Erfolgreiche Spendenaktion in Tröbsdorf Erfolgreiche Spendenaktion in Tröbsdorf: Glockenton auf Knopfdruck

Tröbsdorf - Fritz Märtsch steht nahe der Kirche in Tröbsdorf. In seiner Hand hält er eine kleine dunkle Fernbedienung. Kurz nachdem er auf einen Knopf gedrückt hat, erschallen die Glocken des Gotteshauses.
Rund zehn Jahre lang stieg der 79-Jährige die Stufen hinauf, um die Bronzen per Hand zu läuten. Seit November erledigt nun moderne Elektrik mittels Zeitschaltuhr oder Fernbedienung seine ehrenamtliche Arbeit. Auf die Frage, ob er den regelmäßigen Gang zur Kirche denn nun vermisse, schüttelt er den Kopf und lächelt. „Nicht unbedingt“, sagt der Tröbsdorfer.
Viel Unterstützung erfahren
Bereits 2019 sei die Idee für ein elektrisches Glockengeläut entstanden, blickt Karsten Schlegel zurück. Er hatte sich für die Initiative den Hut aufgesetzt, die Zeit, Geld und Geduld benötigte. „Da steht schon eine gewisse Organisation dahinter“, sagt der Tröbsdorfer.
Doch viele standen auch hinter dem Projekt. Die Liste derer, die daran beteiligt waren und denen gedankt wird, ist lang. Beistand gaben der Gemeindekirchenrat Kirchscheidungen und das Kreiskirchenamt. Grünes Licht kam auch von Christopher Schulz, dem Glockensachverständigen der Landeskirche - allerdings mit einer besonderen Bedingung. „Wir sollten leichtere Klöppel einbauen lassen“, erklärt Schlegel. Dann ging es ans Klinken-Putzen. Mit einer Postwurfsendung wurde eine Straßensammlung angekündigt.
Rund 5.000 Euro kamen durch Spenden zusammen. Geld, das Privatpersonen, Firmen und Institutionen gaben. Die Landeskirche legte auch noch einmal 1.000 Euro dazu. Die Stadt Laucha beteiligte sich mit Material.
Die Firma von Christian Beck aus Kölleda (Landkreis Sömmerda) konnte ihre Arbeit aufnehmen. Am 19. November läuteten erstmals die beiden Glocken der Tröbsdorfer Kirche mit Hilfe der eingebauten Technik. Die große Einweihungsfeier musste indes ausfallen. Coronabedingt kam nur ein kleiner Kreis und außerhalb des Gotteshauses Ende November zusammen. Tröbsdorf ist damit die erste Kirche im Kirchspiel Kirchscheidungen, in der fortan auf die Handarbeit eines ehrenamtlichen Läuters verzichtet wird.
Läuteordnung soll noch erstellt werden
Und die beiden historischen Bronzen aus dem 15. Jahrhundert, die viele Geschichten erzählen können, sind sehr oft zu hören. Nicht nur zu Andachten und Gottesdiensten, christlichen Feiertagen sowie Todesfällen. Punkt 18 Uhr wird am Sonnabend das Wochenende, zu Silvester das neue Jahr eingeläutet. Während der Pandemie erklingen die Glocken sonntags um 10 Uhr anlässlich des sogenannten Corona-Läutens zur Erinnerung an Verstorbene und als Zeichen der Solidarität. „Wir werden noch eine Läuteordnung erarbeiten“, sagt Karsten Schlegel.
Einst vor dem Abriss gerettet
Die jüngste Aktion zeigt einmal mehr, dass die Kirche in dem 148-Seelen-Ort im Unstruttal ihren festen Platz hat, obwohl nur noch wenige Einwohner der Kirchengemeinde angehören und Gottesdienste besuchen. In den 1980er-Jahren stand der Kapellenbau aus spätgotischer Zeit wegen seines maroden Zustands nahezu vor dem Abriss. Mit der Initiative „Die Kirche bleibt im Dorf“, angeregt durch die damalige Kirchenälteste Margarete Richter, begann 1988 jedoch der Wiederaufbau. 1992 fand die Einweihung statt.