Kunst Kunst: Goldene Zeiten im Schlösschen

naumburg - Beseelt ist die Galerie im Schlösschen Naumburg derzeit von nordischem Licht. Es strahlt aus vielen der über 70 Gemälden, die für die Ausstellung „Dänische Malerei 1830-1910. Die Sammlung Lührs“ vom Hamburger Altona-Museum in die Domstadt gebracht wurden. Am Sonnabend öffnete sich die Galeriepforte für die Vernissage. Und diese stand in verschiedener Hinsicht im Zeichen des Goldes.
Während die Gäste einen ersten Blick auf die in goldschimmernden Rahmen gefassten Werke warfen, die aus dem „goldenen Zeitalter“ Dänemarks stammen, lag noch unbeachtet das Goldene Buch der Stadt Naumburg aufgeschlagen auf einem Tisch. In das trug sich wenig später der Botschafter des Königreichs Dänemark, Per Poulsen-Hansen, ein. Der Diplomat lobte, dass der Wahl-Naumburger Wolfgang Lührs seine „umfangreiche Sammlung“ nicht für sich allein hege und pflege, sondern mit deren Ausstellung zur „Verbreitung der dänischen Werke in einem deutschen Kontext beiträgt“. In Naumburg lebe die Kultur aus der Bürgerstadt heraus, unterstrich Oberbürgermeister Bernward Küper. Nicht erwartet hätte er allerdings, dass ein leitender Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg dänische Gemälde sammelt. Allerdings habe die Justiz in Naumburg schon einige herausragende Kunst schaffende und interessierte Persönlichkeiten hervorgebracht, fügte er hinzu.
Dass Lührs mit seinem Sohn Fabian über viele Jahre diese Gemälde dänischer Maler zusammentrug, davon wusste sein einstiger Dienstherr Curt Becker. Der Landesjustizminister a.D. und ehemalige Oberbürgermeister von Naumburg kennt die Sammlung aus Hamburg. „Und er nahm ihre Ausstellung in Naumburg in die Hand“, sagte Lührs. Das liege lange Zeit zurück. Denn als das Schlösschen für die Landesausstellung 2011 „Der Naumburger Meister“ umfangreich saniert wurde, habe er sich mit Becker in dem Rohbau umgesehen „und schon überlegt, wo welches Gemälde hängen könnte“, erzählte Lührs am Rande der Vernissage. Diese erlebte Becker selbst nicht mit. „Er weilt für seinen Urlaub in Lissabon“, verriet Lührs.
Welche Bedeutung die Zeit von 1790 bis 1850 für die dänische Malerei hatte, erklärte Gerd Mettjes, einstiger Leiter des Schwedenspeicher-Museums in Stade, den zahlreichen Gästen. Er umriss in seiner Einführung in die Schau, wie sich in jener Epoche die dänischen Künstler von der akademischen Malerei lösten und der Freilichtmalerei zuwandten. Dabei konzentrierte er sich auf die Lehrerpersönlichkeit der Malerei jener Zeit, Christoffer Wilhelm Eckersberg, der an der Königlichen Kunstakademie lehrte, und auf die Künstlerkolonie Skagen. So sei es beispielsweise Eckersberg gewesen, der 1826 begann, ein meteorologisches Tagebuch zu führen, Wolkenstudien zu malen und die Witterungs- und Wolkenlehre in sein Lehrprogramm aufzunehmen. Jedoch hätten erst gegen Ende des Jahrhunderts die Künstler die Natur in ihrer Schönheit entdeckt und begonnen, sie in ihrer Realität zu malen, wobei das Licht in seinem Wechsel des Tages und der Jahreszeiten an Bedeutung gewann.
Die winterliche Witterung war es denn auch, die Lührs und die Mitarbeiter des Stadtmuseums Naumburg ins Schwitzen brachte. Weil sich das Transportunternehmen mit der wertvollen Fracht nicht über die glatte Autobahnen gewagt hatte, trafen die Gemälde erst zehn Tage vor der Vernissage im Naumburger Schlösschen ein. In Windeseile mussten die Werke ausgepackt, geordnet und angebracht werden.


