Naumburgerinnen bei Turn- und Sportfest „Flotte Motten“ wollen wie 1987 in Leipzig überzeugen - aber bequemer ausgeschlafen
Die Tanzgruppe der „Flotten Motten“ aus Naumburg tritt am 31. Mai dort auf, wo 1987 alles für sie begann: beim großen Turn- und Sportfest in Leipzig. Der MDR überträgt live.

Naumburg. - Kerstin Weber, Birgit Friedland und ihre Mitstreiterinnen können sich noch genau erinnern, wie sie 1987 im vollen Leipziger Zentralstadion einliefen, das nicht umsonst „Stadion der Hunderttausend“ genannt wurde. „Das war überwältigend und wunderschön zugleich. Die Zuschauer haben mit Plakaten große Bilder dargestellt, einfach Wahnsinn“, sagt Kerstin Weber.
Sie war damals erst 16 Jahre alt und Mitglied der 13-köpfigen Naumburger Tanzgruppe, die 1987 beim letzten Turn- und Sportfest der DDR in Leipzig auftrat – und zwar als Teil von etwa Großem. „Mit 1.200 Frauen haben wir eine Reifen- und Tuchübung gezeigt“, erzählt Birgit Friedland.

Sie wird am kommenden Sonnabend, 31. Mai, mit ihren Sportfreundinnen wieder auf dem Rasen des Leipziger Stadions stehen, wieder zum Turn- und Sportfest. Neun Frauen von damals sind noch dabei, bei den „Flotten Motten“, deren Geschichte bereits 1985, wenn auch noch nicht unter diesem Namen, begann.
„Es gab einen Aufruf vom Turn- und Sportbund, sich in den Moritzwiesen zu treffen“, erzählt Kerstin Weber. 20 Naumburgerinnen folgten diesem, die meisten kannten sich nicht. Doch sie lernten sich kennen, trainierten und tanzten, und 13 von ihnen durften 1987 in Leipzig auftreten. „Vorher waren wir mit dem ganzen Bild, also 1.200 Menschen, drei Wochen in Potsdam im Trainingslager, ohne Familie, von den Betrieben freigestellt, alles wurde bezahlt, Klamotten, Essen“, so Birgit Friedland.

Das Turn- und Sportfest kam und ging vorüber, doch die Frauen blieben beisammen. Sie trafen sich einmal pro Woche, traten als „Sport-Werbe-Gruppe“ mit anderen Disziplinen auf, entwickelten sich in der Wendezeit immer stärker in Richtung Showtanz und gaben sich den Namen „Flotte Motten“. Unter diesem ließen sie sich für Tanzauftritte buchen, beim Karneval, bei Geburtstagen oder Autohaus-Eröffnungen. Hingucker waren die schicken Cancan-Kostüme, die Silvia Mertens der Gruppe schneiderte. Auch bei Wettkämpfen traten die „Flotten Motten“ auf, und sie blieben den Turn- und Sportfesten treu.
Mittlerweile widmen sich die Frauen bei ihren wöchentlichen Treffen mehr dem Line-Dance sowie der allgemeinen Fitness. Aber zuletzt stand natürlich das Einüben der Choreografie für Leipzig im Mittelpunkt. 500 Sportlerinnen wird diese vereinen. Gemeinsam geübt wurde die mit Disco-Beat unterlegte Performance, bei der Yoga-Matten eine große Rolle spielen, im April in Neu-Isenburg bei Frankfurt. Die Leipziger „Red Bull-Arena“ wird wohl wieder sehr gut gefüllt sein, wenn auch natürlich nicht mehr mit den 100.000 Zuschauern wie damals.
Und noch etwas wird anders sein, wenn die Gruppe diese Woche wieder in die Messestadt fährt. „Wir schlafen diesmal im Hostel und nicht mehr auf Feldbetten oder Luftmatratzen in der Turnhalle“, sagt Kerstin Weber lachend.
Die Stadiongala am 31. Mai mit den Naumburgerinnen zeigt der MDR live ab 20.15 Uhr im Fernsehen.