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Pop-up-Festival startet am Freitag in Naumburg Ein Kunsthaus auf Zeit am Stephanplatz

Anlässlich des EU-Projekts Stimulart beginnt Veranstaltungsreihe. 14 Künstler präsentieren sich in Ausstellung. Aktionen auch an anderen Orten.

Von Constanze Matthes 15.09.2021, 09:19
Thilo Viehrig und  Sabine Ebert-Hoyer bereiten ihren Beitrag zur Ausstellung ?Inspirationsraum Leerstand? im Gebäude am Stephanplatz vor.
Thilo Viehrig und Sabine Ebert-Hoyer bereiten ihren Beitrag zur Ausstellung ?Inspirationsraum Leerstand? im Gebäude am Stephanplatz vor. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Hammerschläge hallen durch die Räume. Auf dem Boden, an die Wände gelehnt stehen Kunstwerke. In einem Raum blickt Anna Eckert auf ihre Werke. „Ich zeige neue abstrakte Collagen und Malerei sowie ältere figurative Arbeiten von mir“, erzählt die Malerin aus Schieben. „Außerdem werde ich eine Arbeitsecke einrichten, wo mir Besucher über die Schulter blicken können und ich die Zeit kreativ nutzen kann.“ Die 45-Jährige wird sich mit 13 weiteren Künstlern im Haus am Stephanplatz präsentieren. Zwei Etagen des großen Gebäudekomplexes, in dem unter anderem einst der Kinder- und Jugendtreff „Freizi“ ansässig war, dient dem Pop-up-Festival als Zentrum und „Bühne“ für hiesige wie auswärtige Künstler.

Probephase für Idee

Die Leitung der Veranstaltungsreihe im Rahmen des EU-Projekts „Stimulart“, an dem sich Naumburg seit 2019 an der Seite vier weiterer europäischer Städte beteiligt, liegt in den Händen von Katja Berger. Gemeinsam mit Projektkoordinatorin Eva Großblotekamp betreut sie an jenem Tag auch den Aufbau, beantwortet Fragen der Künstler. Das am Freitag beginnende Festival sei eine Art Probephase für jene Idee, in einem leer stehenden Haus Raum für kreative Köpfe zu geben. „Zum einen können wir diesen Gedanken schon einmal inszenieren, zum anderen bekommen die Künstler schon einmal die Chance, sich hineinzufühlen, wie es ist, in solch einem Haus zu arbeiten. Stimulart ist eine Superinitiative. Ich hoffe, dass sie Früchte trägt“, erklärt die 41-jährige Leipzigerin, die freiberuflich Veranstaltungen sowie Produktionen verantwortet.

Festivalleiterin Katja Berger (l.) und Stimulart-Koordinatorin Eva Großblotekamp  begleiten das Pop-up-Festival in Naumburg.
Festivalleiterin Katja Berger (l.) und Stimulart-Koordinatorin Eva Großblotekamp begleiten das Pop-up-Festival in Naumburg.
(Foto: Torsten Biel)

Stimulart ist eine Superinitiative. Ich hoffe, dass sie Früchte trägt.

Katja Berger, Festivallleiterin

Die Anfänge des Festivals liegen dabei schon im Herbst vergangenen Jahres. „Es war schwierig, ein geeignetes Gebäude zu finden, da eine gewisse Infrastruktur notwendig ist“, erzählt Katja Berger weiter. So rückten beispielsweise auch das Haus „Drei Schwanen“ in der Jakobsstraße sowie die JVA in den Fokus. Zwei Varianten, die allerdings wieder fallengelassen wurden. Für die Nutzung eines Teils im Haus am Stephanplatz wurde ein Vertrag mit dem Eigentümer, der GWG, geschlossen. Besucher werden durch ein Leitsystem geführt. An den beiden Wochenenden soll das Haus zudem mit Licht in Szene gesetzt werden.

Video- und Klang-Installationen runden die Ausstellung ab, in der sich auch der Naumburger Michael Dyroff präsentieren wird. Der Künstler wird jedoch nicht nur eigene Werke zeigen. „Es gibt auch Arbeiten aus dem Kunsthaus Lukas zu sehen und zu kaufen“, sagt Dyroff. Er ist in der Einrichtung der Stiftung Finneck in Buttstädt künstlerischer Leiter. Hier erhalten Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, gemeinsam zu malen und ihre Kreativität künstlerisch umzusetzen. Für die Idee eines Hauses für Künstler in Naumburg zeigt er sich interessiert und offen. Dyroff: „Ich gehe 2023 in den Ruhestand und suche dann einen Raum. Meine Wohnung platzt bereits aus allen Nähten. Allerdings steht und fällt alles mit dem Mietpreis.“

Stadt als kreativer Raum

Dabei soll die Präsentation der Künstler nicht nur eine Ausstellung für Besucher sein. Anliegen ist es auch, dass sich die Kreativszene austauscht, vernetzt, gegenseitig befördert. Ein Ziel, das auch das EU-Projekt „Stimulart“ verfolgt. Vor allem deshalb sei die Kombination aus bekannten „Gesichtern“, die beispielsweise zur Naumburger Kunstmesse präsent sind, neuen Künstlern in der Region sowie auswärtigen Kunstschaffenden gewählt worden, so Festivalleiterin Katja Berger.

Doch nicht nur das Haus am Stephanplatz ist Schauplatz. Durch zahlreiche Veranstaltungsorte wird die Stadt zur Bühne. So sind Theater und Stadtbibliothek, das Turbinenhaus und die Vereinigten Domstifter, das Architektur- und Umwelthaus sowie das Café Zille beteiligt. Veranstaltungsreihen wie die „Kulturbude“ auf dem Marktplatz oder das Internationale Lesefest „Interlese“ sind Teil des Festivals. Die meisten Veranstaltungen sind kostenfrei. Und auch der Naumburger Stadtpark bietet Raum: für ein kreatives 24-Stunden-Camp.

Alle Veranstaltungen online unter: www.kreative-in-naumburg.de