Energiegewinnung in Bad Kösen Schlauchwehr und Kraftwerk gehen bald in Betrieb
Das Gebäude mitten im Fluss sorgt indes für Diskussionen.

Bad Kösen - Es ist diese Postkartenansicht, die Passanten von der Saalebrücke aus Richtung Süden fasziniert und sie stehen bleiben lässt: links oben das Gradierwerk, zu Füßen das Wehr und die Radinsel, rechts der alte Speicher. Seit nun an dessen Seite aber die Umrisse des weit in den Fluss ragenden neuen Turbinengebäudes der Kopius Energie GmbH und Co. KG deutlich sind, fremdeln manche mit der Ansicht. Sie werde verschandelt, weil sich der Bau nicht in die Landschaft einfüge. Tatsächlich ist das neue Turbinengebäude um ein Vielfaches größer als das infolge eines Brandes der Mühle 2007 abgerissene, das eher einem größeren Schuppen gleichkam. 15 mal zehn Meter misst das Objekt, knapp neun ist es hoch - und es steht eben auffällig in der Saale.
Große Fischtreppe
Die Antwort auf die Frage, ob das „passt“, wird sich vermutlich erst beantworten lassen, wenn im wahrsten Sinne des Wortes noch etwas Wasser die Saale hinabgeflossen ist. Denn wer aktuell von der Brücke aus dorthin blickt, schaut auch 14 Meter in die Tiefe auf das Fundament des Gebäudes und die gewaltige Fischtreppe. Später wird hier Wasser sein. Investor Matthias Kopius ist deshalb optimistisch, dass sich dann manche Diskussion relativiert. „Wir haben das Kraftwerk so geplant, dass es einerseits den technischen Anforderungen gerecht wird und sich andererseits in die Umgebung einfügt. Die Optik ist an die des Speichers angelehnt. Wir bauen so wie genehmigt, und wegen Details gibt es auch Gespräche mit der Stadt“, meint Kopius.

Sein Unternehmen will noch in diesem Jahr und damit ziemlich planmäßig die beiden je 380 Kilowatt starken Turbinen in Betrieb nehmen. Verzögert hat sich hingegen durch vielerlei Einflüsse - auch coronabedingt - der Einbau des 100 Meter langen Membran-Schlauchwehrs. Am Ufer liegend, soll es nun montiert werden, wenn der Saalepegel es zulässt. Im Moment ist dieser laut Kopius ein wenig zu hoch.
Feinabstimmungen laufen
Doch zurück zum Gebäude. Baugenehmigende Behörde ist das Landesverwaltungsamt. Allerdings wird die Stadt „angehört“, schließlich befindet sich nicht nur das Turbinenhaus, sondern auch das angrenzende Mühlengelände samt Speicher im Sanierungsgebiet; dabei sind denkmalpflegerische Aspekte zu berücksichtigen. Ute Freund, Leiterin des Fachbereiches Stadtentwicklung und Bau: „Natürlich ist das Gebäude größer als das alte, doch man kann davon ausgehen, dass hier sehr genau und umsichtig geplant wurde. Man darf nicht vergessen, welche Zustände hinsichtlich des Wehres in der Vergangenheit in Bad Kösen geherrscht haben. Das Projekt des Unternehmens Kopius kann nicht hoch genug geschätzt werden für die Entwicklung in der Kurstadt.“
Bezüglich des Turbinenhauses befinde man sich in enger Abstimmung. Geklärt würden unter anderem die Fassadengestaltung und die Dacheindeckung. „Die Fassade erhält eine geputzte Oberfläche mit hellem Farbton, die Dachziegel sind in Anthrazit gehalten. Die Fenster werden in sich geteilt“, so Freund.

Bad Kösens Ortsbürgermeister Holger Fritzsche (BBK) versteht die Bedenken, die der Neubau bei manchem aufwirft. „Klar, Wehr- und Uferbereich werden anders aussehen. Eine Kulisse wie früher kann man aber heute sicher nicht erwarten. Es muss auch Neues geben“, so Fritzsche. Er moniert jedoch, dass das Projekt im Ortschaftsrat zwar vom Unternehmen vorgestellt wurde, man aber nie eine Visualisierung des Baus zu Gesicht bekommen habe (Tageblatt/MZ hatte allerdings im Oktober 2019 eine von Kopius Energie bereitgestellte Bildmontage veröffentlicht - Anmerkung der Redaktion).
Wenn das Schlauchwehr montiert und die Turbinen in Gang gesetzt sind, finden die Arbeiten von Kopius noch kein Ende. Das Unternehmen will dann ein Konzept für den gesamten Teil des ihm gehörenden Geländes erarbeiten. Matthias Kopius: „Die Hofgestaltung ist ein wichtiges Thema, ebenso die Zukunft des Speichers. Ich denke, hier könnte man gut Gastronomie unterbringen und auch touristische Unterkünfte. Vorgesehen ist eine große Terrasse“, so der Unternehmer. Das alles aber sei noch Zukunftsmusik. „Aktuell fordern uns Wehr und Kraftwerk voll und ganz.“