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Burgenland-Gymnasium Burgenland-Gymnasium: Tempo an der Wäscheleine

Von Gudrun Schröder 25.11.2014, 08:08
Arbeit am Riesen-Fass: Carsten Romberg, Andreas Gube und Alexander Romberg (großes Foto, von rechts) nehmen in der Werkstatt im Naumburger Ortsteil Roßbach letzte Handgriffe vor. 9400 Liter fasst das riesige Behältnis, das jedoch nicht mit Wein gefüllt werden wird, sondern demnächst seinen Platz auf dem Weihnachtsmarkt in Frankfurt am Main erhält. Dort soll es als übergroßer Verkaufsstand samt Ausschankmöglichkeit dienen. In Auftrag gegeben wurde das Fass von einem Gastroservice, der in der Mainmetropole ansässig ist.
Arbeit am Riesen-Fass: Carsten Romberg, Andreas Gube und Alexander Romberg (großes Foto, von rechts) nehmen in der Werkstatt im Naumburger Ortsteil Roßbach letzte Handgriffe vor. 9400 Liter fasst das riesige Behältnis, das jedoch nicht mit Wein gefüllt werden wird, sondern demnächst seinen Platz auf dem Weihnachtsmarkt in Frankfurt am Main erhält. Dort soll es als übergroßer Verkaufsstand samt Ausschankmöglichkeit dienen. In Auftrag gegeben wurde das Fass von einem Gastroservice, der in der Mainmetropole ansässig ist. H.-D. Speck Lizenz

rossbach - Was für ein Fass! Es ist das bislang größte, das Böttcher Carsten Romberg gebaut hat. Die Eichenholzdauben aus denen es gefertigt ist, messen 2,40 Meter. Das Fass durchmisst am Bauch 2,55 Meter, insgesamt ist es 2,20 Meter hoch, Wenn man es mit Wein füllen würde, würden da satte 9400 Liter hineinpassen. Doch Rebensaft wird es nie sehen. Obwohl - ausgeschenkt wird er schon.

Rombergs Auftraggeber ist der Gastroservice Willi Adler aus Frankfurt/Main. Er hat in Roßbach einen Ausschank in einem Original-Fass bestellt. Als Attraktion soll das Behältnis auf dem diesjährigen Frankfurter Weihnachtsmarkt stehen. Ursprünglich hatte Adler an ein gebrauchtes Fass gedacht. Doch ein solches war weit und breit nicht aufzutreiben, so entschloss er sich, ein neues anfertigen zu lassen. Und kam auf Carsten Romberg - inzwischen eine gute Adresse im Böttcherhandwerk.

Der Küfer, auch Böttcher oder Fassbinder genannt, übt eines der ältesten Handwerke aus. Die Technik aus speziell geformten Holzstücken, den Dauben, Gefäße herzustellen, die mit Reifen zusammengehalten werden, war bereits im 1. Jahrhundert vor Christi in Gallien bekannt. Die Römer verschickten die nordgallischen und pannonischen Weine in Holzfässern. In heutiger Zeit bauen in Deutschland noch über zehn Handwerksbetriebe traditionell Fässer, davon sechs Firmen die wirklich großen.

Der Roßbacher hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt, war Geselle in der letzten Naumburger Böttcherei von Mehner auf dem Wendenplan, die es schon seit Jahren nicht mehr gibt. Als sich eine Renaissance des Holzfasses deutschlandweit abzeichnete, eröffnete der heute 49-Jährige 2006 in seinem Heimatdorf Roßbach, Ortsteil von Naumburg, einen eigenen Betrieb. Inzwischen ist auch Sohn Alexander (26) in den väterlichen Betrieb eingestiegen.

Allein für die Winzervereinigung entstanden elf 4000-Liter-Fässer, 15 Fässer für 2700 Liter und zwei 2200-Liter-Fässer - auch das bislang größte, ein Fass für 7000 Liter, das nun den Fasskeller der Winzervereinigung ziert und in dem seit 2013 edle Rotweine reifen.

Und nun 9400 Liter! „Den Fassrumpf haben wir ganz traditionell angefertigt und die Fassdauben über Feuer erhitzt, damit sie biegsam werden und sich zum Fass zusammenfügen lassen“, schildert Romberg die Arbeiten. Doch der Frankfurter Auftraggeber hatte das Fass mit kompletter Schankanlage und wetterfest bestellt. Dazu holte sich der Böttcher Verbündete: Andreas Gube, den Holzbildhauer, für den Innenausbau, Lutz Müller aus Almrich für die Elektroarbeiten sowie Ulf Seifert aus Roßbach für die Klempnerarbeiten. Schmiedemeister Frank Scheibe fertigte die Beschläge für Luken und Türen an, die Naumburger Firma Gawa krönte das Ganze mit einem Kupferdach. Schließlich sorgte der Zscheiplitzer Hänger-Bau aus Zscheiplitz für die Mobilität des Fasses.

Inzwischen wurde das Werk vieler Meister abgeholt und kündet nun auf dem Weihnachtsmarkt in der Mainmetropole, inmitten von aufwendig dekorierten Ständen und einer Besucherzahl von rund drei Millionen Menschen zwischen Römerberg und der Paulskirche, ab 26. November vom Können der Handwerker unserer Region.