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Einwohnerzahl Einwohnerzahl: Bei Wahl am 19. April geht es um die Besetzung eines Ehrenamtes

09.04.2015, 12:20
Viel Zuspruch: An die 60 Einwohner füllten am Ende den Sitzungssaal im Alten Amtsgericht.
Viel Zuspruch: An die 60 Einwohner füllten am Ende den Sitzungssaal im Alten Amtsgericht. Nicky Hellfritzsch Lizenz

Freyburg - So gut gefüllt sieht man den Sitzungsraum im Verwaltungsgebäude hinter der Freyburger Kirche selten. An die 60 Bürger haben Dienstagabend die Vorstellung der Freyburger Bürgermeisterbewerber verfolgt. Angesichts der meist leeren Besucherreihen zu Gemeinderatssitzungen ist anzunehmen, dass es weniger ein Interesse an kommunalpolitischen Themen war, das so viele hierher gelockt hatte. Es waren die Bewerber. Und da Udo Mänicke, das amtierende Stadtoberhaupt, und seine kommunalpolitischen Positionen vielen einigermaßen bekannt sein dürften, war es wohl vor allem ein Bewerber: Baldur Müller. So hat Mänickes Herausforderer den beachtlichen Zuspruch wohl mit gewissem Recht auf sein Konto verbucht: „Wäre ich nicht hier, wärt ihr jetzt auch nicht hier, da wäre er ja sowieso Bürgermeister geworden. Insofern ist das ja schon mal ein Sieg der Demokratie“, bekundete Müller selbstbewusst.

Entwaffnende Offenheit

Müller, der 78-jährige Ruheständler, stammt aus Dortmund und lebt seit 1956 in Freyburg. „Seitdem fühle ich mich hier heimisch“, sagte er. Ehrenamtlich habe er sich bisher nicht engagiert, sei auch in keinem Verein, bekannte er auf eine Nachfrage von Stadträtin Karin Reglich (Freie Wähler). Zu seinen Zielen erklärte der Herausforderer mit entwaffnender Offenheit: Konkretes könne er noch nicht sagen, er müsse sich erst einmal mit den Unterlagen befassen, um zu sehen, was möglich ist. So lief denn auch sein Credo zu den meisten Fragen auf den Satz hinaus: „Wenn alle hinter mir stehen, werden wir es schaffen, irgendwie.“ Er wolle seine ganze Kraft investieren, versicherte er auf eine Frage von Stadträtin Tina Kirchhoff (CDU). Die aber fand dennoch: „Irgendwie überzeugt mich das nicht.“

Da konnte Amtsinhaber Mänicke voll ausspielen, dass er gut im Stoff steht und sich auch auf diesen Auftritt gut vorbereitet hatte. „Einen kurzen Rückblick werde ich halten und dann vier wichtige Fragen behandeln“, hub das Stadtoberhaupt an. Da atmete wohl mancher auf, als Stadtrat Jörg Schneider (CDU), der Moderator des Abends, Mänicke in die Parade fuhr: Erst mal gehe es um die persönliche Vorstellung. 48 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, selbstständiger Tischler, betete Mänicke geschwind seinen Steckbrief herunter und brauchte dann noch ein bisschen Zeit, um all seine ehren- und nebenamtlichen Funktionen und Aktivitäten in Gremien und Vereinen aufzuzählen, wobei er in der Eile offenbar manche vergaß.

Blick auf demografischen Wandel

Den größten Teil dessen, was es sich zurechtgelegt hatte, konnte das amtierende Stadtoberhaupt aber wohl an den Mann bringen, als Moderator Schneider weitere gleichlautende Fragen an die Bewerber richtete. Mänicke nannte den Einsatz für den Welterbe-Status, für die Neugestaltung des Kirchplatzes, die Sanierung der Breiten Straße und der Schlossstraße . . . für diejenigen, die das lokale Geschehen verfolgen, bargen die Auskünfte keine Überraschungen. Nicht zuletzt will Mänicke dem demografischen Wandel begegnen: „Ich will, dass mehr Menschen nach Freyburg ziehen.“

Ein Herausforderer hätte da sicher auch Kritisches anmerken können. Baldur Müller allerdings versuchte sich mit Floskeln über die Fragerunde zu retten, worauf dann im weiteren Verlauf des Abends Publikumsfragen eher aus Höflichkeit nicht allein an Mänicke, sondern auch an Müller gerichtet wurden. Freilich konnte sich Müller auch ruhig zurücklehnen, als Einwohner kritisch nachfragten. Thomas Fritzsch aus der Mühlstraße monierte, dass es die Stadt nicht kümmere, wenn bei Bauarbeiten städtische Wege und Flächen in Mitleidenschaft gezogen werden. Als Beispiel nannte er den Parkplatz in der Mühlstraße. Der werde vom Inhaber der Burgmühle repariert, wenn die Fläche abgetrocknet ist, jedenfalls noch vorm Weinfrühling, versicherte Mänicke. So recht sah sich der Fragesteller nicht verstanden, doch Moderator Schneider blockte im Bestreben, Zwiegespräche zu vermeiden, ein Nachhaken ab. In diesem Fall schade, vielleicht hätte es ja sonst auch noch eine Aussage Mänickes zum ramponierten Fußweg in der Oberstraße gegeben. Weitere Fragen galten der fehlenden öffentlichen Toilette am Welterbe-Monument Zscheiplitz und einer „ungerechten Berechnung“ der Einwohnerbeiträge zur Stadtsanierung.

Gleich zu Beginn hatte Gerhardt Heinze, der in der Siedlung Am Brückenholz wohnt, zur Sprache gebracht, dass nach dem Kanalbau dort tiefe Löcher zwischen zwei erneuerten Abschnitten zu einer großen Gefahr geworden sind. Unverständlich, dass der Moderator, dem das Problem als Stadtrat nicht unbekannt sein dürfte, diese Frage zunächst abzubügeln versuchte.

Mänicke antwortete: So konkret sei ihm dieses Problem nicht bekannt gewesen, er wolle die Reparatur „auf die Liste“ setzten.

Abbruch der Sitzung angedroht

Ein Faktor, mit dem in der Freyburger Politik immer zu rechnen ist, ist Altbürgermeister Martin Bertling. Dieser begann aufzulisten, was aus seiner Sicht in Mänickes Amtszeit schiefgelaufen ist. Schneider suchte das Statement zu unterbinden, drohte mehrfach die Sitzung abzubrechen. In letzter Sekunde konnte der Eklat vermieden werden, als Bertling dann doch noch mal die Kurve kriegte zur Frage, wie man gedenke, die „Arbeit der Verwaltung zu aktivieren“.

Udo Mänicke bewirbt sich, von der CDU unterstützt, erneut als Bürgermeister. Er will Begonnenes fortführen.
Udo Mänicke bewirbt sich, von der CDU unterstützt, erneut als Bürgermeister. Er will Begonnenes fortführen.
Hellfritzsch Lizenz
Baldur Müller will nicht, dass Amtsinhaber Mänicke als einziger Kandidat „ganz von selbst“ gewinnt.
Baldur Müller will nicht, dass Amtsinhaber Mänicke als einziger Kandidat „ganz von selbst“ gewinnt.
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