Angeklagte auch gestern geblieben. Aussagen wollte er auch nach einem Unter-vier-Augen-Gespräch mit seinem Verteidiger nicht, der die Kammer wissen ließ, dass sich die Aussagebereitschaft seines Mandanten auch ihm gegenüber stets ändere.

Doch zurück zum Juli 2024 in Weißenfels. Während der erfolglosen Befragung des Tatverdächtigen hätten dessen Arme und Beine zu zucken begonnen, was Entzugserscheinungen geglichen habe. Deshalb riefen die Beamten den Notarzt, der dafür keine Erklärung hatte. Der Haftrichter ordnete daraufhin an, den Tatverdächtigen während der Untersuchungshaft im psychiatrischen Krankenhaus in Uchtspringe unterzubringen.

Kommende Woche wird ein Sachverständiger sein Gutachten vorstellen, denn im Falle einer Verurteilung – dem Angeklagten droht mindestens ein Jahr Haft – könnte auch eine weitere Unterbringung in Uchtspringe angeordnet werden.