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Bauwerk Lebensader wieder intakt: Neue Brücken vor Burgscheidungen freigegeben

Nach anderthalbjähriger Bauzeit findet Eröffnung statt. Das Dorf an der Unstrut macht daraus ein Fest.

Von Constanze Matthes 13.05.2022, 09:08
Wieder freie Fahrt: Die Brücke über den Mühlgraben ist wie die Brücke über die Unstrut   ihrer Bestimmung übergeben worden.
Wieder freie Fahrt: Die Brücke über den Mühlgraben ist wie die Brücke über die Unstrut ihrer Bestimmung übergeben worden. (Foto: Torsten Biel)

Burgscheidungen - „Wer Brücken verfallen lässt, muss gut schwimmen können“, sagt Anne-Christina Wegner. Zwischen den Worten der Lauchaer Pfarrerin über Bauwerke sowie die sprichwörtliche Verbindung zwischen den Menschen und dem Schnitt in ein schwarz-rot-goldenes Eröffnungsband sind es nur wenige Momente. Dann setzen Rüdiger Neumann und Fritz Märtsch, der eine aus Burgscheidungen, der andere aus Tröbsdorf, die Schere an und übergeben die beiden Brücken über Unstrut und Mühlgraben offiziell ihrer Bestimmung.

„Sie passt ins Bild“

Die sonst eher nüchtern gehaltene Freigabe einer Verkehrsverbindung wird in dem Unstrut-Ort mit einem Fest bei Bilderbuchwetter gefeiert. Wimpel schmücken das Dorf, Biertischgarnituren und Pavillons sind aufgebaut, auf einer Straße steht das Wort „Danke“ mit bunter Kreide geschrieben. Froh sind die Einwohner, denn fast zwei Jahre sind seit dem ersten Tag der Sperrung am 5. Oktober 2020 und dem Beginn einer Umleitung über Karsdorf, Wetzendorf und Wennungen vergangen. „Zehn Kilometer Fahrt mehr als sonst jeden Tag“, bringt es Neumann auf den Punkt. Der Burgscheidungener ist Selbstständiger, sitzt im Lauchaer Gemeinderat. „Ansonsten haben wir es gern ertragen, da wir wussten, was wir bekommen. Das Dorfleben wird aufgewertet. Sie passt ins Bild.“ Sein Dank gilt dabei vor allem den Mitarbeitern der Baufirmen, die bei der Eröffnung ebenfalls präsent waren.

51 Tage früher als geplant konnte die „Lebensader“ wieder hergestellt werden, wie es Landrat Götz Ulrich am Mittwochnachmittag betont. Auch das Budget sei eingehalten worden. Insgesamt flossen knapp 7,48 Millionen Euro in das Gemeinschaftsvorhaben von Burgenlandkreis und Stadt Laucha. Die Errichtung der beiden neuen Brücken als Ersatz für die maroden begleiteten dabei Zusatzmaßnahmen, wie die Anpassung der Kreisstraße 2643 und des Knotens im Ort sowie der Bau eines Fußgänger-Behelfsüberwegs. „Die neue Brücke über die Unstrut ist dabei die größte ihrer Art, die der Burgenlandkreis bisher gebaut hat“, so Ulrich.

Die ersten Autos fahren über die neuen Brücken.
Die ersten Autos fahren über die neuen Brücken.
(Foto: Torsten Biel)

Das Geld stammt aus einem milliardenschweren Hilfspaket, das Bund und EU nach der Flut 2013 geschnürt hatten. Die Mittel gab das Landesverwaltungsamt per Zuwendungsbescheid frei. Amtspräsident Thomas Pleye erinnert an die Katastrophe vor neun Jahren und deren Folgen. „Besonders der Burgenlandkreis war damals betroffen“, so Pleye. Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren drei Brückenneubauten durch das Bauamt des Burgenlandkreises mit einem Gesamtfördervolumen in Höhe von etwa 13,2 Millionen Euro realisiert - in Großjena, Sautzschen und eben in Burgscheidungen. „Mit der Verkehrsfreigabe für die beiden Brücken stehen der Region wieder wichtige Verkehrsverbindungen zur Verfügung“, bemerkt der Präsident des Landesverwaltungsamtes.

Besondere Herausforderung

Dabei war das Vorhaben - die Gesamtbaulänge von Straßen einschließlich der Bauwerke beträgt rund 380 Meter - kein leichtes, wie Thomas Jähnel, Leiter des Kreis-Bauamtes, berichtet. So wurde die Baustelle nicht nur als sogenannte Kopfbaustelle - alle Transporte erfolgten von einer Seite aus -, sondern auch inmitten des Überschwemmungsgebietes und des Flora-Fauna-Habitat-Gebietes Unstrutaue bei Burgscheidungen eingerichtet. Darüber hinaus musste die Schiffbarkeit der Unstrut beachtet werden, gab es den wichtigen Hinweis, die Brücken in „schlanker Form“ zu bauen. „Das Filigrane ist den Planern gut gelungen. Wir sollten uns damit beim nächsten Brückenpreis bewerben“, betont Jähnel, der auf die moderne Verbundfertigteilbauweise hinweist und erzählt, dass Teile in Luxemburg hergestellt worden sind.

Das Dorf hat zum Brücken-Fest eingeladen und feiert kräftig.
Das Dorf hat zum Brücken-Fest eingeladen und feiert kräftig.
(Foto: Torsten Biel)

Lauchas Bürgermeister Michael Bilstein erwähnt die Entbehrungen der Einwohner, aber auch die Aufwertung des Ortes. „Wir sind froh und glücklich, dass die beiden neuen Brücken nun stehen“, so Bilstein. Verbandsgemeindebürgermeisterin Jana Schumann nutzt die Gunst der Stunde und verweist auf den schlechten Zustand der Schlossbergstraße in Burgscheidungen. „Die Kommunen haben keine Mittel mehr für den Straßenbau außerhalb von Sanierungsgebieten“, sagt die VG-Chefin und erntet für ihre Kritik Applaus.

Die Teile des nunmehr zerschnittenen Eröffnungsbands werden zu begehrten Erinnerungsstücken. Auch Karin König vom „Plauderstübchen“ hat eines der Stücke ergattert. Das kommt zur Dorfchronik - samt ihrer Fotoaufnahmen von diesem besonderen Tag.