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Zu Besuch im Schlossmuseum in Freyburg Neue Schau auf Neuenburg: Ohne Wein keine Kunst

Zu sehen sind auch drei Werke von Walter Weiße, dem 2023 eine große Schau gewidmet ist.

Von Constanze Matthes Aktualisiert: 26.11.2021, 09:48
Kunsthistorikerin Mandy Wignanek hängt Bilder mit Wein-Motiven  von Walter Weiße auf.
Kunsthistorikerin Mandy Wignanek hängt Bilder mit Wein-Motiven von Walter Weiße auf. (Foto: Torsten Biel)

Freyburg - Es ist ein Bild, das die Aufmerksamkeit nahezu magisch auf sich lenkt. Der Betrachter hält minutenlang inne. So voller Wärme und Frohsinn sorgt das Werk für eine kleine Kur in der aktuellen, sehr angespannten und trüben Zeit. Fritz Amann (1878 - 1969) malte es 1920. Seinem Werk, Tempera auf Holz, gab er den Titel „Weinlese im Steinmeister bei Roßbach“. Das Gemälde des Malers, der ab 1906 bis zu seinem Tod in Naumburg lebte, ist derzeit in einer Ausstellung im Weinmuseum auf Schloss Neuenburg in Freyburg zu sehen. Die kleine, aber feine Schau versammelt im Kabinettzimmer 30 Objekte, die sich dem Thema Weinmotive in Kunst und Kunsthandwerk widmen und aus verschiedenen Epochen stammen. Alle Exponate zählen zum Fundus des Museums.

Eines der ältesten und sicherlich schwersten Stücke: eine stattliche Truhe aus dem 17./18. Jahrhundert. Das Duo perfekt macht ein Fassboden, dessen Gestaltung auf das Gemälde eines italienischen Künstlers zurückgeht. Zu sehen ist Bacchus, der - im heutigen Jargon ausgedrückt - sich die Kante gibt. Der römische Weingott, bei den Griechen Dionysos genannt, sei eines der meist verbreitetsten Motive, wenn es um das Thema Wein in der Kunst geht, erklärt Mandy Wignanek. Die Kunsthistorikerin ist seit März neu im Museumsteam und kuratierte die Ausstellung - neben ihrer aktuell besonderen Aufgabe. Sie kümmert sich um die Sammlung von 1.350 Arbeiten auf Papier, die Walter Weiße (1923 - 2021) dem Museum 2020 und damit noch vor seinem Tod als Schenkung überlassen hatte.

Das 1920 entstandene Bild „Weinlese im Steinmeister bei Roßbach“ des Naumburger Malers Fritz Amann ist in der Ausstellung zu sehen.
Das 1920 entstandene Bild „Weinlese im Steinmeister bei Roßbach“ des Naumburger Malers Fritz Amann ist in der Ausstellung zu sehen.
(Foto: Torsten Biel)

Dazu zählen Grafiken, Aquarelle, Holz- und Linolschnitte sowie Collagen. „Die Sammlung bildet die ganze Bandbreite seines Œuvres ab“, sagt die Museumsmitarbeiterin. „Es ist so vielfältig, dass man es nicht auf einen Stil festlegen kann.“ Weißes Werke werden museologisch aufgearbeitet und inventarisiert. Das heißt auch, sich mit den Notizen zu beschäftigen, die der Freyburger Künstler aus den Rückseiten seiner Arbeiten hinterlassen hat. Das ist nicht nur der Titel zu lesen. Auch Gedicht-Passagen lassen sich darauf finden. Darüber hinaus wird die Sammlung digitalisiert, um sie später einem breiten Publikum zu zeigen. 2023 ist eine große Weiße-Ausstellung geplant.

Drei Werke geben einen kleinen Vorgeschmack - zwei aus den 1970er-Jahren und eines aus dem Jahr 2000, das die Schweigenberge, ein Freyburger Bacchanal beziehungsweise in abstrakter Darstellung eine Flusslandschaft mit Weintraube abbilden. Doch auch die weiteren Stücke der Schau lassen die eine oder andere Entdeckung zu. Ebenfalls ein Blickfang: das Gemälde von Johann Köhler (1896 - 1976) mit dem Titel „Weinberg bei Burgscheidungen“ aus dem Jahr 1925, auf dem die nahezu in der Region vergessene Kammer- oder Rahmenerziehung im Weinbau dargestellt wird.

Eine Tasse zeigt Ansicht von Freyburg.
Eine Tasse zeigt Ansicht von Freyburg.
(Foto: Torsten Biel)

Ausgewählte Stücke aus Kunsthandwerk und Handwerk zeigen darüber hinaus, wie weit verbreitet das Weinmotiv war. Sogar ein Besteck, versilbert und aus amerikanischer Produktion stammend, beweist es. Und nicht zu vergessen, das Glas, das wohl in nahezu jedem Haushalt mit DDR-Vergangenheit zu finden ist. Eine Trichtervase aus Meissener Porzellan ist dort wohl seltener anzutreffen.

Das Museum auf Schloss Neuenburg ist Mittwoch bis Sonntag jeweils täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Näheres unter: www.schloss-neuenburg.de