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Globetrotter-Hut - ein Frevel

Von CONSTANZE MATTHES 01.07.2010, 07:22

NAUMBURG. - Ingrid Meyer versteht ihr Geschäft, bringt doch die gelernte Industriekauffrau schon viele Jahre die richtige Kleidung an den richtigen Mann. Selbst ihre Tochter weiß, was beim Verkauf zählt. "Der Stil des Kunden ist wichtig. Er soll nicht verkleidet werden und sich in den Sachen wohlfühlen. Wir zwingen keinem etwas auf", sagt die junge Frau. Blickt ihre Mutter zurück, fallen ihr indes verschiedene Modesünden ein. In den 90er die kurzen bunten Hosen und immer noch bis heute ein Klassiker: der schlapprige Globetrotter-Hut, den man allerdings im Laden vergeblich suchen wird, wie Manuela Meyer versichert: "Der ist doch peinlich. Wenn ein Kunde den verlangt, schicken wir ihn ins nächste Angelgeschäft."

Kunden kaufen seit 50 Jahren

Von dieser Ausnahme abgesehen, hält der Herrenausstatter auf 90 Quadratmetern ein breites Sortiment bereit. Für die Ausstattung von oben bis unten, für jeden Anlass. Edle Anzüge hängen auf der Stange, T-Shirts und Hosen auf dem Bügel, Hemden und Unterwäsche liegen im Regal. Accessoires wie Hüte, Gürtel und Krawatten gibt es natürlich auch. Selbst das textile Taschentuch ist hier zu finden. "Kunden fragen immer noch danach", so Ingrid Meyer. Einige ihrer Stammkunden halten seit 50 Jahren die Treue. Mittlerweile nehmen Kunden auch weitere Wege auf sich, wenn sie beispielsweise aus Weißenfels oder Zeitz nach Naumburg kommen, um bei Römbach einzukaufen. Um mit der aktuellen Mode mitzugehen, besucht Ingrid Meyer zweimal im Jahr die Mitteldeutsche Modemesse. Rundgänge in anderen Geschäften gibt es ebenso. "Schließlich muss man über den Tellerrand hinausschauen", weiß die Naumburgerin. Dabei wünscht sie sich so manches Mal, Männer würden in Sachen Mode mehr Mut zeigen. Ein Beispiel: ein Nadelstreifenanzug in Braun, todschick - aber er hängt seit längerem im Geschäft.

Hier spielt die Qualität der Waren eine Rolle. Vertrauen setzt Meyer seit Jahren in ihre Stammlieferanten, die regelmäßig das Warenlager in der ersten Etage des Hauses auffüllen. Die Preise des Sortiments müssen jedoch auch in die Region passen, bemerkt die Inhaberin. Für den Erfolg und die langjährige Tradition des Unternehmens konnte sie kürzlich aus den Händen von Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper eine Urkunde in Empfang nehmen. Europas größter Branchendienst "Markt intern" bescheinigt dem hiesigen Geschäft den Titel "Perle des Mittelstandes" (wir berichteten). Dass dieses nun schon auf eine so lange Tradition blicken kann, erfüllt die Urenkelin des Gründers mit Stolz.

Auch schwierige Phasen

"Obwohl manche Phase in der Wirtschaft nicht leicht war", bemerkt Ingrid Meyer nachdenklich. Derzeit sind es die großen Handelsketten, die den kleineren Geschäften Sorgen bereiten. Die Zukunft des Geschäftes zeigt sich indes bereits. Manuela Meyer wird die Nachfolge antreten, als fünfte Generation - da ist sich die junge Frau schon sicher.