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Porträt Porträt: Erfolge in den 80ern

04.03.2013, 07:54
Nicht der große Lichthof ist es. Ein großes Orchester gibt es auch nicht. Nur mit Freund Schrader gastierte Purple Schulz im Kellertheater.
Nicht der große Lichthof ist es. Ein großes Orchester gibt es auch nicht. Nur mit Freund Schrader gastierte Purple Schulz im Kellertheater. h.-d. speck Lizenz

freyburg - Purple Schulz hat Feuer gemacht. Das Kellertheater ist rappelvoll, der Sänger geht durch die Reihen auf die Bühne. Dort greift schon sein Freund, der Musiker Schrader, in die Gitarrensaiten. „Visionen sind wichtig“, singt Schulz und hat da schon seine erste Botschaft auf den Weg gebracht. „Träume sind gut, spinnen ist richtig, verrücktsein braucht Mut.“ Mit dem Song „Ich hab Feuer gemacht“ aus seinem neuen Album „So und nicht anders“, begrüßt Purple Schulz sein Publikum. Gemeinsam mit Heinz-Rudolf Kunze bildete 2010 der Lichthof seine Kulisse. „Doch das kleine Theater gefällt mir viel besser“, kann sich der Künstler an diesem Abend freuen. Seit Längerem hat sich der Kölner auf Duoauftritte in kleinem Rahmen eingestellt. Die Nähe zwischen Publikum und Künstler schaffe eine besondere Atmosphäre, die er liebe. Damals hätten 15 Musiker auf der Bühne gesessen, erinnert er sich: „Heute ist nur noch der Schrader da.“

Auch sein neues Album ist in kleinem Rahmen entstanden, erfährt das Publikum. „In einem winzigen Studio im Keller meines Hauses, in der Küche wurde getextet und die ganze Familie war dabei eingebunden. Seine Frau Eri sei ihm die wichtigste Hilfe. In Freyburg lauscht sie vom Mischpult aus aufmerksam dem Konzert. In der Pause steht sie am Stand mit den Devotionalien. Die Schürzen mit der Aufschrift „Ich hab Feuer gemacht“ sind der Renner.

14 Lieder sind auf dem neuen Album, fünfzehn Jahre nach dem zuletzt erschienenen. Der Künstler, 1956 geboren, ist immer besser geworden, seine Geschichten, die er am Piano erzählt, sind tiefgründiger, berührender. Da ist die Begegnung in der Psychiatrie mit einem sehr guten Freund. Purple Schulz: „Von hier nach da, trennt uns nur eine sehr, sehr dünne Wand“. Er singt vom Übergang in eine Welt von Demenz und Alzheimer.

Tiefgründig sind die Texte, eindringlich die Interpretation. Doch der Kölner Liedermacher ist auch ein exzellenter Komödiant. Zur Nachdenklichkeit kommt oft die Heiterkeit. Es darf und soll gelacht werden. Auch die Truhe mit den großen Hits von vor 30 Jahren wird geöffnet: „Verliebte Jungs“, „Du hast mir gerade noch gefehlt“, „Kleine Seen“ und natürlich „Sehnsucht“. 1984 bekam das Lied mit dem Schrei („Ich will raus“) in der DDR seine ganz besondere Bedeutung.

Lustig sollte es ausgehen: Schulz hat sich die Clownsnase aufgesetzt ,die Konfetti-Schlangen umgehängt. Mit Schrader singt er „Kölle alaaf“. .Dann wird es wieder besinnlich. Mit dem „Letzten Koffer“ erinnert er an Deutschlands bekanntesten Bestatter, Fritz Roth, der im Dezember 63-jährig starb. Das Lied sang Purple Schulz am Klavier für seinen Freund, der in einem roten Sarg lag. Nun ist es der Abschiedssong in Freyburg.