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Motosport Motosport: Apolle fährt auf Rang drei in der Enduro-DM

14.10.2015, 08:58
Die Journalistin und Autorin Heidemarie Hecht hat im Stadtarchiv Naumburg für ein Buch zur Geschichte des Kirschfestes recherchiert.
Die Journalistin und Autorin Heidemarie Hecht hat im Stadtarchiv Naumburg für ein Buch zur Geschichte des Kirschfestes recherchiert. Torsten Biel Lizenz

Naumburg - Das Naumburger Hussiten-Kirschfest ist mehr als das heute bekannte fünftägige emsige Treiben Ende Juni, bei dem so mancher über die Stränge schlägt. „Die Geschichte des Festes erzählt auch Stadthistorie“, erläutert Heidemarie Hecht. Die Journalistin war vor 15 Jahren mit ihrem Mann Manfred Gebhardt (1927-2013), dem Chefredakteur der bekannten Monatszeitschrift „Das Magazin“, aus Berlin nach Naumburg gekommen. Nach einem Buch über den einstigen Bürgermeister der Domstadt Emil Kraatz, 2009 erschienen, hat sie nun ein zweites geschrieben: über das Kirschfest und seine Geschichte. Ihre intensiven Recherchen führten sie in das Stadtarchiv, wo vor allem historische Zeitungen eine wichtige Quelle waren.

Der quartus-Verlag wurde 1995 in Jena gegründet. Zum Programm zählen Titel der mitteldeutschen Kulturgeschichte sowie Lesebücher mit klassischen Texten. Er gibt die wissenschaftlich ausgerichtete Reihe „Palmbaum Texte - Kulturgeschichte“ sowie die einzige literarische Zeitschrift Thüringens heraus. Ferner bemüht sich der Verlag um das Werk von Autoren aus dem Freistaat. 

Eine Erkenntnis auf ihrer Spurensuche habe sie besonders fasziniert: „Interessant ist das Spannungsverhältnis zwischen Fest und Politik, die sich stets eingemischt hat.“ Genannt sei als Beispiel unter anderem ein Fest in den 20er Jahren, wo gestritten wurde, welche Fahnen hochgezogen werden, ob die des Kaiserreiches oder die der Republik. Im Jahr 1938, in der Zeit des Dritten Reiches, wandelte sich der Fest-Charakter völlig. Es wurde ein germanisches Fruchtbarkeitsfest gefeiert, das den Zuwachs von Stadt und Familien dokumentieren sollte. „Kurz vor dem Fest war im ’Völkischen Beobachter’ ein kritischer Propagandaartikel über die Hussiten erschienen“, erzählt die Naumburgerin. Die bekannte Sage verschwand. Erst 1954, zum ersten Fest nach dem Zweiten Weltkrieg, besinnt sich die Stadt auf diese bekannte wie beliebte Geschichte. Begonnen habe alles 1801 mit einem Volksfest für Kinder, das der damalige Oberprediger initiiert hatte. „Er hat damit den Geschmack der Zeit getroffen“, weiß Heidemarie Hecht. Das Kinderfest auf der Vogelwiese veränderte sich mit den Jahren zu einem Familienfest.

Im November soll der Band im quartus-Verlag erscheinen. „Er soll nicht an den Fachmann, sondern an den normalen Bürger gerichtet sein“, merkt die Autorin an. Auf den rund 150 Seiten werden historische Zeitungsausschnitte den Text illustrieren. Ein Auszug soll im kommenden Burgenland-Journal unserer Zeitung zu finden sein.

Selbst mag Heidemarie Hecht am Kirschfest den Umzug und das Hussitenlager. „Für die Naumburger ist das Fest eine fünfte Jahreszeit und verbunden mit Kindheitserinnerungen.“ Heidemarie Hecht ist promovierte Historikerin. Sie hat früher als Redakteurin für die Wochenzeitung „Horizont“ gearbeitet, war nach der Wende freischaffend für die „Wochenpost“ und „Das Magazin“ tätig. Als Thema für ein nächstes Buch könnte sie sich Friedrich Muck-Lamberty (1891-1984) vorstellen, Begründer der Neuen Schar als Teil der damaligen Jugendbewegung.