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Willi-Sitte-Galerie Merseburg Willi-Sitte-Galerie Merseburg: Von der Praktikantin direkt zur Chefin

Von Robert Briest 18.02.2017, 15:00
Katja Langhammer schätzt die Vielfalt in Sittes Werk.
Katja Langhammer schätzt die Vielfalt in Sittes Werk. Peter Wölk

Merseburg - Katja Langhammer bricht in Gelächter aus und dreht sich weg. Die Portraitaufnahmen machen sie nervös. Mediale Aufmerksamkeit ist für die neue Chefin der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg noch ungewohnt. Seit  1. Januar ist sie offiziell Geschäftsführerin des Fördervereins und damit auch Leiterin der Galerie. Als solche ist sie nicht nur für die künstlerische, sondern vor allem auch für die finanzielle Ausstattung des Hauses verantwortlich.

Für die 30-jährige Hallenserin ist das eine neue Herausforderung. In den vergangenen Monaten hat die Kunstexpertin den direkten Aufstieg von der Praktikantin zur Chefin geschafft. Überraschend kam dies jedoch nicht, wie Michael Finger, Vorsitzender des Sitte-Fördervereins berichtet: Der bisherige Geschäftsführer Dieter Rother wollte schon seit längerem in Ruhestand. Ein erster Nachfolgekandidat überstand jedoch die Probezeit nicht und die folgende Stellenausschreibung blieb ohne Bewerbungen.

Auf Vorerfahrungen in musealen Leitungsfunktionen konnte die neue Chefin der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg nicht verweisen

„Katja Langhammer wurde mir dann über einen Kontakt empfohlen“, berichtet Finger. Ein halbes Jahr durfte sich die Neue anschließend unter Anleitung ihres Vorgängers bewähren. Mit Erfolg. „Wir sind zufrieden. Sie hat ein ansprechendes Engagement gezeigt. Ihr junges Alter spielte für uns keine Rolle.“

Auf Vorerfahrungen in musealen Leitungsfunktionen konnte die neue Chefin allerdings nicht verweisen. Nach ihrem Masterabschluss in Kunstgeschichte 2012 in Greifswald arbeitete sie in diversen kommerziellen Galerien in Deutschland – und auf See. Drei Monate wirkte Langhammer auf Aida-Schiffen auf Nord- und Ostsee. „Da habe ich den knallharten Galeriealltag kennengelernt. Es ging da nur um den Verkauf.“ Eine Erfahrung, die die neue Galeriechefin nicht missen möchte, dennoch sei sie froh, nun wieder in ihrer Heimat arbeiten zu können. Auch thematisch sei ihr Sitte nah: „Schließlich habe ich mich schon früh in meinem Studium mit der Kunst der DDR beschäftigt.“ Der Umgang mit der Kunst nach dem Untergang eines politischen Systems interessiere sie. Hier gebe es auch noch viel zu erforschen.

Begeisterung für den halleschen Maler Willi Sitte

Beim Rundgang durch die neue Dauerausstellung über Sittes Findungsphase merkt man der Hallenserin die Begeisterung für den halleschen Maler an. Wortreich erklärt sie die Exponate. Nachfragen beantwortet sie aus dem Stegreif, obwohl die am Sonntag eröffnete Dauerausstellung wie üblich von Sittes Tochter Sarah Rohrberg kuratiert wurde. An deren Vater schätzt sie vor allem die Vielfalt: „Sitte war kein Auftragsmaler. Er hat für sich gemalt und dann verkauft. Deswegen gab es wenig Einschränkungen und wir haben einen riesigen Bestand aus seinem Früh- und Hauptwerk.“ Anfängliche Sorgen, dass die Zusammenarbeit mit Sittes Verwandtschaft zu Problemen führen könnte, haben sich mittlerweile zerstreut. „Frau Rohrberg gibt bereitwillig Informationen“, lobt Langhammer.

In ihrer Arbeit beschäftigt sich die Kunsthistorikerin jedoch nicht nur mit dem 2013 verstorbenen Künstler. Jährlich muss sie die drei bis vier kleinen Wechselausstellungen kuratieren. Ihre erste mit Karikaturen des Eulenspiegelzeichners Harald Kretzschmar läuft bereits seit Mitte Januar. Und die neue Chefin hat klare Vorstellungen, wie es in den kommenden Jahren weitergehen soll: Mehr junge Künstler will sie ins Haus holen, damit auch mehr jüngere Besucher kommen. Zudem will sie deutlich mehr Veranstaltungen, wie Lesungen und kleine Konzerte, in der Galerie organisieren. Und noch eine weitere Veränderung peilt Langhammer an: „Wir werden bald auch wieder sonntags öffnen.“ (mz)