Eklat um Maler-Fürst der DDR Willi Sitte unter Beschuss: Merseburger behauptet, Maler-Fürst der DDR war ein Nazi

Merseburg - In einer E-Mail, die an rund 1.600 Empfänger ging, hat der Merseburger Martin K. den Maler Willi Sitte angegriffen. Er hat den 2013 Verstorbenen darin als Nazi bezeichnet. Gleichzeitig verunglimpft er die Willi-Sitte-Stiftung bzw. -Galerie, stellt sie ebenfalls in die braune Ecke und fordert deren Schließung.
Bei Michael Finger, dem Vorsitzenden des Fördervereins der Merseburger Willi-Sitte-Galerie, lösen die Äußerungen Entsetzen und Empörung aus.
„Wir lassen im Augenblick prüfen, ob wir rechtliche Schritte gegen Herrn K. einleiten, denn aus unserer Sicht ist das Verunglimpfung des Andenkens eines Verstorbenen“, sagte er der MZ.
Leben von Willi Sitte: Er wurde aus Schule für Malerei rausgeworfen
„Außerdem - wer die Biografie von Willi Sitte kennt, würde nie im Leben zu solchen Schlussfolgerungen gelangen.“ Sitte sei zwar 1940 an der Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei in Kronenburg in der Eifel aufgenommen worden. „Aufgrund seiner Kritik an den dortigen Aufgaben wurde er aber rausgeworfen und 1941 an die Ostfront geschickt“, sagte Finger, der Fraktionschef der Linken im Merseburger Stadtrat ist. Danach sei Sitte nach Italien versetzt worden, wo er 1944 desertierte und sich den italienischen Partisanen anschloss.
Merseburger setzte zuvor schon Angela Merkel mit Adolf Hitler gleich
Auch Sebastian Striegel, Landtagsabgeordneter der Grünen, hat die umstrittene E-Mail erhalten und sieht in der Verunglimpfung Sittes eine Straftat. Sitte habe sich bewusst für das Leben in der DDR, einem antifaschistischen Staat, entschieden. Man könne Sitte zwar kritisch sehen. „Aber dann im Zusammenhang mit der Tatsache, dass er sich zu Ostzeiten als Kulturfunktionär hat einspannen lassen.“
Martin K. habe ein Maß an Radikalisierung erreicht, das unerträglich sei - „spätestens mit dem in Beziehung setzen von Angela Merkel und Adolf Hitler (indirekt in einer E-Mail vom Juni 2018, Anm. der Red.) und der damit einhergehenden Relativierung der NS-Diktatur und der Shoa“.
Witwe von Willi Sitte will Hass-Mail ins Leere laufen lassen
Ingrid Sitte, die Witwe von Willi Sitte, sagte der MZ, dass sie besagte Mail nicht kenne und auch nicht kennen möchte. „Ich würde es allerdings gern so halten, wie es mein verstorbener Mann immer getan hat, der es ja nicht selten mit Anfeindungen zu tun hatte. Ich würde das Ganze ins Leere laufen lassen, um dem Schreiber nicht noch mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen“, sagte sie.
Ins Leere laufen lassen, können es die Vertreter der Sitte-Stiftung und des Fördervereins der Sitte-Galerie nicht. „Die Äußerungen über Herrn Sitte sind sowohl für die Galerie als auch für die Stiftung geschäftsschädigend“, sagte Hans-Hubert-Werner, Stiftungsvorsitzender und als CDU-Abgeordneter Vorsitzender des Merseburger Stadtrates.
Merseburger bleibt bei seiner Meinung
Auf Nachfrage der MZ erklärte K., der Verfasser des verunglimpfenden Schreibens, dass er zu seinen Aussagen stehe. „Wir haben - Gott sei Dank - Pressefreiheit und Meinungsfreiheit! Ich bleibe bei meiner Meinung in der Sache, die allen bekannt ist. Ich stehe zu allem was ich geschrieben habe“, erklärte K. per E-Mail. (mz)