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WM 2014 WM 2014: Arbeit statt Public Viewing

Von Michael Bertram 01.07.2014, 09:14
ITS-Pflegerin Tina Unbekanndt mustte arbeiten.
ITS-Pflegerin Tina Unbekanndt mustte arbeiten. Peter Wölk Lizenz

Merseburg/Zöschen/MZ - Mit Bier, Pizza und dem passenden deutschen Dress haben die Mitglieder des SV Zöschen am Montagabend die packende Partie der deutschen Mannschaft bei der Fußball-WM in Brasilien verfolgt. Was für jeden Fußball-Liebhaber wie ein perfekter Fußballabend klingt, war für viele andere Fans im Saalekreis am Montag absolut tabu. Denn während die Mehrheit auf dem heimischen Sofa oder bei den Public Viewings im Kreis mitfieberte, mussten Menschen wie Tina Unbekanndt arbeiten.

„Bislang hatte es immer gut geklappt, Dienst- und Spielplan passten gut zusammen“, erklärt die Pflegerin auf der Intensivstation des Carl-von-Basedow-Klinikums in Merseburg. Zum Achtelfinale gegen Algerien ging der Plan jedoch nicht mehr auf. Statt auf den Fernseher schaute die 28-Jährige gestern auf den Monitor mit den aktuellen Werten ihres Patienten.

Bei Tor bitte klingeln

Gut eine halbe Stunde vor dem Anpfiff in Porto Alegre begann am Montag für Unbekanndt, die seit Jahren nicht nur die Spiele der Nationalmannschaft, sondern auch der Bayern in der Bundesliga oder Champions League verfolgt, die Nachtschicht. Ein Radio gibt es nicht, das Handy ist auf der Intensivstation nicht erlaubt. Lediglich in den Patientenzimmern stehen Fernseher. „Ich bin für ein Zimmer mit einem wachen Patienten eingeteilt, der das Spiel schauen will“, erzählte die Pflegerin. „Ich habe ihm gesagt, dass er klingeln soll, wenn ein Tor fällt“, scherzt sie.

Nicht nur die deutsche Mannschaft bot am Montag einen katastrophalen Auftritt, auch das Wetter spielte nicht wirklich mit. Niedrige Temperaturen und der ständige Regen machten Fans von Public-Viewing-Übertragungen im Freien und Organisatoren einen dicken Strich durch die Rechnung. Gut geschützt vor der Nässe verfolgten zahlreiche Fans das Spiel der deutschen Elf wieder in der Lagerhalle der Eventagentur GMS in Querfurt oder im Merseburger Studentenklub „Alchimistenfalle“. Immerhin: zum Wochenende soll sich das Wetter bessern.

Der Dienst auf Station ging wie an allen anderen Tagen natürlich auch am Montag trotz des Deutschland-Spiels vor. Im Normalfall erfahren Unbekanndt und ihre Kollegen deshalb bis zum Ende ihrer Schicht um 6.15 Uhr nicht, wie die späten WM-Partien ausgegangen sind. So bleibt ihnen nur übrig, mit den weniger Fußballbegeisterten Dienste zu tauschen. „Im Halbfinale müsste ich das dann versuchen“, blickte die 28-Jährige vor der Verlängerung optimistisch voraus. „Und wenn ich früh nach Hause komme, schaue ich mir noch die Zusammenfassungen an.“

Public Viewing in der Feuerwehr-Zentrale

Auf einen ruhigen Abend haben am Montag auch Wolfgang Schulze, Olaf Eckart und Andreas Kuhlert in der Merseburger Feuerwache gehofft. Zusammen mit weiteren Kollegen saßen sie in der Zentrale vorm TV und verfolgten das Spiel. „Wenn der Apparat hier klingelt, ist aber sofort Schluss“, betont Eckart und meint eine mögliche Alarmierung. Ihre 24-Stunden-Schicht begann bereits 6.30 Uhr, entsprechend ruhig wurde auch das Achtelfinale Deutschlands verfolgt - zumal die Partie ja ohnehin wenig Freude aufkommen ließ.

Statt zu fettigen Chips greifen die Feuerwehrmänner eher zu einem erfrischenden Joghurt - und Alkohol ist sowieso tabu. Immerhin: Nach dem Abpfiff ging es wie für die meisten anderen Fußballfans direkt ins Bett. Denn wer weiß, wie lange die Kameraden ruhen können. Nur Wolfgang Schulze harrte noch ein wenig in der Zentrale aus, wartete auf mögliche Alarmierungen.

Die Mitglieder des SV Zöschen konnten den Fußballabend mit Bier und Pizza genießen.
Die Mitglieder des SV Zöschen konnten den Fußballabend mit Bier und Pizza genießen.
Peter Wölk Lizenz
Da es keinen Einsatz gab, konnten auch die Kameraden der Merseburger Feuerwehr am Montagabend das WM-Spiel verfolgen.
Da es keinen Einsatz gab, konnten auch die Kameraden der Merseburger Feuerwehr am Montagabend das WM-Spiel verfolgen.
Peter Wölk Lizenz