Ostern Lauchaer Passionsspiel: Welche Rolle ein Staubsauger in der Probe übernimmt
Traditionelle Aufführung am Karfreitag in der Glockenstadt widmet sich Halt und Kraft von Gemeinschaft. 26-Jähriger verkörpert Jesus.

Laucha - Die Szene musste den uneingeweihten Beobachter irritieren: Mitten in der Probe zum traditionellen Passionsspiel von Laucha, das am Karfreitag um 20 Uhr in der Stadtkirche aufgeführt wird, machte sich plötzlich direkt hinter den Darstellern eine junge Frau mit dem Staubsauger zu schaffen. Nun meinte man als Außenstehender, dass doch auch jenseits der Proben noch genug Zeit für das Großreinemachen im Vorfeld der Veranstaltung sein müsse.
Doch der „Staubsauger-Test“ vollzog sich keineswegs zufällig oder aus Versehen. „Der Lärm um uns herum zwingt uns nämlich, unsere Texte besonders laut und deutlich zu sprechen - was für einen sehr wirkungsvollen Übungseffekt sorgt“, sagt Georg-Johann Kauf, der in der 2022er-Auflage des Lauchaer Passionsspiels den Jesus verkörpert. „Pfarrerin Anne-Christina Wegner ist meine Tante; und ich hatte in meinen Jugendjahren bei den Passionsaufführungen schon oft im Chor mitgesungen oder zumindest im Publikum gesessen“, erläutert der 26-Jährige, der als Erzieher in Berlin arbeitet, seine Verbindung in die Glockenstadt.
Ich finde die Verkörperung des Jesus sehr inspirierend und bin auch selbst ein sehr gläubiger Mensch.
Georg-Johann Kauf, Darsteller des Jesus
Da der letztjährige Jesus-Darsteller gerade zum dritten Mal Vater geworden und zudem arbeitsmäßig arg eingespannt sei, habe seine Tante bei ihm angefragt. Und damit bei einem in Sachen Bühne keineswegs völlig Unbeleckten: „Mit meiner Laienspielgruppe bin ich sogar mal im Nordharzer Städtebundtheater aufgetreten - als Kaiser in Hans Christian Andersens musikalischem Märchen ,Die chinesische Nachtigall’“. Die Frage „Erst Kaiser, jetzt Jesus - darunter machen Sie es wohl nicht?“, beantwortet der junge Mann mit einem Schmunzeln, um dann ernst fortzusetzen: „Ich finde die Verkörperung des Jesus sehr inspirierend und bin auch selbst ein sehr gläubiger Mensch.“

Einen starken Glauben - und jede Menge Improvisationskunst - brauchen in diesem Jahr alle am Projekt Beteiligten. Erst hatte sich Passionsspiel-Texterin und -Regisseurin Wegner, die inzwischen gemäß Regularien als genesen gilt, aber nach wie vor rücksichtsvolle Distanz wahrt, mit Corona infiziert; in der Nacht zu Mittwoch erwischte es nun auch noch Kantor Robert Müller. „Zum Glück springen Gerhard Schieferstein und Gennadi Frolow als Musiker ein. Unser diesjähriges Passionsspiel steht wohl so sehr wie keines je zuvor zugleich für etwas Größeres - den Halt und die Kraft von Gemeinschaft“, findet die Pfarrerin.