1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Naumburg
  6. >
  7. TAG DER ARBEIT: TAG DER ARBEIT: Gewerkschaft will gute Löhne für gute Arbeit

TAG DER ARBEIT TAG DER ARBEIT: Gewerkschaft will gute Löhne für gute Arbeit

Von ALBRECHT GÜNTHER 25.04.2010, 16:39

TEUCHERN/STÖSSEN - TEUCHERN / STÖSSEN- "Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal für eine Biogasanlage begeistern könnte", sagt Arndt Helm. Dabei steht der Chef der Osterland Teuchern GmbH genau vor solch einer modernen Anlage in Stößen, und während er davon spricht, kommt er sogar ins Schwärmen. "Man muss die Anlage füttern und liebevoll umsorgen wie eine Kuh, damit sie gedeihen kann. Im Inneren wirken nämlich ganz sensible Mikroorganismen."

Zwei riesige "Kochtöpfe" stehen neben dem Rinderstall. Jeder von ihnen besitzt ein Fassungsvermögen von 1 900 Kubikmeter Gülle. Zweimal täglich werden sie "gefüttert". Eine Mischung aus sechs Tonnen Festmist, 35 Kubikmeter Gülle und 18 Tonnen Maissilage wandert in den Fermenter. Hier wirken drei riesige Rührwerke rund um die Uhr. Bei einer konstanten Temperatur von etwa 40 Grad Celsius entweicht das Biogas, wird im benachbarten - ebenfalls neuen - Blockheizkraftwerk verbrannt und liefert Strom ins öffentliche Netz. Rund 260 Kubikmeter Gas entstehen pro Stunde mit einem Methan-Gehalt von über 50 Prozent. In einem Monat kommen so rund 370 000 Kilowatt zusammen. "Ich war am Anfang wirklich sehr skeptisch, doch bislang hatten wir keine Störungen und stets volle Leistung", sagt Helm.

Das habe den Bauern vor allem in dem zurückliegenden kalten und langen Winter wirtschaftlich genutzt. Die Rinder und Schweine in den Ställen liefern nicht allein Mist und Gülle, sondern bekommen die Wärme aus der Anlage gleich wieder zurück. Aus diesem Grund sind die 320 Schweine aus dem Stall in Bonau ebenfalls nach Stößen umgezogen. Im neuen Zuchtstall leuchten rund um die Uhr die Rotlichtlampen und locken die gerade frisch geborenen Ferkel unter die Wärme. Das Brauchwasser versorgt nicht nur jene Schweinezucht, sondern zugleich die moderne Milchviehanlage samt Melkkarussell. Und die erzeugte Wärme wird für eine rund 300 Quadratmeter große Anlage zur Trocknung von Mais und anderem Getreide genutzt. Dadurch entfallen weitere Kosten für die Trocknung, die früher mit Öl und Gas betrieben wurde. Die wirtschaftliche Lage der Landwirte gestaltet sich seit Jahren als schwierig, die Preise für Milch und Getreide befinden sich stetig auf Sinkflug. "Wir hängen am Tropf der Wirtschaftskrise und müssen selber nach Alternativen suchen", sinniert der moderne Rinderzüchter. Längst geriet der ursprüngliche Auftrag der Bauern, die Bevölkerung zu ernähren, in den Hintergrund. Und so müsse ein Unternehmen wie Osterland nach neuen Standbeinen suchen.

"Für mich gehört eine Biogasanlage ausschließlich auf den Hof der Bauern und nicht auf die grüne Wiese an der Autobahn", sagt Helm mit seiner heutigen Erfahrung. Nur ein landwirtschaftlicher Betrieb sei in der Lage einen sinnvollen Kreislauf der Ressourcen zu gestalten. So landen Mist und Gülle im Fermenter und heizen als Biogas den Stall. Das Produkt aus der Vergasung stinkt längst nicht mehr wie die alte Gülle und landet als organische Düngung auf dem Feld. Rund 1,5 Millionen hat Osterland in die Anlage investiert, die Abschreibungen rechnen sich über 15 Jahre.