Im Weinberg Steine hinter Gittern?
FREYBURG. - Dieser Tage hatten sich Vertreter der beteiligten Ämter im Weinberg von Volker Bornschein getroffen. Der Winzer bewirtschaftet auf der vierten Terrasse des Schweigenberges 1800 Quadratmeter. Am "Unterfuß" ist die fünf Meter hohe Mauer auf sechs Meter Breite eingestürzt. Nun droht Boden abgespült zu werden und weiteres Mauerwerk nachzurutschen. Er müsse rasch handeln, sagt Bornschein. Die Steinkörbe, Gabionen genannt, scheinen ihm eine kostengünstige Lösung zu sein.
Einsatz im Denkmal wäre Novum
"Der Einsatz von Gabionen in einem denkmalgeschützten Weinberg wäre ein Novum", bekundete Bettauer. Und der Schweigenberg sei ein Denkmal von hohem Rang. "Mit seinen dicht gestaffelten Mauern und der Vielzahl von Weinbergshäusern ist er deutschlandweit einmalig." Damit sei er auch für die Ambitionen der Region auf den Weltkulturerbe-Titel "von essenzieller Bedeutung". Pflege und Erhaltung betrachtet Bettauer als "eine hohe Verpflichtung". Das Kulturdenkmal freilich scheint akut gefährdet. An zahlreichen Stellen sind in den vergangenen Wochen Mauern abgerutscht (Tageblatt / MZ berichtete). 51 Einbruchstellen hatte Martin Bertling, Vorsitzender des Freyburger Heimatvereins, jüngst gezählt.
Diese Situation rechtfertigt aus Sicht von Winzer Bornschein und Weinbaupräsident Siegfried Boy eben auch pragmatische Lösungen. An Saale-Unstrut sind Gabionen vor allem aus dem Straßenbau bekannt. Doch auch am Kaatschener Dachsberg in Thüringen wurden sie verwendet. Wie sie aussehen, kann man in der Winzervereinigung Freyburg sehen. Dort hat Bornschein, der technischer Leiter der Genossenschaft ist, vor Jahren eine Mauer aus Steinkörben gesetzt. Damals zu Schauzwecken mit Gestein aus allen in der Genossenschaft vertretenen Weinbaugemeinden. Die Elemente der Körbe, so wirbt Bornschein für seinen Vorschlag, könnten leicht in den Weinberg transportiert, dort zusammengesetzt und mit den Steinen der abgestürzten Mauer bestückt werden. Das könne der Winzer selbst tun. Man käme mit einem Zehntel der Kosten aus, schätzt er.
Bei 60-prozentiger Förderung durch das Land können Kleinwinzer ihren Anteil an den Reparaturkosten nicht schultern, meint Bornschein. Das lasse sich aus dem Ertrag des Berges nicht finanzieren.
Als Notsicherung akzeptiert
Überzeugen können hat er die Denkmalpfleger indes bisher nicht. Als Regelfall wollen sie nur das herkömmliche Verfahren gelten lassen, so wie es derzeit das Landesweingut bei der Instandsetzung von Mauern im Gosecker Dechantenberg anwendet. Ob eine statisch sichere Lösung mit Gabionen, die das Bild des Schweigenberges zumindest einigermaßen wahrt, so kostengünstig wäre, wie es auf den ersten Blick scheint, zog Astrid Weide, Leiterin des Unstruttal-Bauamtes, in Zweifel. Als Notsicherung, so Bettauer, würde die Landesbehörde die Körbe akzeptieren. Das wäre eine vorübergehende Lösung, die der Zustimmung der Behörde nicht bedarf. Freilich: "Temporäre Lösungen sind mitunter dauerhaft", macht Hardy Münchow von der unteren Denkmalsbehörde des Kreises aufmerksam.
Auch wenn sich die Landesdenkmalsbehörde gegen Steinkörbe im Schweigenberg sperrt: "Den Eigentümern in diesem Weinberg muss Hilfe zuteil werden", findet Bettauer. Die Verantwortlichen, so regt er an, sollten gemeinsam nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Zudem sollte man den Winzern langfristig auch planerisch Hilfestellung geben.