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Handball, 3. Liga HCB-Coach Baumgart ist „fassungslos“

Trainer der Burgenländer kritisiert Corona-Bestimmungen des DHB. Gesundheit der Akteure werde unnötigerweise aufs Spiel gesetzt, sagt er.

Von Torsten Kühl 19.02.2022, 11:00
Steffen Baumgart, Coach des Drittligisten HC Burgenland, blickt skeptisch auf das Auswärtsspiel am Samstag in Northeim, das er  coronabedingt mit einem Rumpfteam bestreiten muss.
Steffen Baumgart, Coach des Drittligisten HC Burgenland, blickt skeptisch auf das Auswärtsspiel am Samstag in Northeim, das er coronabedingt mit einem Rumpfteam bestreiten muss. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg/Plotha - Die Bestimmungen sind eindeutig: Kann ein Verein der 3. Handball-Liga vor einer Partie sechs positive PCR-Tests von Spielern seines Kaders nachweisen, wird die Begegnung abgesagt und vom Deutschen Handball-Bund (DHB) neu angesetzt. Dieser Fall trat zum Beispiel am vergangenen Wochenende ein, als in den Reihen des HC Burgenland sechs Spieler und zwei Teamverantwortliche mit dem Coronavirus infiziert waren. Deshalb konnte die Heimpartie gegen den MTV Braunschweig nicht stattfinden (wir berichteten); sie ist nun für Donnerstag, 10. März, mit Anwurf um 20 Uhr in Plotha neu angesetzt worden.

Kein wirkliches Training

Was diese Regelung des DHB jedoch komplett außer Acht lässt - so findet es Steffen Baumgart -, sind die Nachwirkungen einer Infektion. „Wir hatten in den vergangenen Tagen und Wochen in unserem Team insgesamt 14 Fälle. Und jeder vernünftige Arzt warnt doch, abgesehen von ’Long Covid’, davor, zu früh wieder mit dem Sport anzufangen“, sagt der Coach der Burgenländer. Er meint, die Gesundheit der Akteure werde in der 3. Liga unnötigerweise aufs Spiel gesetzt. Und Baumgart gibt dazu passend einen Einblick in die aktuelle Trainingswoche: „Am Mittwoch waren wir nur ein kleiner Haufen. Wir haben zweimal 15 Minuten Fußball gespielt und ein paar Würfe gemacht. Da waren die meisten Spieler schon klipperklar. Tom Hanner hat sich für den nächsten Tag gleich vom Training abgemeldet.“

Die frisch aus anderthalb Wochen Quarantäne zurückgekehrten Spieler hätten „leichenblass und wie ausgekotzt“ ausgesehen, erzählt Steffen Baumgart. Am Donnerstag habe man dann in ebenfalls kleiner Runde 3 gegen 3 gespielt, „aber das ist doch alles nur Flickschusterei, damit kannst du doch die drei Wochen, die dir im Mannschaftsverbund fehlen, nicht wieder aufholen“.

Kleine Vereine wie den HC Burgenland könne man nicht mit professionell geführten Klubs wie Vinnhorst oder Hildesheim beziehungsweise den Juniorteams der Erstbundesligisten vergleichen. „Ich weiß nicht, was sich der DHB denkt, wie groß unser Kader ist. Wir haben immer noch fünf Spieler in Quarantäne. Der überwiegende Teil der restlichen Akteure ist nach Infektionen noch extrem schlapp. Zudem kann David Heinig wegen eines Handbruchs in dieser Saison nicht mehr spielen. Und unsere zweite Mannschaft musste zuletzt auch mit dem letzten Aufgebot antreten. Da können wir uns also auch nicht bedienen, wie wir wollen“, gibt Baumgart zu bedenken. „Ehrlich gesagt: Ich bin ziemlich fassungslos. Wir agieren hier unter Amateurbedingungen, sollen aber professionelle Leistungen bringen. Das ist unfassbar, was man von uns verlangt“, so der Trainer des HCB.

Beim punktgleichen Rivalen

Er und sein Team hätten ausgerechnet vor der existenziell wichtigen Partie bei den punktgleichen Northeimern (Beginn ist am Samstag, 19.30 Uhr) nun zwei Möglichkeiten: entweder die Gesundheit der eigenen Akteure noch mehr zu gefährden und sie über Gebühr zu beanspruchen oder das Spiel herzuschenken. „Wir werden es quasi herschenken, auch wenn wir antreten werden. Denn ich werde einen Teufel tun und meine Spieler komplett verheizen“, sagt Baumgart. Aus der zweiten Mannschaft, die dann am Sonntagnachmittag in Plotha auf den souveränen Tabellenführer der Sachsen-Anhalt-Liga, Rot-Weiß Staßfurt, treffen wird, sollen Torwart Max Knoblauch (weil die Drittliga-Keeper Hendrik Halfmann und Max Neuhäuser derzeit in häuslicher Isolation sind) als Back-up für den jungen Marius Göbner sowie wahrscheinlich auch Paul Zänker und Tom-Erik Röhrborn mit ins südliche Niedersachsen fahren.

Northeim, ähnlich groß wie Naumburg, liegt in der Nähe von Göttingen. Der heutige Gastgeber NHC ist in der 3. Liga seit sechs Partien sieglos, hat wie die Burgenländer elf Pluspunkte auf dem Konto, aber bereits ein Spiel mehr ausgetragen. Die Hinrundenpartie hatten die Northeimer in Hohenmölsen mit 33:29 für sich entschieden. Schon allein aus diesem Grund wäre es für die Burgenländer extrem wichtig, das Rückspiel zu gewinnen, denn möglicherweise - falls beide Teams die Abstiegsrunde in einer Gruppe bestreiten müssen (siehe auch Kasten „Mögliche Konstellationen...“) - werden die beiden Ergebnisse gegen den Northeimer HC dorthin mitgenommen. Und auch in dieser Frage kritisiert Baumgart den DHB: „Er will die Saison durchziehen, ohne Rücksicht auf Verluste. Da gibt es keinen Plan B.“

Mögliche Konstellationen im Abstiegskampf

In sieben Gruppen wird ab 25. März die Abstiegsrunde der dritten Liga ausgetragen. Da der HC Burgenland nur noch theoretische Chancen hat, dieser zu entgehen und als Sechster nach der Hauptrunde den vorzeitigen Klassenerhalt zu feiern, sollte er sich schon mal mit der möglichen Gruppenkonstellation für die Abstiegsrunde vertraut machen.

Nach dem vom DHB erstellten Spielschlüssel können die Burgenländer in drei der sieben Gruppen kommen. Als Neunter oder Zehnter der Staffel C in die Gruppe I, als Siebenter oder Elfter der Staffel C in die Gruppe III beziehungsweise als Achter oder Zwölfter der Staffel C in die Gruppe IV. Die in der Hauptrunde erzielten Ergebnisse ihrer jeweiligen Konkurrenten aus der Staffel C werden in die Abstiegsrunde mitgenommen.

Wäre die Hauptrunde am Freitag beendet gewesen, würde der HC Burgenland als Neunter der Staffel C zusammen mit seinem heutigen Gegner Northeimer HC (10.) sowie dem Mindener Verein LIT 1912 II (8.) und TV Bissendorf-Holte (12.) aus der Staffel B beziehungsweise den Mecklenburger Stieren Schwerin (7.) und dem VfL Fredenbeck (11.) aus der Staffel A in der Gruppe I der Abstiegsrunde spielen. Aber das kann (und wird) sich bestimmt noch mehrfach ändern in den kommenden drei Wochen.