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naumburg/HBO/JÄ/CM/mhe - Zwar haben viele Menschen in der Saale-Unstrut-Region noch immer mit dem derzeitigen Jahrhunderthochwasser zu kämpfen, doch gestern entspannte sich die Situation glücklicherweise ein wenig. Der Pegelstand in Naumburg sank am Mittag auf 6,18 Meter. Höchststand am Montag waren 6,46 Meter gewesen. Die B180 zwischen Naumburg und Freyburg konnte mit Ampelregelung wieder für den Verkehr freigegeben werden. Und an der Weißen Elster hob der Landkreis den Katastrophenalarm auf. Und dennoch ist das Hochwasser natürlich auch weiterhin das bestimmende Thema unserer Leser, wie die folgenden Punkte zeigen.
Zahlreiche kritische Stimmen gab es auf den gestrigen Tageblatt/MZ-Beitrag über den späten Ruf nach dem THW. Auf der Tageblatt/MZ-Facebook-Seite brannte mit mehr als 40 Kommentaren nahezu die Luft. Viele Leser zeigten ihr Unverständnis für die Entscheidung des Kreises. „In jeder Stadt wird Hilfe benötigt, auch bei uns. Warum müssen unsere Bewohner sich selbst überlassen bleiben? Wo ist die Hilfsbereitschaft?“, fragt Simone Petzke. Kurz und bündig schreibt es Nick Dietzsch: „Geld ist eben wichtiger! Sauerei!“. Bernd Simonis berichtet dagegen von einem ähnlichen Vorfall: „Auch wir als Deutsche Lebensrettungsgesellschaft Saale-Unstrut waren nur zwei Tage in Zeitz im Einsatz und wurden gestern wieder abberufen und sollen nun in Bereitschaft stehen. Wir warten also ab, ob und wann man uns wieder braucht. Und auch wir wären uns zum Sandsackstapeln nicht zu schade gewesen.“ Moritz Tiedge kommentiert mit Blick auf die freiwilligen Feuerwehren: „Wozu ist das THW da? Verkauft die Technik und steckt das Geld in die Feuerwehrtechnik. Es geht immer nur ums Geld, es heißt sparen, wo es geht. Respekt an die freiwilligen Helfer und die Freiwilligen von der Feuerwehr.“
Viele Babys sehen in ihren ersten Wochen nur ihren Teddy, ihr Babybett sowie die Mutter-Brust (auch schön!). Doch die kleine Amelie Weber, vor gerade zweieinhalb Wochen zur Welt gekommen, kann von sich behaupten, schon eine Jahrhundertflut bewältigt zu haben. Wächst die Kleine doch bei ihren Eltern Nadine und Marco Weber in Schellsitz und damit derzeit auf einer Insel auf. „Uns geht es gut. Und mit dem sinkenden Pegel kehrt auch etwas Beruhigung ein. Denn die Angst war schon enorm“, erzählt die 32-jährige Mutter. Mit einem Neugeborenen, dafür ohne funktionierendes Abwasser sowie teilweisem Telefon- und drohendem Stromausfall kann es einem auch Angst und Bange werden. Auch ihre Hebamme, die Naumburgerin Franziska Drachau, kam nicht zu ihr durch. „Die größte Sorge war aber, dass nachts der Deich bricht, die Sirene losgeht und wir aus Schellsitz raus müssen“, so Nadine Weber. „Doch auch dann hätten wir uns auf die Feuerwehr verlassen können, die ja mit ihrem Lkw einen Shuttle-Service eingerichtet haben.“ An die Kameraden will sie großes Lob und Dank verteilen. Aber auch an die anderen fleißigen Helfer sowie den Edeka-Markt, der Lebensmittel wie Brot und Brötchen oder Würstchen verteilt hat. „Die hätten mir sogar Windeln gebracht. Aber die hatte ich für Amelie zum Glück ausreichend da.“ Und Amelie selbst? „Die ist ganz tapfer!“
Gemeinhin geht man ins Weingut, um in gemütlicher Runde ein Gläschen zu trinken. Nicht so bei Lützkendorf in Bad Kösen. Zumindest diesmal nicht. Die Terrasse war jetzt Ort für eine Versammlung von Einwohnern aus der Saalstraße und den Saalbergen. Und die machten sich kräftig Luft wegen der Hochwassersituation, für die es vor allem eine rechtzeitige Warnung und dann eine ordentliche Koordination hätte geben müssen. Beides lastete man unter anderem Ortsbürgermeister Gerd Förster an, der mit OB-Referent Armin Müller, Amtsleiter Franz R. Marten und Wehrleiter Gert Dachroth per Feuerwehrauto zum Termin gekommen war. Förster wies die Vorwürfe weit von sich, sprach von mangelnder Information „von oben“, er selbst sei im Dauereinsatz gewesen. Armin Müller räumte ein, dass es Lautsprecherdurchsagen hätte geben müssen. Gert Dachroth betonte, dass man auf Stromabschaltungen keinen Einfluss habe. Haushalte würden erst wieder ans Netz gehen, wenn die Sicherheit gewährleistet sei. Scharfe Kritik aus dem Publikum ging an das Talsperrenmanagement (Vattenfall), das schon vor den Regenfällen hätte regeln müssen. Unverständnis gab es auch darüber, das nicht das THW zum Einsatz gekommen sei. Förster bot Hilfe der Stadt bei Aufräum- und Entsorgungsarbeiten an. Abhilfe - so Marten - solle es zur Entsorgung biologischer Kläranlagen geben. Großer Beifall für die Feuerwehr: Sie sei unermüdlich im Einsatz.
Für eine schnelle und wirksame Hochwasserhilfe möchte sich auf diesem Weg Christine Jäger aus Burgscheidungen bedanken. Sie wohnt am Lindenring, der rechtzeitig gesperrt worden sei. Darüber hinaus hätten ihr die Feuerwehr des Ortes mit Leiter Manfred Patzke an der Spitze sowie andere Helfer aus Burgscheidungen um Gemeindearbeiter Torsten Gehlfuß vorbildlich mit Sicherungsarbeiten zur Seite gestanden. „Sie haben Sandsäcke an den besonders gefährdeten hinteren Teil meines Hauses gepackt und auch die Garage mit abgedichtet“, lobt Christine Jäger. Der Lindenring sei übrigens immer noch nur mit Gummistiefeln begehbar. Wegen der Sperrung ist die innerörtliche Verkehrsführung geändert worden. Die Einbahnstraßenregelung für die Schlossbergstraße wurde aufgehoben. Ampeln regeln in beiden Richtungen den Verkehr.
Ein großes Lob verteilt die Lauchaerin Christel Blaue an ihre Tageblatt/MZ-Zustellerin Lilly Müller. „Sie watet derzeit jeden Tag durchs Wasser und klettert über die Sandsäcke, um bis zu unserem Haus in der Mühlstraße zu kommen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern großen Dank wert“, so Frau Blaue. Ihre Hochachtung zollt sie auch all denjenigen Anwohnern der Lauchaer Salz- und Herrenstraße, die durch Tag und Nachtwachen den Stromverteiler freipumpen und so die Versorgung aufrechterhalten.

