Hilfe Zu wenig Lebensmittel: Die works in Merseburg bekommt Probleme
Die Lebensmittelausgabe und das Restaurant der Works ist für viele Rettung in höchster Not. Warum sich alles dramatisch ändert und Spenden gebraucht werden.

Merseburg/MZ - „So wenig! Du bist doch bestimmt nicht überall gewesen!“ Der Fahrer, der für das soziale Dienstleistungszentrum der Works gGmbH in und um Merseburg Supermärkte, Discounter oder andere Unterstützer anfährt, um gespendete Lebensmittel für Bedürftige abzuholen, muss sich in letzter Zeit einiges anhören. „Unsere Helfer in der Ausgabestelle verdächtigen ihn schon, dass er einfach nicht die komplette Tour fährt“, erklärt Kathleen Gröber, die Regionalchefin der Works. „Er kann einem manchmal echt leidtun.“
Doch die Lage ist tatsächlich dramatisch. Wenn die Ausgabestelle um 12 Uhr öffnet, ist schon knapp eine Stunde später fast nichts mehr da. Die Regale sind wie leer gefegt. Ein paar Brote und Brötchen sind noch übrig, eine Fünf-Minuten-Terrine. Auch bei Obst und Gemüse ist der Anblick kläglich, dabei sollen jetzt noch Menschen kommen, die inständig auf etwas zu essen hoffen, was sie sich sonst nicht leisten könnten. Sie werden enttäuscht sein.
Nachfrage steigt, Angebot sinkt
„Wir bekommen aktuell zum Teil weniger als die Hälfte dessen, was wir früher hatten“, sagt Gröber. „Die Märkte haben einfach nicht mehr so viel, was sie abgeben können. Und dort bleibt für uns nur noch übrig, was wirklich kein andere haben will.“ Gleichzeitig steigt aber die Zahl derer, die Unterstützung benötigen. Aktuell sind es rund 200 Familien und Einzelpersonen, insgesamt rund 600 Menschen, die sich aufgrund ihrer Bedürftigkeit bei der Works angemeldet haben. Tendenz steigend. Ein sogenannter Hausausweis berechtigt unter anderem zur Nutzung der Lebensmittelausgabestelle in der Lindenstraße und des Restaurants für Bedürftige in der Siegfried-Berger-Straße. Zwar lebt auch das Restaurant von Lebensmittelspenden, doch es müssen immer Dinge wie Öl oder Nudeln zugekauft werden. Das kostet immer mehr, denn überall steigen die Preise. Die Kosten fürs Benzin, das gebraucht wird, um die Spenden abzuholen, werden ebenfalls immer höher.

Das Geld für Zukäufe und Benzin erwirtschaftet die Works durch die Mini-Beträge, die die Bedürftigen für Lebensmittel bezahlen. „Aber wir müssen nach unserer Rechnung mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von rund 11.500 Euro allein fürs Restaurant rechnen“, klagt die Chefin. Das sei eine Menge. Es werde eben alles teurer - für alle. „Trotzdem - wir schicken niemanden weg, der Hunger hat. Wer sich nachweislich nichts kaufen kann, der bekommt von uns im Restaurant ein kostenloses Essen und wir packen für ihn auch etwas zu essen ein, was er mit nach Hause nehmen kann.“ Wenn man in der Küche nichts mehr habe, was man dem- oder denjenigen mitgeben könne, gehe ein Mitarbeiter auch noch extra einkaufen.
Die Works geht zur Tafel
Doch die Zeiten ändern sich dramatisch. „Da draußen wird es gerade echt eng für viele.“ Doch auch Works gerate an Grenzen. „Wir können eine Zusatzversorgung für Bedürftige leisten, und wir schaffen auch eine Notversorgung. Aber eine dauerhafte Grundversorgung all derer, die sich zunehmend bei uns melden - das ist nicht drin“, sagt Gröber. Deshalb würde man sich sehr über Lebensmittelspenden freuen. „Mal eine Kiste Äpfel, Bananen, Nudeln oder etwas anderes. Dafür wären wir sehr dankbar.“

Doch es gibt auch Neuigkeiten, die gut klingen: Die Works wird mit ihrer Lebensmittelausgabe und dem Restaurant für Bedürftige Teil der Tafeln in Sachsen-Anhalt. „35 Tafeln gibt es aktuell in Sachsen-Anhalt. Sieben grenzen direkt an den Saalekreis, aber Merseburg war bisher für uns ein weißer Fleck“, sagt Andreas Steppuhn, der Vorsitzende des Landesvorstandes der Tafeln in Sachsen-Anhalt. „Deshalb freuen wir uns, dass Works Tafelmitglied wird“, sagte er gegenüber der MZ.
Auch Katleen Gröber erkennt Vorteile. „Wir gehören dann zu einem großen Netzwerk. Man kann sich austauschen und bekommt auch moralische Unterstützung.“ Zudem gebe es ein Förderprogramm für Liefer- und Transportkosten, das man dann nutzen könne und einmalig bis zu 750 Euro für Benzin beantragen kann. Aktuell zahle man pro Monat 143 Euro für Benzingeld für den Lebensmitteltransport. Gröbers sagt: „Die Tafeln haben sicher auch eine ganz andere Lobby, als wir allein sie haben. Ich denke, das hilft.“