Hintergrund Hintergrund: Historisches Instrument erlebt Renaissance

Freyburg - Sie sind die Besten ihrer Zunft, und sie gaben ein im wahrsten Sinne großartiges Konzert im Freyburger Künstlerkeller: Thomas Fritzsch (Viola da Gamba) und Mark Kroll (Cembalo). Beide Musiker sind in den internationalen Musiksälen und großen Tonstudios zu Hause. Ein Konzert in Freyburg gehört da nicht zu den Selbstverständlichkeiten. „Wir danken Frau Kannetzky, dass sie den Mut hatte zu diesem Konzert“, sagte Thomas Fritzsch, der den amerikanischen Cembalisten und Pianisten mitgebracht hatte. Eigens dafür hatte Kroll einen Flug in die USA umgebucht. Er war das erste Mal in Freyburg, dem Wohnort seines Freundes Thomas Fritzsch. Dieser ist durch die Heirat in die Jahnstadt gekommen und seit 2008 Freyburger Bürger. „Wenn auch meine musikalische Heimat weiterhin Leipzig ist“, sagte der in Zwickau geborene Musiker.
„Seelen-Musik“ hieß das Programm, in dem Fritzsch mit seinen Zuhörern in die große Zeit der Gambenmusik in Deutschland im 18. Jahrhundert reiste, als Gambisten an Fürstenhöfen spielten und Fürsten selber meisterlich auf diesem Instrument spielten, wie Friedrich Wilhelm II. von Preußen und Leopold von Anhalt-Köthen.
Fritzsch, den die internationale Fachpresse als Ausnahme-Gambisten bezeichnet, hat sich intensiv mit den alten Spielweisen auseinandergesetzt und dabei interessante Entdeckungen in der Welt des Barocks gemacht. Er spielte beim Freyburger Konzert auf einer Viola da Gamba von Johann Casper Göbler, 1784 in Breslau gebaut.
Ausgewählt für den Künstlerkeller hatte Fritzsch, der mit einem unautorisierten Stück von Dieterich Buxtehude (1637-1707) begann, mit Johann Daniel Hardt (1696-1755) und Andreas Lidl (1750-1788) zwei heute allgemein wenig bekannte Komponisten, vor allem aber Carl Friedrich Abel (1723-1787), den letzten großen Gambisten des 18. Jahrhunderts. Von ihm spielte Fritzsch eine Sonate und ein Solo a Viola i Gamba é Basso. Für den Gambisten der Gegenwart ist der Gambist aus der Vergangenheit das große Vorbild. Und da erzählte Fritzsch zwischen den Stücken von Abels Glanzzeiten in London, von seiner Freundschaft zum Maler Thomas Gainsborough (1727-1788) und zu Johann Christian Bach, dem jüngsten Sohn Johann Sebastian Bachs.
Johann Christian Bach und Abel gründeten in London mit großer Resonanz die Reihe „Bach-Abel-Concerts“. Mit Abels Tod verschwand die Gambe für lange Zeit aus den Orchestern und als Soloinstrument. Thomas Fritzsch gehört zu denen, die sie nun weltweit wieder zum Klingen bringt. „So gespielt, atmet diese Musik, sie tänzelt, erzählt, unterhält - so wie im 18. Jahrhundert üblich“, wie dazu der Deutschlandfunk anlässlich einer Plattenvorstellung schwärmte.
Mark Kroll ist eine anerkannte Autorität in Fragen der Aufführungspraxis mit historischen Instrumenten und ein großer Virtuose auf dem Cembalo. Davon konnten sich die Freyburger eindrucksvoll überzeugen. Der amerikanische Cembalist und Pianist begleitete den Gambisten einfühlsam, er spielte solo Sätze aus einem Werk von Francois Couperin (1668-1733), einem französischen Komponisten, der 240 Cembalo-Werke hinterlassen hat. Mit Thomas Fritzsch spielt Kroll auch international erfolgreich zusammen. Erst jüngst in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Reicher Beifall dankte den beiden Künstlern. Unter den Zuhörern befanden sich auch mehrere Musikwissenschaftler und Musiker, die aus Leipzig angereist waren.