Bambini des SC Naumburg holen den Hauptpreis bei Aktion des Kreissportbundes Mit Klopapier zu 500 Euro
Wettbewerb: Unter dem Motto „Verein(t) trotz Corona“ hatte der KSB kreative Ideen während des Lockdowns gesucht. Auch SG Finne Billroda wird geehrt.

Naumburg - Während des ersten Lockdowns war das Toilettenpapier so etwas wie das Symbol der Corona-Krise. In zahlreichen Supermärkten war es nach Hamsterkäufen wochenlang nicht zu haben; auf der anderen Seite wurden die zumeist weißen Rollen für allerlei Späße und Wettbewerbe in den Wohnzimmern der Republik genutzt. Auch der eine oder andere Weltmeister war in den sozialen Netzwerken mit einer Klopapierrolle statt mit einem Fußball jonglierend gesichtet worden.
Diesen beiden Seiten der Medaille - dem zum Zu-Hause-Bleiben verdammt sein wie auch der Optimismus und Spaß versprühenden Challenge für mehr Bewegung im eigenen Heim - widmete sich auch Martin Pastuschek. Der Jugendcoach des SC Naumburg, der seit fünf Jahren für die Bambini, also die jüngsten Kicker im Club, verantwortlich zeichnet, entwickelte während des zweiten Lockdowns sechs Wettbewerbe rund ums Klopapier, „aber auch mit Luftballons als Pendant zu den Hamsterkäufen“, wie er sagt.
Container werden verschönert
„Das waren Challenges zwischen den Eltern und Trainern sowie den Kindern, wobei die Erwachsenen natürlich der Chancengleichheit wegen einige Handicaps auferlegt bekamen“, berichtet Martin Pastuschek. Kurz vor Weihnachten 2020 entwickelten sich dann Duelle in den Disziplinen Weitschuss, Elferking, Flieeeeeg!, Jonglieren, Lupfen und Balance, die sowohl von den Vier- bis Sechsjährigen als auch von den Müttern, Vätern und Übungsleitern mit Hingabe und Ausdauer bestritten wurden.
„Täglich wurde die Herausforderung in Form eines Videos in die WhatsApp-Gruppe der Mannschaft geladen. Es konnte jeder entscheiden, ob er mitmachen möchte. Ziel war es, die Begeisterung der Kinder zu wecken, um dann mit den verrücktesten Gegenständen im eigenen Haus, in der Wohnung oder im Garten zu üben“, erklärt Pastuschek.
Die Dokumentation der Ergebnisse erfolgte über Google, so dass jeder den Überblick über den aktuellen Stand hatte. Am Ende siegten die Kinder mit 364:352 Punkten.
„Wir haben mit der Aktion eine Menge erreicht“, ist sich Martin Pastuschek sicher. Der angehende Grundschullehrer für Mathematik, Deutsch und Sport nennt in diesem Zusammenhang die Stärkung der Verbundenheit mit dem eigenen Verein, den Aufbau eines Parcours und den Umgang mit Messgeräten, das Anwenden mathematischer Elemente wie Messen, Zählen und Rechnen, „aber auch die kognitive Aktivierung durch unterschiedliche Spielgeräte und Aufgabenstellungen“. Zudem seien die Kinder vom Alltag in der heimischen Wohnung abgelenkt worden, und sie hätten sich zusammen mit ihren Eltern bewegt. Das sei besonders wichtig in Zeiten des Lockdowns gewesen, betont der 39-Jährige.
