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Die Nachtigall ist eine Spottdrossel

Von HELGA HEILIG UND CONSTANZE MATTHES 26.11.2010, 16:22

NAUMBURG/FREYBURG. - Amerikanischer Klassiker

Sie präsentierte den Naumburger Schülerinnen und Schülern einen Roman, der bereits vor 50 Jahren erschienen ist: "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee. Im Original, so war zu erfahren, ist der Vogel im Titel des Buches allerdings eine Spottdrossel. Was es mit diesem Buch auf sich hat, und warum sie ausgerechnet diesen historischen Titel für die Vorlesestunde ausgesucht hatte, erklärte die Generalkonsulin zu Beginn in englischer Sprache. Gelesen hat sie aus dem Buch dann in Deutsch. Als damals der Roman erschien, gab es sehr unterschiedliche Reaktionen in den USA, so Frau Brucker. Die Story sei deswegen auch heute noch interessant, weil sie ein Schlaglicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse in den USA zu Beginn der 60er Jahre werfe. Hauptthema ist das Verhältnis zwischen den Weißen und den Schwarzen.

Viel habe sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, ist Frau Brucker überzeugt. Und besonders seitdem ein Farbiger, Barack Obama, Präsident der USA ist, werden noch weniger zwischen Weißen und Farbigen unterschieden. Seit 17 Jahren steht Katherine Brucker im Diplomatischen Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie war bislang in 30 verschiedenen Länder tätig. Auf die Frage aus dem Publikum, welche Länder sie am meisten beeindruckt haben, dachte sie etwas nach und nannte dann Zentralasien und Indien. Zum Thema Präsident Obama sagte sie. "Seitdem er Präsident ist, engagieren wir uns mehr als unter seinem Vorgänger Bush."

Werke hiesiger Autoren

Auf dem Boden der Stadtbibliothek Freyburg lag dagegen ausgestreckt der Bücherwurm. Auf einem Tisch stapelten sich ein paar bunte Buchstabenwürfel und natürlich Bücher. Auf der Nase von Elisabeth Schumann saß die Lesebrille. Vor ihr hatten 21 Hortkinder auf den Stühlen Platz genommen. "Nun kann es losgehen", sagte die Leiterin des Freyburger Stadtbibliothek. Zum siebten Mal beteiligte sich die Einrichtung am bundesweiten Vorlesetag. "Wir sind von Anfang an mit dabei," bemerkte die Büchereichefin. Bereits am Vormittag hatte sie Schüler der ersten und zweiten Klassen der Jahn-Grundschule begrüßen können. Während sie im vergangenen Jahr aus alten und meist bekannten Kinderbüchern vorgestellt hatte, griff sie nun zu ausgewählten Publikationen des Friedrich-Bödecker-Kreises, las Gedichte und Geschichten von Autoren der Region wie die "Die Zehnminuten-Geschichte" von Juliane Blech oder "Eine Hexengeschichte" des Merseburgers Nils Wiesner. Nach der Ankündigung des Titels ging ein lautes "Ja" der Vorfreude durch den Raum. Viele Kinder hörten des Abenteuers der kleinen Hexe Frecha aufmerksam zu, einige zappelten dagegen etwas unruhig auf den Stühlen.

Für die Bibliotheksleiterin zählt Vorlesen zu den wichtigen Eindrücken, die Eltern ihren Kindern vermitteln sollten. "Schon im Kleinkindalter wächst damit ein Gefühl für Sprache und Geschichten. Dabei entsteht ein enger Kontakt, man kann auf die Reaktionen der Kinder besser eingehen. Und wer oft vorgelesen bekommt, wird meist selbst ein begeisterter Leser", meint Elisabeth Schumann, die oft von lesefreudigen Eltern nach Büchertipps zum Vorlesen gefragt wird. Casimir und Tim kennen das Vorlesen aus der Familie. Während der Siebenjährige eher seinen Eltern zuhört, als selbst zu lesen, mag der Zehnjährige die besondere Atmosphäre. "Man kann richtig in die Geschichte eintauchen. Und die Spannung baut sich besser auf", bemerkte Tim.