1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Wirtschaft vor Ort: Wirtschaft vor Ort: Planschbecken für Busse

Wirtschaft vor Ort Wirtschaft vor Ort: Planschbecken für Busse

Von Petra Wozny 20.11.2002, 13:52

Mücheln/MZ. - Gerald Gebhart macht keine großen Worte: "Es gibt in Deutschland eine Menge Unternehmen, die große Behälter bauen und nicht wenige, die kleine fertigen. Doch wir sind die Spezialisten - die Werkbank in der Oberflächen- und Fördertechnik. Wo andere die Hände heben, sind wir da." Die Schmiede der Behälter und Reaktoren - die steht in Mücheln. Seit zehn Jahren macht sich das Unternehmen unter dem Namen Reschka Reaktor- und Anlagen GmbH bundesweit einen Namen, ist in Europa gut vertreten und versucht sich auf dem Weltmarkt. Was hier die Werktore verlässt, sind Unikate. Schwerlaster müssen sie bewegen. In rund acht bis 14 Wochen entsteht zum Beispiel ein 20-Tonnen-Koloss mit einem Fassungsvermögen von rund 100 Kubikmetern. Gebraucht wird er zum Beispiel in den Lackierereien der Automobilindustrie. Wenn die Karosse eines Busses Farbe bekommen soll, muss sie in einer solch großen Badewanne "planschen" gehen. Auch Chemieanlagen wären ohne Behälter undenkbar. Einen der größten Aufträge in der Geschichte des Müchelner Betriebes verwirklichten die rund 60 Stahlbauer und Metaller sowie fünf Lehrlinge in diesem Jahr.

"Wir lieferten an die Leuna-Harze GmbH 28 Behälter und 25 Rührmaschinen termingerecht und in hoher Qualität", erzählt Gebhart, der Mann für den Verkauf. Der weiß auch, dass solche großen Fische immer seltener zu fangen sind.

"Die Unternehmen im Chemiedreieck sind gut ausgerüstet - da haben auch wir unseren Anteil daran", listet der Mann auf und denkt an Böhlen, Bitterfeld und Buna. Jetzt seien jedoch die Zeiten vorbei, wo ganze Anlagen oder der Neuaufbau eines Betriebes auf der Tagesordnung stünden. Der Markt in der Metallbranche ist angespannt. Das spürt man täglich auf der Chefetage, der Christea Thieme als Geschäftsführerin vorsteht. Darum machen die Müchelner keinen Hehl daraus, zuzugeben, dass es schwer sei, den Kopf über Wasser zu halten. Gut, dass sie ein angesehener Zulieferer bei fast allen deutschen Autoherstellern sind. Hervorgegangen ist die Reschka Reaktor- und Anlagenbau aus der Hauptwerkstatt des Braunkohlenwerkes Geiseltal. 1968 wurde hier mit der Fertigung von Kolonnen, Rührmaschinen und Behältern begonnen. Jahrzehnte später wurde der Betrieb der Buna AG zugeordnet. Rund 500 Mitarbeiter gehörten zur Betriebsdirektion Rationalisierung. Im November 1992 kaufte Joachim Reschka den Montagebetrieb.

Die Müchelner gehören zu den zehn Besten ihrer Branche in Sachsen-Anhalt. Gerade in diesen Wochen wird wieder hartes Engagement der Mitarbeiter abgefordert. Mehrschicht- und Wochenendarbeit macht sich für den Bau komplizierter Reaktoren und Wärmetauscher erforderlich.

Die Auftragsbücher sind randvoll bis ins erste Quartal des kommenden Jahres. Wohl das Beste, was die Müchelner jetzt am Ende eines Jahrzehnts jüngster Betriebsgeschichte bilanzieren können.