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Nach neuem Corona-Beschluss Nach neuem Corona-Beschluss: Kirche, Kultur und Einzelhandel in Dessau-Roßlau vermissen klaren Fahrplan

Von Oliver Müller-Lorey 24.03.2021, 08:46
Die meisten Geschäfte, selbst Supermärkte bleiben an Gründonnerstag geschlossen.
Die meisten Geschäfte, selbst Supermärkte bleiben an Gründonnerstag geschlossen. Oliver Müller-Lorey

Dessau-Roßlau - Lockdown in der Dauerschleife! Nach stundenlangen Verhandlungen haben sich die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Nacht auf Dienstag für eine Verlängerung der Corona-Maßnahmen über die Osterfeiertage entschieden.

Gottesdienste soll es nicht geben, Geschäfte bleiben zum Teil zu und Menschenansammlungen werden verboten. In Dessau-Roßlau nehmen die Betroffenen die Nachricht teils schockiert, teils abwartend zur Kenntnis. Denn es gibt noch sehr viele Fragezeichen, was jetzt eigentlich erlaubt ist.

Handel

Am Abend vor den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz hat Hans-Jörg Bliesener es tunlichst vermieden, das Fernsehprogramm anzusehen. „Ich wollte gar nicht wissen, was da auf uns zukommt und habe nur Dinge in der Mediathek angesehen“, sagt der Manager des Rathauscenters. Genützt hat es ihm nichts. „Als ich heute Morgen die Beschlüsse gehört habe, da habe ich überlegt, ob es eigentlich eine Steigerung von ,entsetzt’ gibt.“

Dass Gründonnerstag vermutlich alle Geschäfte geschlossen und selbst Ostersamstag nur Lebensmittelläden offen sind, kann Bliesener nicht verstehen. Ganz abgesehen davon, dass er massive Umsatzeinbußen bei seinen Mietern befürchtet, denen das wichtige Ostergeschäft durch die Lappen geht. „Es macht auch einfach keinen Sinn. Wieso sind am Gründonnerstag Drogerien geschlossen? Was ist, wenn jemand dringend Hygieneprodukte braucht? Warum die Zeitungsläden? Sollen die Senioren kilometerweit zur nächsten Tankstelle laufen?“, fragt er.

Gottesdienste

Vom geplanten Oster-Shutdown hart betroffen zeigen sich die Kirchen. In einer für Mittwoch einberufenen bundesweiten digitalen Kirchenkonferenz würden die leitenden Geistlichen aller evangelischer Landeskirchen beraten, wie sie Ostern organisieren, sagte Johannes Killyen, Sprecher der Anhaltischen Landeskirche. Parallel laufen Gespräche zwischen Bundesregierung und der Kirche. Außerdem warte die Landeskirche auf die novellierte Eindämmungsverordnung des Landes, ehe das konkrete Vorgehen für die Gottesdienste zum höchsten Fest der Christenheit feststeht.

Präsenzgottesdienste waren beim ersten Lockdown ausgesetzt worden, erinnert Killyen an den März 2020. Diese Beschränkung der Religionsfreiheit konnte im Mai wieder gelockert werden, weil die Kirche umfangreiche und strenge Hygienekonzepte entwickelt und abgestimmt hatte. Und die haben funktioniert. Auch über den Coronascheitel im November und zu Weihnachten.

Theater

Auch im Anhaltischen Theater Dessau (ATD), das am Sonnabend die Spielzeit vor Publikum wiederaufnehmen wollte, wird der neuen Landesverordnung entgegengefiebert. Erst dann steht fest, ob die Konzertreihe sowie die für Ostern geplanten Sinfoniekonzerte und die Premiere von „Die Räuber“ erlaubt sind, so ATD-Sprecherin Franziska Blech.

Museum

Bei der Stiftung Bauhaus Dessau herrscht bezüglich der geplanten Öffnung am 30. März noch absolute Unklarheit. „Wir müssen die Verordnung der Landesregierung abwarten, erst dann können wir eine verbindliche Aussage treffen, ob und wie wir das Museum und das Bauhausgebäude vielleicht öffnen können über Ostern“, sagt Stiftungssprecherin Sina Schönefuß auf MZ-Anfrage.

Stadtverwaltung

Bevor Sachsen-Anhalt die neuen Regelungen in einer eigenen Landesverordnung umsetzt, will sich Oberbürgermeister Peter Kuras zur Lockdown-Verlängerung nicht äußern. Eines stellt die Stadt aber klar: Auch wenn die meisten Geschäfte über Osten geschlossen sind, bleibt das Impfzentrum offen. „Wie vereinbart, finden die Impfungen auch am 1. April im Impfzentrum wie geplant statt“, heißt es aus dem Rathaus.

Außengastronomie

„Ich bin hin und her gerissen“, kommentiert Dirk Werner vom Forsthaus „Leiner Berg“ die neuesten Beschlüsse. „Auf der einen Seite ist die Pandemie nicht wegzureden und man muss vernünftig sein. Auf der anderen Seite wird es langsam wirtschaftlich richtig eng.“

Werner will dennoch ein Zeichen setzen und wird das To-Go-Geschäft über Ostern aussetzen. Auch den Saisonbeginn für den Pensionsbetrieb hat er vom 1. auf den 18. April verschoben. Werner sitzt die Zeit im Nacken. Die Saison sei ohnehin nicht lang, sagt er. „Wir brauchen ganz dringend eine klare Perspektive, wann und wie es weitergeht für die Gastronomie.“ (mz)