Projekt Projekt: Magisches im Naumburger Turbinenhaus

Naumburg - Sie gehörte in Naumburg zu Weihnachten wie der Adventskranz oder die Pyramide: die Weihnachts- und Neujahrsausstellung von Modellbau Schulze in der Bahnhofstraße. In diesem Jahr ist die größte private Modellbahnanlage der Spurweite H0 im ausgebauten Stallgebäude auf Michael Schulzes Grundstück zum letzten Mal zu sehen.
Diese Gelegenheit ließen sich am Sonnabend als erste Gäste Martin Böhm und seine dreijährige Tochter Greta aus dem thüringischen Albersdorf bei Hermsdorf nicht entgehen. Und beide hatten viel zu schauen. Immerhin können 44 Züge über die 66 Quadratmeter große Anlage fahren, die mit vielen Details aufwartet wie nasser Wäsche auf der Leine, einem Gemüsegarten samt Gewächshäusern, Enten an einem Teich samt Badenixe oder Häusern - und alles maßstabsgerecht 1:87. Wer genau hinschaut, entdeckt an einem DDR-Garagenbau den Schriftzug „Freie Wahlen, Gorbi, Gorbi“. Zu DDR-Zeiten, 1978, hat Schulze begonnen, die Anlage zu bauen.
Die Weihnachts- und Neujahr-Modellbahnausstellung von Modellbau Schulze in der Naumburger Bahnhofstraße 25 ist bis zum 6. Januar zu sehen. Während dieser haben die Gäste auch die Möglichkeit zu kaufen. Inhaber Michael Schulze hält für die Ausstellung die Pforten montags bis freitags von 13 bis 18 Uhr sowie sonnabends, sonntags und feiertags von 10 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr offen.
Einen Teil habe er nach der 1989er Wende umgestaltet, erzählte er, während sich Greta und ihr Vater die verschiedenen Züge genau ansahen. Inmitten der vielen Lokomotiven stand auch eine nagelneue: die E 187, die elektrisch fahren, aber auch auf einen Dieselmotor umschalten kann. „Das ist der neueste Trend der Technik. Zwei dieser Loks sind im Original erst in diesem Jahr in Serienproduktion gegangen, und vor drei Tagen habe ich die Modelle erst aus Sonneberg bekommen“, erklärte Modellbauer Schulze. Weder auf der großen noch auf den anderen sieben zu besichtigenden Anlagen, sondern in einer der vielen Vitrinen der sich über zwei Etagen erstreckenden Ausstellung steht eine Lok, die derzeit ein Jubiläum feiert: 40 Jahre gibt es inzwischen die E 250 DR, die nach dem Zusammenschluss der Eisenbahnen nach der Wende die Bezeichnung 155 DBAG trägt.
Als Greta und Vater Martin Böhm den Heimweg antraten, stand für beide fest, was sie machen würden, sobald sie daheim eintreffen: die Spielzeugeisenbahn aufbauen. Gebaut wird auch eifrig in Schulzes Werkstatt. Der 62-Jährige plant, im nächsten Herbst eine neue Anlage zu eröffnen. In einer 75 Meter langen Halle auf dem einstigen Militärgelände in der Kroppentalstraße soll en miniature die Saalebahn mit ihren ursprünglichen Bahnhöfen, auch Güterbahnhöfen, zwischen Großheringen und Großkorbetha fahren.
