Sieg geht nach Oldenburg
Naumburg. - Im August erst stand im Berufsschulteil am Naumburger Markgrafenweg das Examen der Keramiker-Lehrlinge an, nun herrschte in den Räumen der Bildungsstätte schon wieder Prüfungsatmosphäre. Angetreten waren diesmal aber zwei frischgebackene Gesellinnen und ein Berufskollege. Stand doch in der Domstadt wieder der Bundeswettbewerb der Keramiker an.
Diesmal stellten sich mit Florian Albrecht aus Fürstenwalde (Land Brandenburg) und Lisa Neumeier aus Regensburg (Freistaat Bayern) zwei Scheibentöpfer den gestrengen Augen der Jury, zu der neben Christian Wolff von der hiesigen Berufsbildenden Schule und Sven Schlönvoigt von der Töpfermühle in Möbisburg bei Erfurt erstmals auch Lutz Pflugk von der in Niederbayern angesiedelten Lallinger Töpferei gehörten. Dritte im Bunde der Wettbewerbsteilnehmer war Charlotte Enders aus Oldenburg (Land Niedersachsen), die im Fach Baukeramik gelernt hatte. Wobei alle drei Keramiker in zwei unterschiedlichen "Wettkampfdisziplinen" antraten.
Da wäre zum einen der Leistungswettbewerb der Handwerksjugend "Profis leisten was" (PWL) zu nennen. An ihm dürfen Töpfer und Keramiker bis zum Alter von 25 Jahren teilnehmen. Wobei die Baukeramikerin unter anderem Ofenkacheln oder Lüftungsgitter herzustellen hatte. Für die Scheibentöpfer stand beispielsweise die Aufgabe, eine Serie von Krügen nach Muster sowie einen Krug und eine Schale nach eigenem Entwurf zu schaffen. "Kreativität und Nutzwert müssen bei den Arbeiten in Übereinstimmung stehen", sagte Wolff. Hinzu kamen nach freier Wahl gefertigte Stücke, so eine von Charlotte Enders geschaffene dreieckige Keramik mit Stempel-Dekor, die als Vase oder Pflanzgefäß Verwendung finden kann, hätte sie denn Bestand.
Den meisten während des Leistungsvergleichs getöpferten Stücken war nämlich kein langes Leben beschieden. Denn was nützt das schönste Dekor, wenn der Krug dann beim ersten Gang zum Wasser schon bricht? Deshalb werden die Stücke nicht nur äußerlich begutachtet, sondern auch "seziert", sprich: zerschnitten, um Verarbeitungsfehler wie Lufteinschlüsse zu entdecken. Bundessieger im Wettbewerb "Profis Leisten was" wurde nach dem sorgfältigen Vergleichen der Arbeiten durch die Jury am Ende schließlich der Brandenburger Florian Albrecht.
"Gute Form - Handwerker gestalten" - unter diesem Motto steht der zweite Wettstreit. Ihn gewann Charlotte Enders. Sie hatte neben interessanten anderen Stücken drei Kreationen präsentiert, die im unteren Teil aus sich verjüngenden blauen Pyramidenstümpfen bestehen. Auf denen thronen wiederum kleinere Pyramiden, die aber keine gleichmäßige Konstruktion aufwiesen, sondern verschobene, sich überlappende Seitenwände besitzen. Diese Anordnung verleiht den Kreationen ein etwas mystisches Flair. Bewertet wurden bei diesem Wettbewerb ästhetische Qualität und schöpferische zeitgerechte Produktlösungen.
Wobei diese Arbeiten nicht während des Leistungsvergleichs in Naumburg entstanden. Vielmehr präsentierten die jungen Handwerkerinnen mit den Gefäß-Ensembles die so genannten freien Stücke ihrer Gesellenprüfung.