Borlachschule ohne Zukunft
BAD KÖSEN. - Bad Kösen wird in absehbarer Zeit keine Sekundarschule mehr haben. Ursache dafür ist der Rückgang der Schülerzahlen, der bereits ab kommenden Schuljahr die Eröffnung einer fünften Klasse verhindert. Cornelia Richter, Schulverwaltungsamt, bestätigte, dass der Kreis bei Kultusministerium und Landesverwaltungsamt keine erneute Ausnahmegenehmigung für die Borlachschule habe erwirken können. "Weder könnte mit 19 Schülern eine fünfte Klasse gegründet werden - die Mindestzahl liegt bei 20 -, noch würde die Borlachschule insgesamt die Vorgaben des Landes erfüllen. Sie hätte nur 151 Schüler. 180 aber müssten es mindestens sein", so Cornelia Richter.
Wenngleich sich die Entwicklung abgezeichnet hatte, so gab es in jüngster Vergangenheit hoffnungsvolle Zeichen für einen Erhalt der Schule. Avisiert war, sie als teilweise sonderpädagogische Einrichtung aufzuwerten mit dem Ziel, trotz geringer Schülerzahlen eine Ausnahmegenehmigung zu erzielen. Die Pläne fruchteten nicht, wohl auch, weil ihnen, wie sich herausstellte, die Grundlage fehlte. Cornelia Richter: "Ein Sonderprofil im Sekundarschulbereich gibt es nicht." Unabhängig davon litt die Bad Kösener Borlachschule an einem großen Schwund der Schülerzahlen, hervorgerufen vor allem durch die Abwanderung von Heranwachsenden nach Buttstädt und Schkölen, also ins Nachbarbundesland Thüringen. Zugleich bringen immer mehr Eltern ihre Kinder am Gymnasium unter, stellt das Schulverwaltungsamt fest.
Die Borlachschule ist demnach ab kommenden Schuljahr eine so genannte auslaufende Schule, was bedeutet, dass sich die Klassenanzahl immer mehr reduziert. Der zuständige Fachausschuss des Kreistages wird sich am morgigen 18. Juni allerdings damit befassen müssen, wie sich das praktisch handhaben lässt. Geregelt ist bislang, dass die Schulabgänger der vierten Klasse künftig in Bad Bibra und an der Schweitzerschule in Naumburg untergebracht werden. Kinder aus Sieglitz sind nicht zu erwarten, sie gehen nach Schkölen.
Neben der Borlachschule wird auch die Sekundarschule Lützen schließen müssen - ebenfalls wegen zu niedriger Schülerzahlen. Da nützte auch der Einsatz des Bundespolitikers und Lützener Bürgermeisters Maik Reichel (SPD) nichts, der sich zusammen mit Bad Kösens Bürgermeister Gerd Förster (parteilos) für einen Erhalt beider Einrichtungen eingesetzt hatte. Reichel kritisierte gestern gegenüber unserer Zeitung, dass der Bestand eines Standortes lediglich an den Schülerzahlen festgemacht werde. "Es müsste stattdessen hinterfragt werden, was tue ich der Region an und den Eltern, wenn eine Schule geschlossen wird. Ist es richtig, dass Kinder kilometerweit über Land fahren?" Ähnlich äußerte sich Gerd Förster: "Die Eröffnung einer fünften Klasse scheitert lediglich an einem Schüler. Das ist nicht zu verstehen. Für Bad Kösen jedenfalls ist der sich abzeichnende Verlust der Schule eine Katastrophe." Kommentar Seite 8