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Wortakrobaten am Werk Wie Thüringer das Image von Merseburg in Schwung bringen wollen

Die Agentur „Samt und Seidel“ will für Merseburg eine Imagekampagne entwerfen, die überrascht und vergnügt.

Von Undine Freyberg 25.06.2021, 10:59
Kerstin Eisleb (l.) und Christian Seidel  von der  Agentur ?Samt und Seidel? wollen Merseburg ein überraschendes Image verpassen.
Kerstin Eisleb (l.) und Christian Seidel von der Agentur ?Samt und Seidel? wollen Merseburg ein überraschendes Image verpassen. Foto: Undine Freyberg

Merseburg - Für den Landtagswahlkampf im benachbarten Thüringen kreierten sie Slogans wie „Soldaten nur für Kissen-Schlachten“, „Gegen geistige Armut“ oder auch „Für mehr InTEAMität am Arbeitsplatz“. Sie bezeichnen sich selbst als Kampagnenspezialisten, und das Foto von Christian Seidel mit Astronaut Alexander Gerst kommt bei Präsentationen immer gut an.

Thüringer wollen das Image von Merseburg in Schwung bringen

Jetzt sollen Kerstin Eisleb und Christian Seidel, die beiden Chefs der Erfurter Agentur „Samt und Seidel“, die neuen Merseburger Geheimwaffen werden. Obwohl beide waschechte Thüringer sind, könnten sie Merseburg mit dem, was sie tun, neuen Schwung verleihen. Nicht nur in der Außenwirkung, sondern auch so, dass die Merseburger selbst ihre Stadt mehr ins Herz schließen.

Denn die Kommunikationswirtin und der Wirtschaftsrechtler, der für verschiedene große Konzerne gearbeitet hat, können mit Worten umgehen. Vor 24 Jahren haben sie zusammen Abitur gemacht - heute stellen sie Dinge verbal auf den Kopf oder verbinden andere, die scheinbar nicht zusammengehören, und kreieren so Aha-Effekte und Worte, die nicht im Duden stehen. Was bisher unauffällig oder gar langweilig erscheint, tauchen sie beispielsweise in freches Pink und machen es so zum Hingucker.

Imagekampagne für Merseburg, die Stadtentwicklungskonzept mehr Wirkung gibt

„Aber Merseburg wird nicht pink“, lacht Christian Seidel. „Definitiv nicht. Dazu hat die Stadt viel zu viele Farben.“ Der Auftrag, den die Erfurter Agentur „Samt und Seidel“ von der Stadt bekommen hat, lautet, ein Kommunikationskonzept zu entwerfen. Oder auf Deutsch: Eine Imagekampagne für Merseburg, die im besten Fall auch dem künftigen Stadtentwicklungskonzept, das gerade vorbereitet wird, mehr Wumms und Wirkung gibt.

Um ein Gefühl zu bekommen, wo die Reise hingehen soll, ist Christian Seidel fünf Tage lang auf Tuchfühlung mit der Stadt und ihren Menschen gegangen. Er hat natürlich einen Stadtspaziergang gemacht und hat sich mit Gymnasiasten sowie Sportlern getroffen. Ordnungsamtsleiterin Ulrike Findeisen hat Seidel Merseburg aus der Radfahrerperspektive gezeigt und ist mit ihm durch den Südpark, am Gotthardteich vorbei und in Richtung Geiseltalsee gefahren.

„Ich habe noch nie so gut geschlafen wie in dieser Stadt“

Mit Sarah Nerre vom städtischen Veranstaltungsmanagement hat sich der Erfurter Merseburg bei einer Bootstour aber auch vom Wasser aus angeschaut. Er ist in Merseburgs tiefe Keller hinabgestiegen und hat das Petrikloster besucht. „Von dem Verein dort war ich total begeistert“, sagt Seidel.

Sein erstes Fazit nach vier Nächten Merseburg: „Ich habe noch nie so gut geschlafen wie in dieser Stadt“, erzählt er. Und er habe herausgefunden, dass die Uhren in Merseburg etwas langsamer ticken als in anderen Städten. „Das war für mich eine wunderbare Vollbremsung.“ Jeden Morgen sei er durch den Schlossgarten gejoggt. „Da hab’ ich jüngere und ältere Leute getroffen, die dort schon morgens Sport gemacht haben. Am zweiten Tag wurde ich schon gegrüßt.

Agentur „Samt und Seidel“ will herausfinden, wie Merseburg und die Merseburger so gestrickt sind

Am dritten kam ich mit manchen ins Gespräch. Das passiert Ihnen in Erfurt maximal in der Straße, in der sie wohnen, aber nicht irgendwo, wo man fremd ist.“ In puncto Freundlichkeit bekommen die Merseburger also schon mal ein Bienchen mit Stern. Und die Stadt? „Die ist einfach schön - nur wissen das zu wenige. Merseburg ist wie ein kleiner vergrabener Schatz.“ Und den gelte es zu heben.

Die Agentur „Samt und Seidel“ wird deshalb in den nächsten Monaten analysieren, wie Merseburg und die Merseburger so gestrickt sind und wie man am besten punkten könnte. „Dann werden wir ein Design entwickeln, das Merseburg mit einem fröhlich-frechen Image versieht, der Stadt einen hohen Wiedererkennungswert verschafft und außerdem überrascht, aufweckt und vergnügt.“ Kurz gesagt wolle man der Stadt einen modernen und frischen Look verleihen, um Merseburg sichtbarer und attraktiver zu machen. (mz)