Energiekrise „Leuchttürme“ für den Notfall - Gemeinden im Burgenlandkreis planen Anlaufstellen
Wo Menschen bei einer möglichen Strom- oder Gasmangellage Zuflucht finden sollen und wie sich die Tafel auf eine solche Situation vorbereitet.

Naumburg - Nachdem bereits herausragende Strukturwandel-Projekte als „Leuchttürme“ bezeichnet werden, nutzt die Kreisverwaltung den Begriff nun auch für etwas, was manch einer wohl eher als Notunterkunft bezeichnen würde. Denn im Hinblick auf eine mögliche Strom- oder Gasmangellage möchte der Burgenlandkreis in Absprache mit den Bürgermeistern in jeder seiner elf Gemeinden einen solchen „Leuchtturm“ einrichten. Diese sollen „für die Bewohner unseres Landkreises einen Anlaufpunkt für die medizinische Versorgung, Ernährung und Aufwärmen darstellen“, kündigte Landrat Götz Ulrich (CDU) am Montag in der Sitzung des Kreistages an. Er wolle damit „keine Ängste schüren“, betont Ulrich gegenüber Tageblatt/MZ. Doch sei es die Aufgabe der Kreisverwaltung, alle Vorbereitungen zu treffen, falls es zu einem solchen Notfall kommen sollte.
„Sichere“ Gebäude ermittelt
Der Burgenlandkreis habe bereits in den vergangenen Jahren „Vorkehrungen getroffen, um diese Leuchttürme betreiben zu können“, so Götz Ulrich. Das Amt für Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungswesen habe „versorgungssichere“ Gebäude in den einzelnen Gemeinden abgefragt und identifiziert. Wo genau sich diese Notunterkünfte befinden, wolle man aber erst bekanntgeben, wenn eine Notlage tatsächlich absehbar sein sollte.
Auch mit den Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen im Burgenlandkreis habe man Absprachen getroffen. Denn sollte es zu einem flächendeckenden Stromausfall oder ähnlichen Szenarien kommen, so sollen die Helfer zentral an den jeweiligen „Leuchttürmen“ eingesetzt werden, „damit die Menschen wissen, wohin sie sich bei gesundheitlichen Problemen wenden können“, so Götz Ulrich.
Die Kreisverwaltung sei sich indes bewusst, dass diese Anlaufpunkte in einem Notfall „nicht ausreichen werden“. Deshalb seien auch die kreisangehörigen Städte und Gemeinden aufgefordert, weitere Gebäude auszuwählen „und gegebenenfalls in eigener Zuständigkeit zu betreiben“. Die Mitarbeiter des Landratsamtes stünden dafür als Ansprechpartner zur Verfügung.
Tafeln bereits in der Vergangenheit als Wärmestuben genutzt
Des Weiteren seien mit den Leitern der Tafeln in Zeitz, Weißenfels und Naumburg Gespräche geführt worden, ob dort Wärmestuben eingerichtet werden können. In Zeitz gebe es dafür „keine räumlichen Möglichkeiten“, so dass dort bei einer Notlage der „Zeitzer Leuchtturm“ als Wärmestube dienen soll, sagte Ulrich. Die Weißenfelser und Naumburger Tafeln seien indes schon in der Vergangenheit als Wärmestube genutzt worden, wie deren Vorsitzender Mathias Gröber sagt. Mehr als 50 Menschen könne man dort aber kaum unterbringen. Eine geringe Zahl, verglichen mit den rund 3.500 Menschen, die die Tafeln derzeit versorgen würden, viele davon ukrainische Flüchtlinge. Auch dort bereite man sich bereits auf den Winter vor. „Die Schauergeschichten, die man durchspielt, machen natürlich auch uns Angst“, sagt Gröbner.
Der Burgenlandkreis hat bereits in den vergangenen Jahren „Vorkehrungen getroffen, um diese Leuchttürme betreiben zu können.
Landrat Götz Ulrich
Zwar wolle man sich „einbringen, wo wir können“, doch gebe es auch noch „viele offene Fragen“. So etwa, ob die Tafeln bei einer solchen Notlage auch nachts geöffnet bleiben sollen. Bei einem Stromausfall, bei dem auch die Straßenbeleuchtung nicht mehr funktioniert, mache man sich zudem Sorgen um die Sicherheit der Einrichtungen. Doch „wir haben schon mit dem Polizeirevier Burgenlandkreis gesprochen, das die Bestreifung in einer solchen Situation verstärken würde“, sagt Gröbner.
Außerdem wolle man eine in die Jahre gekommene Gulaschkanone wieder fit machen und überlege, ein Dixie-Klo aufzustellen, falls die Wasserversorgung nicht mehr gewährleistet sei. Das wichtigste sei aber die Versorgung mit Wärme. Diesbezüglich bitten die Tafeln um Spenden. Auch der Burgenlandkreis möchte die Einrichtungen mit Brennholz unterstützen, so Götz Ulrich. Ebenso wolle die Stadt Naumburg Holz sowie Trinkwasserkanister für die Tafel bereitstellen, zeigt sich Mathias Gröbner dankbar. Immerhin, was die Lebensmittelspenden angebelangt, seien die Tafeln momentan gut versorgt.
Spezielles Amt für Notfall
Doch das kann sich in einer Notlage schnell ändern, wie auch die Kreisverwaltung weiß. Im Rahmen des Zivilschutzes hätten Landkreise „besondere Befugnisse zur Beschaffung, Sicherstellung und Verteilung von Nahrungsmitteln“, so Götz Ulrich. Dies würde dann Aufgabe eines Amts für Ernährungssicherstellung sein, welches sich aus Mitarbeitern der Kreisverwaltung und des Jobcenters zusammensetzen würde.
„Was unternimmt der Landkreis für Bedürftige?“, womit er „ausdrücklich keine Sozialhilfeempfänger“ meint, wollte vor diesem Hintergrund das Zeitzer Kreistagsmitglied André Worms (fraktionslos) von Götz Ulrich wissen. Diese Unterstützung obliege zwar dem Bund, „da können wir uns nicht einbringen“, so der Landrat. Er verwies aber darauf, dass die Bundesregierung das Wohngeld erhöhen möchte, was auch vielen Menschen zugute käme, die keine weiteren Hilfen empfangen.