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Aufführungspraxis Aufführungspraxis: Lobpreisung in sechs Gottesdiensten

23.12.2012, 16:47

Priessnitz. - In ihrem Heimatland, in dem der Buddhismus Religion ist, sind die Tage vom 24. bis zum 26. Dezember ganz normale Tage. Groß gefeiert wird dort jedes Jahr der Geburtstag des Königs. "Wir begehen Weihnachten ganz traditionell", sagt Silke Hamel, Rawisaras Gastmutter. Auf den Tisch kommen am Heiligabend Salat und schlesische Weißwürste.

Das Haus der Familie ist erfüllt von der warmen Atmosphäre des Advents. Kerzen brennen. Die Räume sind geschmückt. Ersatz für die kalte und dunkle Winterzeit, die die 17-Jährige ebenfalls zum ersten Mal erlebt. "Kalt ist es hier", sagt sie auf die Frage, was ihr erster Eindruck von Deutschland war, und fasst sich um beide Oberarme, als müsste sie sich selbst wärmen. Aber Deutschland sei auch ein modernes Land und die Menschen hier freundlich, erzählt die junge Thailänderin weiter. Gerade auch deshalb sei sie hierher gekommen. "Ich möchte später Medizin studieren, und Deutschland ist in vielen Bereichen, ob in Naturwissenschaften, Kunst und Kultur, ganz weit vorn", bemerkt Rawisara Pantien. Ihre Mutter habe bereits beruflich Deutschland besucht.

Seit Anfang September lebt sie bei ihrer Gastfamilie. Gemeinsam mit Silke Hamels Tochter Magdalena lernt sie in der Freie Schule im Burgenland. "Ohne viel Bürokratie und Aufwand hat die Schule sie aufgenommen und es ermöglicht, dass sie in die Klasse meiner Tochter gehen kann", berichtet die 43-Jährige. Während Mathematik spielend einfach für die Gastschülerin ist, bereitet natürlich die deutsche Sprache, die sie während eines Universitätskurses begonnen hatte zu lernen, schon ein paar Schwierigkeiten. Aber wenn es damit mal nicht klappt, wird ins Englische gewechselt. Madgalena, die Tochter des Hauses, spricht es fließend. Sie war es auch, die den Schüleraustausch ins Rollen brachte - mit ihren ganz eigenen Erfahrungen in den USA. Ein Jahr hatte sie in Topeka / Kansas bei Verwandten gelebt, die dortige Highschool besucht. "Das Gute und die Chance, die ich selbst erfahren habe, sollen auch andere erhalten", betont die 17-Jährige. Mit Hilfe der Organisation AFS Interkulturelle Begegnungen kam die Familie schließlich in Kontakt mit Rawisara, schon vor der Anreise. Das Mädchen aus Fernost ist mittlerweile nicht nur eine Besucherin. "Sie zählt zur Familie, wir verstehen uns wunderbar", sagt Silke Hamel. Auch wenn sie und ihr Mann Martin beide selbstständig sind, sie als Mitinhaberin des Wäschehauses in der Engelgasse, er als Chef einer Firma für Fensterbau, bleibt für beide Mädchen Zeit. Und der besondere Gast aus Asien gibt der Familie viel zurück, das über das gelegentliche selbst gekochte thailändische Essen weit hinausgeht. "Wir sind schon offen für andere Kulturen, aber wir können von den Kindern noch sehr viel lernen", sagt Silke Hamel.

Heimweh kennt Rawisara nicht. Mit ihrer Familie steht sie via Facebook und Telefon in Kontakt. Nicht einmal die Acht-Millionen-Metropole Bangkok, in der sie lebt, vermisst sie. "Ich wollte schon immer mal aufs Land. Hier ist alles übersichtlich, man kann sich nicht verlaufen", erklärt sie schmunzelnd. Kurz nach Weihnachten wartet das nächste Ereignis auf die junge Thailänderin. Gemeinsam mit Magdalena feiert sie zwei Geburtstage, den eigenen und den ihrer neuen "Schwester".