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Lebensmittel aus Naumburg und Umgebung Hack vom Schwein nebenan

Die Agrargesellschaft Prießnitz und die Naumburger Fleisch- und Wurstwaren GmbH gehen neue Wege in der Vermarktung. Welche Vorteile das hat.

Von Albrecht Günther 04.05.2022, 10:29
Die Fleisch- und Wurstwaren GmbH Naumburg  verarbeitet seit einigen Tagen Schweine der Agrargesellschaft Prießnitz. Die Gesellen Marc Baier (l.) und Stephan Wunderlich zerlegen die frisch angelieferten Schweinehälften und bereiten sie so zum weiteren Verarbeiten unter anderem zu Wurst vor.
Die Fleisch- und Wurstwaren GmbH Naumburg verarbeitet seit einigen Tagen Schweine der Agrargesellschaft Prießnitz. Die Gesellen Marc Baier (l.) und Stephan Wunderlich zerlegen die frisch angelieferten Schweinehälften und bereiten sie so zum weiteren Verarbeiten unter anderem zu Wurst vor. (Foto: Torsten Biel)

Priessnitz/Naumburg - Wenn Marc Baier mit seiner Arbeit beginnt, liegen viele Naumburger noch im Bett. Meist bereits um 4 Uhr starten er und die weiteren Gesellen der Naumburger Fleisch- und Wurstwaren GmbH, damit die Kunden wenige Stunden später frische Wurst oder Gehacktes von der Ladentheke nehmen können.

Beide dürften nun noch besser schmecken, werden sie doch aus Fleisch vom Burgenländer Landschwein zubereitet. Seit einigen Tagen hat der Naumburger Fleischer-Familienbetrieb mit der Agrargesellschaft Prießnitz einen neuen Partner, der ihm die Schweine liefert. Damit gibt es eine regionale Vermarktungskette, die von der Geburt der Ferkel im Stall in Janisroda über die Aufzucht der Tiere in Wünsch im Saalekreis bis zum Verarbeiten des Fleisches in Naumburg reicht.

„Wir wollten weg vom Verkauf unserer Schweine an große Schlachthöfe und haben uns deshalb einen Partner zur Verarbeitung hier vor Ort gesucht“, berichtet Bodo Zier. „Hier sehen wir, was mit dem von uns erzeugten Fleisch geschieht und auch, dass die Schweinehälften hier komplett verarbeitet und genutzt werden“, so der Geschäftsführer der Agrargesellschaft weiter.

 Geschäftsführer Ronny  Peters (l.)  zeigt  Philipp Schulz (r.) und   Bodo Zier von der Agrargesellschaft Prießnitz, wie die geschlachteten Tiere verarbeitet werden.
Geschäftsführer Ronny Peters (l.) zeigt Philipp Schulz (r.) und Bodo Zier von der Agrargesellschaft Prießnitz, wie die geschlachteten Tiere verarbeitet werden.
(Foto: Torsten Biel)

Im Stall in Wünsch befinden sich 1.900 Mastplätze, im Janisrodaer Stall sind es 630 Plätze für Sauen. In beiden hat das bäuerliche Unternehmen deutlich mehr für das Tierwohl getan als vorgeschrieben. So gilt es in dieser Hinsicht in Sachsen-Anhalt als Modellbetrieb, wie Philipp Schulz sagt. „Der Stall in Janisroda wurde 2009/2010 komplett modernisiert, auch die Sauenzuchtanlage wurde neu konzipiert, in der wir seit 2016 mit dem Halten von Ringelschwanz-Tieren gute Erfahrungen machen“, hebt der Assistent der Geschäftsführung und Verantwortliche für die Schweinehaltung hervor.

Damit beteiligte sich die Prießnitzer Gesellschaft am zweijährigen Demonstrationsvorhaben Tierschutz, das bis in die Gegenwart nachwirke. So wurden sowohl in der Ferkelaufzucht als auch in der Mast die Buchten vergrößert. Aus ehemals drei oder vier solcher Buchten entstanden Großräume mit den Funktionsbereichen Fressen und Ruhen, Aktivsein und Koten. Und das Besondere: Die älteren Ferkel erhalten „Spielzeug“ und Beschäftigungsfutter. „Wenn wir diesen Aufwand betreiben, wollen wir natürlich auch, dass die Tiere entsprechend schonend geschlachtet werden und das Fleisch vor Ort verarbeitet wird“, begründet Zier den Vermarktungsschritt.

Zum Anbeißen: Ronny Peters setzt bei den Produkten aus seinem Haus auf Qualität und Frische. Besonders von den Kunden gefragt sind die Knackwürste.
Zum Anbeißen: Ronny Peters setzt bei den Produkten aus seinem Haus auf Qualität und Frische. Besonders von den Kunden gefragt sind die Knackwürste.
(Foto: Torsten Biel)

Bei Ronny Peters, dem Geschäftsführenden Gesellschafter der Fleisch- und Wurstwaren GmbH, stieß er damit auf offene Ohren. „Wir haben schon lange nach einem Lieferanten aus der unmittelbaren Nachbarschaft gesucht, weil kurze Wege auch deutlich mehr Frische und bessere Qualität ermöglichen.“ Geschlachtet werden die Tiere in einem Familienbetrieb im bayrischen Hof, der per Videokameras unter anderem dem zuständigen Veterinäramt rund um die Uhr Einblick in seine Arbeit gewährt. „Die Strecke Hof - Naumburg ist für das Tierwohl akzeptabel, zumal die Tiere sofort nach Ankunft getötet und geschlachtet werden, so dass wir am nächsten Tag die Schweinehälften bei uns im Betrieb haben“, erläutert Peters.

Er und Bodo Zier wünschen sich nun, dass die Kunden diese regionale Vermarktung entsprechend annehmen. Beide haben sich über für ihre Betriebe jeweils auskömmliche Preise verständigen können, so dass es auch künftig eine hochwertige Schweinehaltung im Süden Sachsen-Anhalts geben wird. Zumal der regionale Kreislauf noch durch die Verwertung der Gülle im zur Agrargesellschaft gehörenden Bio-Kraftwerk in Flemmingen zu Strom und Wärme vervollständigt wird.

In einer besonderen Maschine wird im Naumburger Familienbetrieb zum Grillen bestimmtes Schweinefleisch gewürzt und entsprechend mariniert.
In einer besonderen Maschine wird im Naumburger Familienbetrieb zum Grillen bestimmtes Schweinefleisch gewürzt und entsprechend mariniert.
(Foto: Torsten Biel)

Verkauft werden die Produkte aus dem Hause Peters mittlerweile in sieben Filialen in Naumburg, Weißenfels, Zeitz und Dornburg-Camburg, die alle täglich ab 6.30 Uhr bis zum Öffnen der Läden beliefert werden. Ronny Peters: „Wir bieten Qualität sowie Frische aus der Region und hoffen, dass wir damit beim Kunden weiter punkten können.“ Falsch dürfte er damit nicht liegen, denn viele Kunden fragen inzwischen, woher das Fleisch kommt und wie die Tiere aufgezogen wurden.