Info-Zentrum Info-Zentrum: Vielfältige Angebote am Osterbergtunnel

Karsdorf - Am 6. Juli, vor gut einem Jahr, wurde die Überbrückung des Unstruttales bei Karsdorf durch eine neue Eisenbahnbrücke mit einem symbolischen Lückenschluss feierlich begangen. Die Gesamtfertigstellung der Unstruttalbrücke im Rohbau konnte dann im Herbst 2012 abgeschlossen werden. Doch was passiert jetzt? Ein auf der Brücke langfahrender Bauzug sorgte bei der Bevölkerung schon für Gesprächsstoff. Rasen bald die ersten Hochgeschwindigkeitszüge über das Tal hinweg?
Ohne jeglicher Schattenschutz
Joachim Mokros, Mitarbeiter des Informationszentrums der Deutschen Bahn in Kalzendorf (siehe auch „Info-Zentrum“), stand Rede und Antwort. Mit ihm ging es hoch auf die Brücke zu den Bauarbeitern, die der Sonne ein Stück näher sind. Diese - von der Baufirma Schulze aus Hertlingshausen und vom Bauunternehmen Porr - atmen derzeit etwas durch. Die tropischen Temperaturen, hoch oben ohne jeglichen Schatten, haben sie mit viel Wasser überstanden. „Vier Liter mindestens hat jeder in einer Schicht getrunken. Das Wasser stellte unser Chef bereit“, erzählten die Bauarbeiter, die mit Betonarbeiten für eine hydraulische Schicht beschäftigt sind. Diese gehört zur Montage der sogenannten Festen Fahrbahn auf der Brücke, die derzeit entsteht. Denn seit Beginn dieses Jahres geht es mit den Arbeiten am Oberbau und der Oberleitungsanlage voran.
Elastisch gelagerte Gleistragplatten
Der klassische Oberbau eines Fahrwegs der Eisenbahn, bestehend aus Schiene, Schwelle und Schotter, erreiche bei Hochgeschwindigkeitsstrecken seine wirtschaftliche Leistungsgrenze. Daher, so erzählte Mokros, wird für die Neubaustrecke Erfurt-Leipzig/Halle das Gleisbett über weite Strecken als „Feste Fahrbahn“ gefertigt. Das passiert eben auf der Unstruttalbrücke sowie östlich im Bibratunnel und im Osterbergtunnel in westlicher Richtung, welche die Brücke verbindet. Das eingesetzte System ÖBB-Porr sei gemeinsam von der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) und dem Baukonzern Porr entwickelt worden und werde in Deutschland laut Mokros seit zwölf Jahren in Tunneln und auf Brücken eingebaut. Nach dieser Methode bestehe die „Feste Fahrbahn“ aus vorgefertigten, elastisch gelagerten Gleistragplatten.
Die Schienen werden direkt auf einen Betonoberbau montiert. Darunter befinde sich eine durchgehende Schalldämmmatte zur Dämpfung der Zuggeräusche. Zusätzlich würden die Ortschaften Wetzendorf und Karsdorf durch eine etwa zwei Meter hohe Schallschutzwand abgeschirmt. „Die einzelnen Schienenstränge haben eine Länge von 120 Metern und werden mit einem Langschwellenzug, aus Richtung Erfurt kommend, angeliefert“, berichtete Joachim Mokros. Per Bauzug würden die Schienen auf die Brücke transportiert und hier anschließend mit Hilfe eines Schlepperfahrzeuges verlegt.
Immer mehr nimmt die Trasse erstmals die Konturen einer kompletten Eisenbahnstrecke für eine Reisegeschwindigkeit von 300 Kilometer pro Stunde an. In 39 Minuten soll der ICE von Halle aus die Stadt Erfurt erreichen. Der Bahn-Mitarbeiter unterstrich, dass die Hochgeschwindigkeitsstrecke signalfrei, mit einem elektronischen Stellwerk ausgerüstet wird.
Rettungsweg mit Landeplatz
Die Unstruttalbrücke ist mit ihren 2 668 Metern die zweitlängste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Das semi-integrale Bauwerk überspannt das Tal bis zu einer Höhe von 49 Metern. Die zweigleisige Fahrbahnbreite der Brücke beträgt 13,95 Meter. An der Zufahrt Ost in Karsdorf, am Osterbergtunnel, verbleibt ein Rettungsweg und wird ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet. Mit den Bauarbeiten, so hob Joachim Mokros hervor, liege man im Zeitplan. Auf dem 123-Kilometer-Abschnitt zwischen Halle/Leipzig und Erfurt - und somit auch über die Unstruttalbrücke - wird nach Aussage von Mokros der erste ICE Ende des Jahres 2015 rollen, also mit dem Fahrplanwechsel der Bahn im Dezember.