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Karneval in Eckartsberga Mit den Narren geht's vom Kino bis in den Staatsflieger

Die Eckartsbergaer Vereine trommeln, und die Narren kommen geströmt. Im Rathaussaal geht mit Tanz, Bütt, Gesang und Pantomime wieder die Post ab. Was die Stimmung - wenn auch nur kurzzeitig - ausbremste.

Von Jana Kainz Aktualisiert: 01.02.2023, 10:53
Da bleibt beim Fasching der Vereine im Eckartsbergaer Rathaussaal kein Auge trocken: Die Kameradinnen und Kameraden der Eckartsbergaer Feuerwehr haben ganz klar Närrisches im Blut. Urkomisch  entführen sie ihr Publikum ins Kino und nehmen aufs Korn, was sich dort in einer Sitzreihe vor und während des Films so abspielen kann.
Da bleibt beim Fasching der Vereine im Eckartsbergaer Rathaussaal kein Auge trocken: Die Kameradinnen und Kameraden der Eckartsbergaer Feuerwehr haben ganz klar Närrisches im Blut. Urkomisch entführen sie ihr Publikum ins Kino und nehmen aufs Korn, was sich dort in einer Sitzreihe vor und während des Films so abspielen kann. (Foto: Torsten Biel)

Eckartsberga - Da hatte sich in den Jahren der Faschingsfeierabstinenz offenbar einiges angestaut. Zum Bersten voll war Samstagabend der Eckartsbergaer Rathaussaal. Närrisches Volk, das die Alltagsrobe gegen fantasievolles, märchenhaftes oder tierisches Gewand ausgetauscht hatte, drängte sich dicht an dicht. Drei Stunden gaben die Akteure des Faschings der Vereine, die wieder von Manuela Meißner zusammengetrommelt worden waren, ihrem Affen Zucker.

Eckartsbergas „Kreativen Mädels“ verschenken als Schlümpfe Süßigkeiten.
Eckartsbergas „Kreativen Mädels“ verschenken als Schlümpfe Süßigkeiten.
(Foto: Torsten Biel)

Mit ihren schwungvollen Darbietungen eröffneten die Coolen Tanzkids den Abend, durch den in altbewährter Weise der Nachtwächter (Christof Clanzett) und Kater Moritz (Steffi Müller) führten. Die jungen Tänzerinnen nahmen den Saal mit auf ihre erste Urlaubsreise ohne Eltern und steuerten der Deutschen liebste Insel an. Bei „Malle ist nur einmal im Jahr“ tobte der Saal.

Die Truppe „0815“ lässt mit einer Viva-Show und einem Lucilectric-Auftritt die musikalischen 90er aufleben.
Die Truppe „0815“ lässt mit einer Viva-Show und einem Lucilectric-Auftritt die musikalischen 90er aufleben.
(Foto: Torsten Biel)

Teils nachdenklich, oft spitz und herzerfrischend kritisch, aber dennoch lachertauglich ging es in der Gerüchteküche mit dem „Einzig wahren Marienthaler“ (Hartmut Schettler) zu, dem Kater Moritz zur Seite stand. Mit dem Kochlöffel wurde kräftig gerührt und manch lokale Posse aufgetischt. Vielleicht ist der eine oder andere dabei blau angelaufen - vor Wut. Nicht vor Wut, aber dennoch blau kamen die kreativen Mädels daher. Nüchtern marschierten sie als die singenden, Leckereien verschenkenden Schlümpfe ein.

Noch ungekürt im Publikum: Die verrückte Hutmacherin erhält einen der Preise fürs genialste Kostüm.
Noch ungekürt im Publikum: Die verrückte Hutmacherin erhält einen der Preise fürs genialste Kostüm.
(Foto: Torsten Biel)

Just in dem Moment, als sich die letzte Alltagssorge verflüchtigt hatte, trat, kurzfristig ins Programm gequetscht, Eva Feußner in die Bütt. Schnell beschlich die Narren der Verdacht, dass die Landesbildungsministerin die Bütt mit dem Magdeburger Rednerpult verwechselt hat. Die Stimmung dämpfend, trug sie sowohl die Bundes- als auch die brenzliche und damit keinesfalls humortaugliche Weltpolitik ins Narrenreich. Die Feuerwehr riss das Stimmungsruder gekonnt wieder in Richtung allseits verdienten und bitternötigen Frohsinn herum. Sie verwandelten den Rathaus- in einen Kinosaal. Welch illustres Publikum sich da einfindet und was sich unter diesem kurz vor dem Filmstart und während der Vorführung so abspielt - man glaubt es kaum. Raus aus dem Kino, rein in den Fernsehsessel: Die Truppe „0815“ schaltete den Viva-Kanal ein, auf dem Mola Adebisi die musikalischen 90er präsentierte. Die Musik zog ebenso wie die energiegeladenen Auftritte der Musiker samt bühnenreifer Blitzumzüge vorm Publikum. Mit dabei waren Künstler wie Lucilectric oder Rednex.

Eva Feußner mit ihrer stimmungssenkenden Bütt „Der Karren ist im Dreck“.
Eva Feußner mit ihrer stimmungssenkenden Bütt „Der Karren ist im Dreck“.
(Foto: Torsten Biel)

Die Volleyballer, sie können nicht nur sportlich, tauchten in die Schulzeit ab. Vor Lehrer Hubert Kocksch - Wer in Eckartsberga saß nicht in seiner Klasse? - standen sie einst stramm, nun aber lümmelten sie herum. Unter ihnen waren auch Scholz, Lauterbach und Co. Letztlich saß Bürgermeisterin Marlis Vogel Sekt schlürfend im vermeintlichen Stadtflieger - willens, in Seena Glückwünsche zu überbringen. Erwischt hatte sie aber den Staatsflieger nach Katar mit lustlosen Politikern an Bord und einer Stewardess, die sich für die Einweisung in die Sicherheitsvorkehrungen in Rage gestikulierte - einfach fantastisch.

Lässt es in der Gerüchteküche kräftig brodeln: Hartmut Schettler.
Lässt es in der Gerüchteküche kräftig brodeln: Hartmut Schettler.
(Foto: Torsten Biel)

Dass sie alljährlich närrisch das Leben feiern, geht auf Evelin und Rolf Richter sowie Christoph Agthe zurück. Als Mitglieder des Heimatvereins hatten sie einst den Grundstein für den Fasching der Vereine gelegt. Gedankt wurde es ihnen nun mit dem Faschingsorden.

Urlaub auf Malle - was braucht’s der Worte mehr.
Urlaub auf Malle - was braucht’s der Worte mehr.
(Foto: Torsten Biel)

Übrigens: 2022 ließen sich die Eckartsbergaer trotz Feierlockdowns den Spaß nicht nehmen und kreierten einen Fasching, den sie auf Youtube online stellten - mit riesigem Erfolg.