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Windkraftanlagen zwischen Raßnitz und Gröbers Windkraftanlagen zwischen Raßnitz und Gröbers: Investor erntet Gegenwind

Von Michael Bertram 12.12.2015, 08:56
Die vom Lärm geplagten Bürger fürchten noch mehr Krach.
Die vom Lärm geplagten Bürger fürchten noch mehr Krach. DPA Lizenz

Schkopau/Kabelsketal - Stellenweise erinnerte alles an den Automatismus in einer Fabrik: Egal welchen Einwand die Windkraftgegner gegen den geplanten Bau von vier zusätzlichen Windrädern zwischen Raßnitz und Gröbers auch vorbrachten, routiniert und emotionslos wurde er von Seiten des Investors mit dem Verweis auf Gutachten und fehlende Zuständigkeiten beiseite gewischt.

Stundenlang saßen in dieser Woche Gegner und Befürworter des Windparks im Bürgerhaus in Schkopau am Tisch, um die Einwendungen gegen das Vorhaben bei einer öffentlichen Erörterung zu diskutieren. Auf große Gegenliebe stieß das Vorhaben bei den nördlich und südlich des geplanten Windparks gelegenen Gemeinden Schkopau und Kabelsketal sowie vielen Anwohnern freilich nicht: Verschandelung der Natur, Lärm und Sicherheitsbedenken wurden immer wieder als Begründungen angeführt. Insgesamt musste der Landkreis, der über den Genehmigungsantrag zu befinden hat, fast 200 Einwendungen gegen das Windpark-Projekt erörtern.

Konkret ist geplant auf den Feldern entlang der Landesstraße 168 zwischen Raßnitz und Gröbers vier Windkraftanlagen zu errichten. Diese sollen Gesamthöhen von knapp 125 bis 173 Metern erreichen und möglichst schon im Juli kommenden Jahres in Betrieb genommen werden. Damit würden in dem von der Regionalplanung als Windeignungsgebiet ausgewiesenen Areal dann insgesamt sechs Windkraftanlagen stehen.

Umstritten ist das Projekt schon lange. Zudem musste der Investor es deutlich abspecken, weil er auf erhebliche Widerstände gestoßen war. Denn ursprünglich wollte das Unternehmen Eno Energy an der Stelle zwei Windparks entwickeln - insgesamt 15 Anlagen waren geplant. Allerdings hatte der angrenzende Flughafen Leipzig/Halle seine Bedenken angemeldet. Die zuständige Sächsische Landesdirektion versagte als Obere Luftfahrtbehörde ihre Zustimmung, weil die Anlagen unmittelbar in der Einflugschneise errichtet werden sollten.

Investor dämpft Pläne ein

Der Investor beantragte daraufhin die Aussetzung des Genehmigungsverfahrens beim Kreis und überarbeitete seine Pläne, die er nun erneut vorlegte. Seiner Ansicht nach steht einer Genehmigung nun nichts mehr im Weg.

Gegenargumente brachten die Gemeindevertreter und Anwohner dann aber reichlich vor: Laut Einwendung der Gemeinde Schkopau überschreiten die Anlagen erneut die Höchstgrenze von 100 Metern, die im Schutzbereich des Flughafens vorgeschrieben sei. Außerdem wehrte sie sich dagegen, die nahe gelegene Jugendanstalt als Mischgebiet zu deklarieren. „Die Insassen können sich den Immissionen nicht entziehen, sie wohnen praktisch dort“, erklärte Schkopaus Bürgermeister Andrej Haufe (CDU). Kabelsketal kritisierte, dass die Rotorblätter die Grenzen des Windeignungsgebietes überschreiten, Anwohner verwiesen vor allem auf den Lärmfaktor.

„Wir haben die Nachtflüge, die B 6, die Autobahn, die neue ICE-Trasse - und jetzt wollen Sie uns auch noch das letzte naturnahe Rückzugsgebiet nehmen“, sagte Eckhard Nietzschmann aus Gröbers. Er rief die Vertreter des Investors dazu auf, Fingerspitzengefühl zu zeigen und von den Plänen abzurücken. Die wiederum verwiesen auf die bestehende Raumplanung, die das Gebiet nunmal als geeignet ausweist, und Gutachten, die eine Umweltverträglichkeit bescheinigen sollen.

Auf ähnliche Weise verhallte gestern aber auch der Einwand von Alf Salomon, Bauamtsleiter in der Gemeinde Kabelsketal. „Der Bauschutz im Bereich des Flughafens wurde nicht festgelegt, um jemanden in seinen Rechten zu beschränken, sondern um die Sicherheit des Flugverkehrs zu gewährleisten“, sagte Salomon. Aufgrund der beantragten Höhen der Windräder und der Nachtbefeuerung, die Piloten irritieren könnte, drohe nun jedoch erhebliche Gefahr, warnte er. (mz)