Hintergrund Hintergrund: Als Gründer geehrt

memleben - Die Erdmännchen schauen neugierig. Amur-Tiger Altai döst auf einem Podest, Gefährtin Tapira patrouilliert im Gehege und fixiert den Besucher. Mit einer Extraration Mohrrüben lockt Tierpflegerin Sandra Kühn Ziegen, Zebras und den Vogelstrauß zum Zaun, vor dem Tierparkdirektor Uwe Gehrmann fürs Foto Position bezieht. In ein paar Wochen wird sich das besser machen, dann ist die Besucherplattform vor der Afrika-Anlage fertig, verspricht er. Gehrmann ist seit November Eigentümer des Erlebnistierparkes Memleben, hat die Anlage von seinem Vorgänger Jochen Fleischmann übernommen. Nun baut er um.
Beim Gang durch den Park ist derzeit noch Fantasie gefordert: Hier am Teich, da kommt die Picknickwiese hin, und dort die Wildwestinszenierung als erste von wechselnden Themenwelten. Der Platz zwischen Zirkus und dem „Reich des Tigers“, von Fahrspuren durchfurcht, wird befestigt. Die Baufirma aus Wohlmirstedt sei schon bestellt. Bis Ostern, zur Eröffnung, soll alles schmuck sein im Erlebnistierpark. Da ist noch viel zu tun. Doch Park-Direktor Gehrmann zeigt sich zuversichtlich: „Wir schaffen das.“
Mit Erfahrung in Zirkusszene
Tiere, Zirkus und Erlebniswelt - dieses Konzept seines Vorgängers will Gehrmann beibehalten. Das sei deutschlandweit einmalig, sagt er. Er kennt sich aus in der Tierschau- und Zirkusszene, war vor Jahren für Zirkusse als Tournee-Geschäftsführer tätig, nennt da bekannte Namen wie Renz und Sarrasani. Der heute 51-Jährige hatte gemeinsam mit einem Partner den Heilbronner Weihnachtszirkus aus der Taufe gehoben, der jüngst seine 17. Auflage hatte und von Gehrmann als ein Zirkusfestival wie in Monte-Carlo beschrieben wird, ein bisschen kleiner halt, aber inzwischen auch schon mit viel Tradition. Sein Tournee-Management habe die weltgrößte Reptilienshow zusammengestellt und in großen deutschen Städten präsentiert, und auch für die Kelly-Familie habe er Tourneen organisiert.
Der Erlebnistierpark in Memleben hat ihn gelockt, weil hier Show und Tier-Präsentation zusammenkommen. Das sei genau das, was ihm vorgeschwebt habe. Rund eine Million Euro müsse er nun noch mal in die Anlage stecken. Zum Kaufpreis sagt er: „Das hat schon gepasst.“
Seinem Vorgänger, der zuletzt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten gesteckt hatte, attestiert er, dass der hier Bemerkenswertes auf die Beine gestellt habe. Manches freilich will Gehrmann anders machen. Am Haupteingang hat er schon mal die Mauer abgerissen und die Holzhütte für den Kartenverkauf zur Seite gerückt. Dort steht jetzt ein großer Glaspavillon bereit. „Die Besucher wollen eine adrette Anlage sehen, sonst kommen sie nicht wieder.“
Aus Fleischmanns Australienanlage macht er den Streichelzoo Villa Kunterbunt, nennt diese „Sachsen-Anhalts verrückteste WG“. Dort sägen und schrauben Handwerker, haben den Stall mit Bohlen verkleidet, eine Schauwand gebaut. „Holzkunst“, sagt Gehrmann. Einen freundlichen Eindruck macht das. Der Küchenwagen wurde weggeräumt, ein Küchencontainer angeschafft. Die Wände in der neuen Besuchertoilette sind frisch verputzt, warten auf Fliesenleger und Installateur. Die neue Futterküche blitzt, dass der Hygieneinspektor seine Freude haben dürfte und die Salatteller, die Tierpflegerin Anett Schlichting dort gerade für die Schildkröten anrichtet, lassen dem Grünzeug-Fan das Wasser im Munde zusammenlaufen.
17 Mitarbeiter sind im Erlebnistierpark fest angestellt, gibt Gehrmann Auskunft. Ihr Brötchengeber ist nun die Tier- und Freizeitpark Memleben GmbH. Im Dorf, in dem die Anlage bisher nicht nur auf Zustimmung gestoßen war, beobachtet man Gehrmanns Umbau mit Interesse. „Er macht das gründlich, kaschiert nicht nur“, beschreibt Horst Müller, Gemeinderat und Vize-Bürgermeister seinen Eindruck. Er wünscht ihm Erfolg, auch weil der im Interesse des Dorfes liege.

