Theater im Burgenlandkreis Im Naumburger Ortsteil Eulau: Freies Theater probt für neue Aufführung im alten Fährhaus
Das Theater „Poeta Historica“ rüstet sich für die neue Spielsaison und wartet mit reichlich historischem Stoff auf: „Barbarossa“. Die Bühne ist der Hof in der Ulenaue.
Naumburg - Historisch wird auch das neue Stück sein, bunt und quirlig. Wie immer, eigentlich. Das freie Theater „Poeta Historica“, geleitet von Volker Püschel, widmet sich in all seinen Stücken der Geschichte. Mal die Uta, mal Luther, mal der Naumburger Meister. In diesem Jahr nun geht es um Barbarossa – der deutsche Kaiser, der der Legende nach am Kyffhäuser schläft und aller 100 Jahre aufwacht und schaut, ob die Raben noch kreisen und damit von Zwietracht und Unglück unter den Menschen künden.
Jude, Christ und Moslem
Eigentlich, erklärt Volker Püschel, stehen die drei großen Religionen im Mittelpunkt des Stückes. Zu Zeiten, als der dritte Kreuzzug stattfand, Barbarossa auftauchte und eine Fee erschien. Richard Löwenherz ist dabei, der weise Jude Nathan auch. Sultan Saladin, Heerführer im Morgenland, und der Franziskanermönch Frater Thomas. 31 Rollen sind zu spielen von etwa 20 Schauspielern. Das Stück selbst hat Volker Püschel geschrieben.
Die Texte sind verschickt und werden gerade einstudiert, die Rollen sind verteilt. In einer Woche findet die erste Probe statt. Manche Schauspieler werden da schon stückgerechte Kleidung tragen, andere nähen noch daran oder sind auf der Suche nach dem passenden Kostüm. Volker Püschel macht sich darum keine Sorgen: „Es haben sich einige angesammelt im Lauf der Jahre, viele selbst geschneidert“. Auf hohem Niveau, wie die Fotografien aus vergangenen Zeiten zeigen.
Eine bunte Truppe
Den Barbarossa gibt Volker Püschel selbst. Seine Frau hat eine Rolle, sein Sohn auch, auch seine Neffen sind dabei. Seit zehn Jahren gibt es einen festen Stamm an Mitspielern. Natürlich, mal geht einer, mal kommt ein neuer. Der Stamm aber ist fest, die Leute stammen unter anderem aus Naumburg, aus Weißenfels, aus Leipzig. „Die zum Beispiel sind hier als Wandergruppe vorbeigekommen, und einige von ihnen wollten mitmachen“, erinnert sich Volker Püschel. Nahezu jedes Alter ist vertreten, vom Gymnasiasten bis – zu Volker Püschel. Er ist über 80 – was bei so viel Energie schwer zu glauben ist, aber das nur nebenbei. Jedenfalls soll das Stück am letzten Mai-Wochenende aufgeführt werden, am Stammsitz des Theaters seit 2007. Märchen, historische Stücke, musikalische Aufführungen waren hier schon zu erleben.
Altes Fährhaus restauriert
Was für ein Stammsitz das aber auch ist! Inmitten eines Vierseithofes, dem alten Fährhaus. In der Ulenaue in Eulau, am Ufer der Saale. Rundum: Bäume, Wasser, Vögel, Nutrias. Noch finden die Proben drinnen statt, in einem hohen Raum mit Fachwerk-Gebälk, dem einstigen Rinderstall. Die Toiletten sind im ehemaligen Schweinestall. Die Küche, vor deren Fenster sich heute Vögel tummeln und nach dem ausgestreuten Futter picken, befindet sich in der alten Scheune. 150 Jahre sind die Hofgebäude alt, das Wohnhaus mehr als 250 Jahre. „Erstaunlich, hier hat nie das Saalewasser drin gestanden“, erzählt Volker Püschel. Er hat den Hof 2007 erworben und ausgebaut. Alle Reserven, alle Kraft hätte ihn das gekostet. Ein Akt aber, der sich gelohnt hat. Volker und Frau Elke lieben die Ruhe, die Natur, ihr Haus. „2011 beim Hochwasser konnten wir hier mit dem Kanu über die Wiesen fahren“, erinnern sich die beiden. Überhaupt, die Saale: Die hat Volker Püschel nie losgelassen, zog ihn zurück in den Burgenlandkreis.
Geboren wurde er in Weißenfels als Sohn der ehemaligen Schuhfabrikbesitzer, aufgewachsen ist er in Leißling. Studierte in Halle Medizin, wurde in Weißenfels und Rudolstadt ausgebildet, litt unter „politischem Hickhack“ und bekam irgendwann keine Luft mehr im Osten. Brach aus, in den Westen, und praktizierte als Arzt in Franken, in der Eiffel, nach der Wende im Südharz. Das sind wohlgemerkt nur Beispiele, es gab weitere Stationen. Immer aber lockte die Saale, die Heimat, und 2000 kehrte Püschel zurück. In der Ulenaue, erzählt er, habe er Ruhe gefunden. „Ich will nicht mehr weg“, sagt er.
Zwar praktiziert er nicht mehr als Arzt, seiner Leidenschaft für Geschichte, das Schreiben, das Theater und die Musik geht er weiter nach. Er ist Autor mehrerer historischer Bücher und vieler Theaterstücke. Seit 2000, um genau zu sein, als er in Worms das Nibelungenlied als Stück aufführte. Sein Erstling, sozusagen, dessen Nachfolger „Barbarossa“ bald auf Zuschauer wartet. Die auf Holzbänken sitzen werden, unter Bäumen, im Hof an der Saale.