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Der Künstler Der Künstler: Bedeutender zeitgenössischer Glasbildner

24.06.2014, 07:13
Johannes Schreiter (Mitte) im Gespräch mit Museumsleiterin Andrea Knopik und Stiftungsvorstand Götz Ulrich. Ob die sechs Fenster für immer in Memleben bleiben, womöglich um weitere ergänzt werden, ist noch offen.
Johannes Schreiter (Mitte) im Gespräch mit Museumsleiterin Andrea Knopik und Stiftungsvorstand Götz Ulrich. Ob die sechs Fenster für immer in Memleben bleiben, womöglich um weitere ergänzt werden, ist noch offen. Speck  Lizenz

memleben - Moderne trifft auf Mittelalter. Johannes Schreiter (1930 geboren), einer der bedeutendsten Glasmaler unserer Zeit, hat für die aus dem 13. Jahrhundert stammende Krypta der Klosterkirche Memleben einen Zyklus von Glasfenstern geschaffen. Die ersten sechs davon sind eingebaut und wurden nun an Ort und Stelle vorgestellt.

Der in Langen (Hessen) lebende Schreiter war dazu eigens nach Memleben gekommen. Dr. Holger Brülls, Gebietsreferent in der Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landes, würdigte es als ein „großartiges Ereignis, dass es gelungen ist, den Künstler für dieses Baudenkmal zu begeistern“. Ursprünglich sei im Rahmen der Ausstellung „Glanzlichter. Meisterwerke zeitgenössischer Glasmalerei“ am Korrespondenzstandort Memleben lediglich eine Musterausstellung geplant gewesen. Doch dann sei Schreiter vom Raumerlebnis überwältigt worden. Die Harmonie von Architektur und Glasmalerei ist für ihn ein besonderes Anliegen. Das gilt umso mehr für die historische und sakrale Architektur.

Angepasst an die sechs romanischen Fensteröffnungen von 60 mal 90 Zentimetern hat er in Zusammenarbeit mit den Derix-Glasstudios Taunusstein Fenster aus mundgeblasenem Glas geschaffen, die seine unverwechselbare Bildsprache zeigen: Wenige, aber leuchtende Farben und Linien erzeugen auf übersichtlichen Flächen einen Gleichklang von Ruhe und Spannung.

Das ist gelungen, wie das Besucher-Echo zur Premiere zeigte. Sehr skeptisch sei er nach Memleben gekommen, nun aber begeistert, sagte ein aus Weimar angereister Kunstfreund. Romanisches Bauerbe und moderne Kunst zu vereinen, dass sei gelungen.

Fragen konnten an Johannes Schreiter gestellt werden, die dieser bereitwillig beantwortete. Weiß sei ihm die liebste Farbe, sagte er: „Sie ist die Farbe der Reinheit, in ihr sind alle Farben enthalten“. Mit den blitzartig im Bild auftauchenden Linien, die Holger Brülls als „ein großes Faszinosum“ bezeichnete, wolle er - so Schreiter - verlebendigende oder verunsichernde Elemente in die blockhaften Formen bringen.

Ob die sechs Glasfenster für immer in Memleben bleiben und noch durch weitere drei auf der gegenüberliegenden Nordseite der Krypta zum geschlossenen Zyklus komplettiert werden, wie es der Künstler wünscht, hänge von den Mitteln und Möglichkeiten der Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben ab, sagte dazu Stiftungsvorstand Götz Ulrich. Darüber werde zu beraten sein.

Im Anschluss an die Präsentation hatte die rührige Museumsleiterin Andrea Knopik mit ihren Mitarbeitern ein geselliges Programm im Klosterhof vorbereitet. Es sangen die Mitglieder des evangelischen Regionalchors und es musizierte der Bläserkreis Karsdorf. Für gastliche Bewirtung war ebenfalls gesorgt.