Zwei Bomben pro Jahr Zwei Bomben pro Jahr : Wo sich die gefährlichsten Felder in Sachsen-Anhalt befinden

Trebnitz/Bad Dürrenberg - Ruhig ist es am Freitag auf dem Acker in Trebnitz geworden, keine Absperrungen mehr, kein Kampfmittelbeseitigungsdienst. Nach dem Fund einer Zehn-Zentner-Bombe auf dem 47 Quadratmeter großen Feld am Mittwoch mussten die Trebnitzer evakuiert und die Bombe entschärft werden. Ein Blindgänger war wieder einmal gefunden worden. Es ist nur eine von fünf Bomben, die in den vergangenen Jahren dort gefunden worden. Die Felder bei Trebnitz gehören zu den gefährlichsten in Sachsen-Anhalt. Bewirtschaftet werden die Flächen von der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg. Prokurist Matthias Ulrich ist mit dem Prozedere des Kampfmittelbeseitigungsdienstes bereits bestens vertraut.
„Einmal jährlich wird ein Teil unserer Äcker auf Bomben untersucht“, sagt er. Bereits seit dem späten Sommer ist das Feld nur mit einer Zwischenfrucht begrünt. Das gibt dem Kampfmittelräumdienst Zeit, über mehrere Wochen nach den Blindgängern zu suchen. „Die tauchen immer wieder auf“, weiß Ulrich. Erst im Frühjahr hat ein Landwirt des Unternehmens eine Granate auf dem Nachbarfeld bei Bodenarbeiten entdeckt. Ob es den Landwirten nicht mulmig ist, mit ihrem schweren Gerät in den Sommermonaten über die besonders stark betroffenen Äcker bei Trebnitz zu fahren? „Nein, eigentlich nicht. Wir müssen mit der verdeckten Gefahr leben“, so der Prokurist. Etwas Ernsthaftes sei aber noch keinem seiner Mitarbeiter passiert.
Die einzigen bekannten Schäden entstanden, als Bomben tatsächlich gesprengt werden mussten. „Die Sprengkraft ist einfach so gewaltig. Da kann es auch mal zu Rissen an Gebäuden kommen“, fügt er hinzu. Vor etlichen Jahren sei sogar mal ein Blindgänger in einer der Maschinen gelandet. „Ich meine, es war eine Granate“, so Ulrich. Die Geschichte kenne er auch nur aus Erzählungen. Dass die Äcker jemals als bombenfrei bezeichnet werden können, glaubt er aber nicht. Seit so vielen Jahren würden die Felder bestellt, und es tauchen immer wieder neue Blindgänger auf. „Der Boden ist ständig in Bewegung, vielleicht liegt es daran.“
Insgesamt 4?900 Hektar Fläche bewirtschaftet die Agrargenossenschaft. Die Bombenfunde reduzieren sich allerdings auf ein viel kleineres Gebiet um Trebnitz herum. „Man kann schon sagen, dass wir im Durchschnitt pro Jahr zwei Bomben haben. Aber man vergisst auch immer wieder, wie gefährlich sie eigentlich sind. Bewusst wird einem das erst, wenn Leute evakuiert werden und ein Großaufgebot an Einsatzkräften mit Blaulicht anrückt. Dann kann einem schon mal mulmig werden, wenn man die Größe dieser Bomben bedenkt.“
Noch sind die Sondierungsarbeiten auf dem Feld bei Trebnitz nicht abgeschlossen. Holzstäbe dienen als Markierung für mögliche Verdachtsfälle. Der Kampfmittelräumdienst wird wohl weitergraben. (mz)