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Landgericht Halle In Naumburg kiloweise Drogen geliefert

Angeklagter transportiert Betäubungsmittel von Verkäufer zu Käufer. Ermittler finden bei ihm Levoamphetamin. Experte erklärt, was das ist.

Von Jana Kainz 03.10.2021, 10:52
Experte erklärt der Strafkammer am Landgericht Halle, was es mit der neuen Droge Levoamphetamin auf sich hat. Diese war beim angekalgten Naumburger gefunden worden.
Experte erklärt der Strafkammer am Landgericht Halle, was es mit der neuen Droge Levoamphetamin auf sich hat. Diese war beim angekalgten Naumburger gefunden worden. (Foto: picture alliance / David Ebener)

Halle/Naumburg - Äußerst lehrreich waren für alle Beteiligten eines Prozesses wegen Drogenhandels am Freitag am Landgericht Halle die Erläuterungen eines Sachverständigen. Dieser erklärte gar mit Hilfe eines Handschuhes, was es mit der neuen Droge - dem linksdrehenden Amphetamin, genannt „Levoamphetamin“ - auf sich hat. Eben eine solche Droge war bei dem in Naumburg lebenden Angeklagten gefunden worden - unter anderem. Denn zu tun gehabt haben soll der 32-Jährige von Anfang 2020 bis März 2021 in acht Fällen mit Methamphetamin, Marihuana und Ecstasy - teilweise in Größenordnungen von einem und anderthalb Kilogramm. Juristisch wird dies als „nicht geringe Menge“ bezeichnet.

Ob es sich auch bei den beim Angeklagten entdeckten knapp 500 Gramm Levoamphetamin um eine nicht geringe Menge handle, versuchte die Strafkammer mit Hilfe des Sachverständigen auszuloten. Zuvor erklärte dieser, dass diese neue synthetische Droge das Spiegelbild des hinlänglich bekannten rechtsdrehenden Amphetamins ist. Jedoch sei die neue Droge ohne Wirkung. Um deren Wirkstoff analysieren zu können, mussten die Experten im Labor eine neue Methode entwickeln. Bekannt sei inzwischen, dass es eine abschwellende Wirkung habe, weswegen es in den USA als Nasenspray eingesetzt werde.

Unerwünschtes Produkt

Hierzulande sei das linksdrehende Amphetamin einem Streckmittel ähnlich, wobei es nicht wie dieses aktiv der Droge zugegeben wird, um mehr Profit zu machen. Vielmehr ist es ein unerwünschtes Produkt bei der neuerdings vollsynthetischen Amphetamin-Herstellung, wobei das Mischungsverhältnis von links- und rechtsdrehendem Teil unterschiedlich ausfallen kann. Auf die vollsynthetische Produktion seien die Hersteller angesichts der zunehmenden Kontrollen verfallen, erklärte der Sachverständige. Er führte weiter aus, dass der linksdrehende Teil mit einer aufwendigen chemischen Bearbeitung weiter behandelt werden könne, bis wieder ein hälftiges Mischungsverhältnis von rechts- und linksdrehendem Amphetamin entsteht. Die dabei entstandene linksdrehende Hälfte könne diesem Prozedere erneut unterzogen werden und so weiter, bis das linksdrehende Amphetamin irgendwann fast komplett in rechtsdrehendes umgewandelt wurde. Passen musste der Sachverständige bei der für die Strafkammer zentralen Frage, ab wann eine nicht geringe Menge Levoamphetamin vorliegt. Das wurde noch nicht definiert, erklärte er. Die Vorsitzende Richterin bedankte sich für die aufschlussreichen Ausführungen, da diese Drogen für die Juristen Neuland sei, sie aber gewiss künftig häufiger damit zu tun haben würden.

Zur Überraschung aller hatte sich der Angeklagte spontan zu einer Einlassung entschlossen. So räumte er ein, im Auftrag Drogen zwischen Verkäufer und Käufer transportiert zu haben. Einige der Transporte hätten aber nicht stattgefunden, weil die Deals nicht zustande gekommen seien. Geld habe er damals sporadisch erhalten, meist zwischen 200 und 400 Euro. Von einer 700-Gramm-Lieferung Marihuana habe er die Hälfte selbst verticken können. So machte er einen Gewinn von gut 1.000 Euro. Diese Summe hatte man einst bei der Durchsuchung seiner Wohnung gefunden.

Kryptohandy als Arbeitsmittel

Im Keller der Mutter des Angeklagten stießen Ermittler zudem auf fast zwei Kilogramm Marihuana, 4.000 Euro, von denen der Angeklagte nichts gewusst habe, und auf ein Kryptohandy. Das, erklärte er, habe man ihm für seine Transporttätigkeit gegeben.

„Wie sind Sie da reingerutscht“, fragte der Beisitzende Richter und meinte das Drogenfuhrunternehmen. Über einen seiner zwei Verteidiger ließ der Angeklagte wissen, dass er dazu eventuell etwas am nächsten Prozesstag sagen wolle wie auch zum Ort, wo in Naumburg die Drogen überreicht wurden. Namen von den Verkäufern und Käufern werde er wohl aber nicht preisgeben.