Pfingstwetter wird nicht wirklich schön „Schlimmstenfalls geht das Ganze gleich in die Schafskälte über“
Hobbymeteorologe Dietmar Lange spricht über den Wetterverlauf und seine Ursachen.

Braunsroda - Wonnemonat Mai? Von wegen. Seinem Namen wird er dieses Jahr nicht gerecht. Kälte und Schauer wollen stattdessen kein Ende nehmen. Und besser scheint’s am Pfingstwochenende nicht zu werden. Mit dem Hobbymeteorologen Dietmar Lange aus Braunsroda, der seit 1977 permanent Wetterdaten aufzeichnet und auch Autor unserer im Burgenland-Journal erscheinenden „Wetterplauderei“ ist, sprach Redakteur Michael Heise.
Was ist von diesem Wetter zu halten? Gefühlt nimmt der Winter kein Ende.
Dietmar Lange: Der Eindruck täuscht nicht. Der Wetterverlauf mit seinen anhaltend niedrigen Temperaturen bis jetzt weit in den Mai hinein ist auf keinen Fall typisch. Nimmt man nur den Mai, so ist er der dritte kalte in Folge.
Woran liegt’s diesmal?
Nicht unwesentlich am Jetstream, also einem Starkwindband, das um diese Zeit sonst viel weiter nördlich angesiedelt ist. Das hält sich bei uns ganz hartnäckig und bringt kühle Luft vom Atlantik nach Mitteleuropa. Leider verläuft die Frontalzone nicht so, dass sich kurzfristig sommerliches Wetter einstellt. Der Hitzelufteinschub vom Muttertag konnte diese Situation nicht durchbrechen. Und wenn Sie auf die Wetterkarten schauen, ist die Situation auffällig. Überall herrscht normales oder sogar zu warmes Wetter, nur in Mitteleuropa nicht. Es hängt in der Kaltluft fest. Ein schwacher Trost: Es wäre noch schlimmer gekommen, wenn das Hochdruckgebiet vom April über Grönland Bestand gehabt hätte.

Na immerhin. Der Natur aber scheint das feuchtkalte Wetter zu gefallen. Gibt es da in Bezug auf die Trockenphasen der Vorjahre gute Nachrichten?
Durchaus. Was des Gärtners und Landwirts Freud, ist des Urlaubers und nach Sonne suchendem Menschen Leid. An meiner Wetterstation in Braunsroda verbuche ich jetzt ein Plus an Niederschlag von 70 Millimeter seit Jahresanfang - bezogen auf die übliche durchschnittliche Niederschlagsmenge. Das liegt auch am vielen Schnee vom Februar. Im Mai erreichte die Niederschlagssumme im Burgenlandkreis bis zum heutigen Tag von West nach Ost 35 bis 60 Millimeter, was etwa 60 bis 100 Prozent des normalen Mai-Niederschlags entspricht. Die oberen Bodenschichten sind jetzt gut durchfeuchtet. Geht das so weiter, ist das Defizit in der Tiefe bald ausgebügelt.
Und es sieht so aus, als könnte man nach einem verregneten Himmelfahrtstag auch das Pfingstwochenende abhaken...
Man sollte niemals nie sagen. Aber ja, alle einschlägigen Wettermodelle deuten darauf hin, dass es die nächsten Tage Temperaturen von um die 15 Grad, nachts Werte knapp unter zehn Grad, und immer wieder Regen gibt. Dazu könnte sich noch am Freitag/Sonnabend ein Sturmtief etablieren, das wiederum kältere Luft von Norden zu uns bringt. Schlimmstenfalls geht das Ganze gleich in die Schafskälte über, die den Juni früher oft dominierte.
Ein guter Wetterfrosch hat auch gute Nachrichten. Oder?
Was Pfingsten angeht, wird es trotzdem so sein wie die vergangenen Tage. Die Sonne lässt sich immer wieder blicken. Wer unterwegs ist, sollte sich eben warm einpacken, Regen einkalkulieren und die Sonne genießen, wenn sie da ist. Wer grillen will, muss das richtige Zeitfenster dafür abpassen. Und generell ist es doch so: Nichts hält beim Wetter ewig - und wir bewegen uns Richtung Sommer. Irgendwann geht es plötzlich ganz schnell, dann bekommen wir wieder eine Hitze, die auch keiner will. Und vielleicht schwenkt ja das Wetter genauso um wie im Sommermärchen 2006. Damals begann die Heim-WM im Fußball. Steht nicht ein ähnliches Sportereignis an?