Karneval in Eckartsberga Mit den Narren geht's vom Kino bis in den Staatsflieger
Die Eckartsbergaer Vereine trommeln, und die Narren kommen geströmt. Im Rathaussaal geht mit Tanz, Bütt, Gesang und Pantomime wieder die Post ab. Was die Stimmung - wenn auch nur kurzzeitig - ausbremste.

Eckartsberga - Da hatte sich in den Jahren der Faschingsfeierabstinenz offenbar einiges angestaut. Zum Bersten voll war Samstagabend der Eckartsbergaer Rathaussaal. Närrisches Volk, das die Alltagsrobe gegen fantasievolles, märchenhaftes oder tierisches Gewand ausgetauscht hatte, drängte sich dicht an dicht. Drei Stunden gaben die Akteure des Faschings der Vereine, die wieder von Manuela Meißner zusammengetrommelt worden waren, ihrem Affen Zucker.

Mit ihren schwungvollen Darbietungen eröffneten die Coolen Tanzkids den Abend, durch den in altbewährter Weise der Nachtwächter (Christof Clanzett) und Kater Moritz (Steffi Müller) führten. Die jungen Tänzerinnen nahmen den Saal mit auf ihre erste Urlaubsreise ohne Eltern und steuerten der Deutschen liebste Insel an. Bei „Malle ist nur einmal im Jahr“ tobte der Saal.

Teils nachdenklich, oft spitz und herzerfrischend kritisch, aber dennoch lachertauglich ging es in der Gerüchteküche mit dem „Einzig wahren Marienthaler“ (Hartmut Schettler) zu, dem Kater Moritz zur Seite stand. Mit dem Kochlöffel wurde kräftig gerührt und manch lokale Posse aufgetischt. Vielleicht ist der eine oder andere dabei blau angelaufen - vor Wut. Nicht vor Wut, aber dennoch blau kamen die kreativen Mädels daher. Nüchtern marschierten sie als die singenden, Leckereien verschenkenden Schlümpfe ein.

Just in dem Moment, als sich die letzte Alltagssorge verflüchtigt hatte, trat, kurzfristig ins Programm gequetscht, Eva Feußner in die Bütt. Schnell beschlich die Narren der Verdacht, dass die Landesbildungsministerin die Bütt mit dem Magdeburger Rednerpult verwechselt hat. Die Stimmung dämpfend, trug sie sowohl die Bundes- als auch die brenzliche und damit keinesfalls humortaugliche Weltpolitik ins Narrenreich. Die Feuerwehr riss das Stimmungsruder gekonnt wieder in Richtung allseits verdienten und bitternötigen Frohsinn herum. Sie verwandelten den Rathaus- in einen Kinosaal. Welch illustres Publikum sich da einfindet und was sich unter diesem kurz vor dem Filmstart und während der Vorführung so abspielt - man glaubt es kaum. Raus aus dem Kino, rein in den Fernsehsessel: Die Truppe „0815“ schaltete den Viva-Kanal ein, auf dem Mola Adebisi die musikalischen 90er präsentierte. Die Musik zog ebenso wie die energiegeladenen Auftritte der Musiker samt bühnenreifer Blitzumzüge vorm Publikum. Mit dabei waren Künstler wie Lucilectric oder Rednex.

Die Volleyballer, sie können nicht nur sportlich, tauchten in die Schulzeit ab. Vor Lehrer Hubert Kocksch - Wer in Eckartsberga saß nicht in seiner Klasse? - standen sie einst stramm, nun aber lümmelten sie herum. Unter ihnen waren auch Scholz, Lauterbach und Co. Letztlich saß Bürgermeisterin Marlis Vogel Sekt schlürfend im vermeintlichen Stadtflieger - willens, in Seena Glückwünsche zu überbringen. Erwischt hatte sie aber den Staatsflieger nach Katar mit lustlosen Politikern an Bord und einer Stewardess, die sich für die Einweisung in die Sicherheitsvorkehrungen in Rage gestikulierte - einfach fantastisch.

Dass sie alljährlich närrisch das Leben feiern, geht auf Evelin und Rolf Richter sowie Christoph Agthe zurück. Als Mitglieder des Heimatvereins hatten sie einst den Grundstein für den Fasching der Vereine gelegt. Gedankt wurde es ihnen nun mit dem Faschingsorden.

Übrigens: 2022 ließen sich die Eckartsbergaer trotz Feierlockdowns den Spaß nicht nehmen und kreierten einen Fasching, den sie auf Youtube online stellten - mit riesigem Erfolg.