All diese positiven Begleiterscheinungen und der kreative Ansatz an sich haben die Jurymitglieder des KSB-Wettbewerbs „Verein(t) trotz Corona“ schließlich dazu bewogen, die Aktion der SCN-Bambini zum Sieger zu erklären (siehe auch Kasten). Verdienter Lohn sind 500 Euro, die vor einigen Tagen auf dem Halleschen Anger, wo sich das Jugendzentrum des Naumburger Clubs befindet, mit einem Scheck von Sponsor Dirk Claus, Geschäftsführer der BRU Security GmbH, symbolisch übergeben wurden. Mit dem Geld will Martin Pastuschek die beiden Container, in denen der SCN Geräte und Arbeitsmittel aufbewahrt, verschönern - „und zwar mit Wein überwuchern lassen“, wie der Nachwuchstrainer erklärt. „So kommen die 500 Euro dem gesamten Verein zugute. Neue Trikots und Bälle für die Bambini hatten wir zuvor schon erhalten.“
Keine Abmeldungen
In seiner Trainertätigkeit mit den jüngsten Naumburger Kickern wird Pastuschek von Henning Jaworski, Ralf Herrmann, Ronny Metzler, Stephan Mill, Daniel Pulz und Michael Renner unterstützt. 45 Kinder - alle sind während der Pandemie am Ball geblieben, ohnehin gebe es im Verein kaum Abmeldungen - bilden beim SCN zwei Bambini-Teams. Training ist freitags auf dem Anger. Ab 16 Uhr treffen sich die Vier- und Fünfjährigen, ab 17 Uhr die Sechsjährigen.
Martin Pastuschek engagiert sich bereits seit vielen Jahren in der Nachwuchsarbeit. Zahlreiche Spieler der heutigen Landesliga-Männermannschaft des SCN hat er maßgeblich geformt. Unter dem Motto „Beweg mehr als Deine Finger!“ versucht er, den Mädchen und Jungen sportliche Alternativen zu Handy und Computer aufzuzeigen und anzubieten. In seiner beruflichen Entwicklung spiegelt sich dieser Ansatz ebenfalls wider: Nach zwei erfolgreichen Lehrabschlüssen als Bauzeichner und IT-Systemkaufmann sowie Meisterschule mit Abschluss Energiefachwirt hatte Pastuschek bereits gut zehn Arbeitsjahre hinter sich, ehe er im Oktober 2018 in Halle ein Studium für das Lehramt an Grundschulen aufnahm.
22 Vereine beteiligen sich an Aktion
Wie haben die hiesigen Sportvereine versucht, ihre Mitglieder trotz der starken Einschränkungen während des Lockdowns bei der Stange zu halten? Dieser Frage ging der Kreissportbund (KSB) Burgenland mit seinem Wettbewerb „Verein(t) trotz Corona“ auf den Grund. „Wir wollten Vereine prämieren, die sich insbesondere im letzten Jahr engagiert und Mittel und Wege gefunden haben, um im Rahmen der gesetzlichen Auflagen ihren Mitgliedern Sport- und Bewegungsangebote zu verschaffen oder mit alternativen Maßnahmen für ein aktives Vereinsleben zu sorgen“, so KSB-Präsident Frederik Sandner zum Anliegen der Aktion (Tageblatt/MZ berichtete).
Insgesamt gab es 22 Rückläufer von den Vereinen, berichtet Sandner. „Ich hatte schon mit etwas mehr gerechnet, denn immerhin hat der Kreissportbund zurzeit etwa 280 Mitgliedsvereine“, sagt der ehrenamtliche KSB-Präsident. Sicher sei auch in anderen Sportgemeinschaften tolle Arbeit während der Pandemie geleistet worden, „aber mitunter fehlen dort auch die geeigneten Leute, die das dann transparent machen“.

Das sind die Preisträger des KSB-Wettbewerbs „Verein(t) trotz Corona“ - 1. Platz: Fußball-Bambini des SC Naumburg (elf Jury-Punkte, 500 Euro); 2. Platz: KSG „Jodan Kamae“ Zeitz (zehn Jury-Punkte, 300 Euro); 3. Platz: SG Chemie Zeitz, Abteilung Triathlon, und SG Finne Billroda (jeweils sieben Jury-Punkte, jeweils 200 Euro); 5. Platz: Fußballfrauen des SC Naumburg (ein Jury-Punkt, 150 Euro) für ihre Lauf-Challenge zugunsten eines Mädchens, das einen Brand in der Freyburger Straße der Domstadt überlebte, aber dabei ihre Muter sowie Hab und Gut verlor. Die SCN-Kickerinnen legten insgesamt 1.208 Kilometer zurück und sammelten auf diese Weise 604 Euro für den guten Zweck (wir berichteten); 6. bis 22. Platz: jeweils 150 Euro für die anderen Vereine, die sich an der Aktion des Kreissportbundes beteiligt haben.