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Nach etlichen Pleiten noch Fördermittel

Von Helga Heilig 13.02.2008, 17:01

Naumburg. - Er war in den 90er Jahren in der Molkerei Eckartsberga zugange. Neue Unternehmen, die er gründete, hießen unter anderem Bio-Henne und Prosalia. In der alten Naumburger Henne-Brauerei wollte er wieder Bier herstellen. Aus all den Firmen und Vorhaben, gefördert mit staatlichen Mitteln, wurde nichts - im Gegenteil. Am Ende der unternehmerischen Aktivitäten des Matthias Knauft, Mitte der 90er Jahre, gab es nur noch Schulden, und die in schwindelerregender Höhe. Inzwischen scheint das alles, zumindest von Seiten der Landesregierung, vergeben und vergessen zu sein. Gegen Knauft lagen bereits 1996 vier Haftanträge vor und er wurde von mehreren Gläubigern gesucht. Allein einem Berliner Bankhaus schuldete er damals 390 000 Mark. Bis heute warten ehemalige Mitarbeiter auf ihren Lohn. Nach Schätzung einiger Gläubiger stand er vor elf Jahren bei Banken und diversen Unternehmen damals mit rund 750 000 Mark in der Kreide. Nicht zuletzt wurde gegen Knauft der Vorwurf erhoben, dass er Fördergelder, unter anderem der Europäischen Union, veruntreut haben soll. Knauft tauchte unter und fünf Jahre später wieder auf, und zwar in Calbe. Dort ist er laut Internetrecherche unserer Zeitung Geschäftsführer der Erich Boden Delikatessen GmbH, die biologische Konfitüren und marinierte Heringsprodukte herstellt und vertreibt. Auch für dieses Unternehmen soll Knauft wiederum Fördermittel vom Land Sachsen-Anhalt erhalten haben. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine entsprechende Anfrage des Landtagsabgeordneten Daniel Sturm (CDU) zum Thema hervor.

Dem Mann, gegen den vor elf Jahren allein 25 Zwangsvollstreckungsverfahren anhängig waren, wurde "für die Errichtungen der Betriebsstätte der Erich Boden Delikatessen im Jahr 2002 ein Investitionszuschuss im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur beiwilligt", heißt es in der Antwort der Landesregierung an Sturm. In welcher Höhe die neue Firma von Knauft Fördermittel erhielt, wurde jedoch nicht mitgeteilt. Sturm kommentiert: "Diese Antwort ist nicht zufrieden stellend. Ich werde nochmals eine Anfrage dazu starten." Zudem wurde dem Landtagsabgeordneten mitgeteilt, dass "über das Vermögen der Erich Boden Delikatessen GmbH am 6. September 2004 das Insolvenzverfahren eröffnet wurde". Und weiter: "offene Verfahren gegen Matthias K. sind weder bei der Staatsanwaltschaft Halle noch bei der Staatsanwaltschaft, Zweigstelle Naumburg, anhängig".

Grundlage ist Richtlinie

Sturm wollte von der Landesregierung auch wissen, wie sie sich bei der Ausreichung von Fördermitteln vor Personen schützt, "deren einziges Bestreben es ist, sich in die Verfügungsgewalt öffentlicher Mittel zu versetzen und sich auf diese Weise zu bereichern". In der Antwort heißt es unter anderem: "Die sach- und zweckgerichtete Verwendung von Fördermitteln wird in jeder Bearbeitungsphase (...) überprüft und festgestellt". Die Vergabe von Beihilfen erfolge auf der Grundlage der Förderrichtlinien, wurde durch die Landesregierung versichert.