Fehlgeburten und Sternenkindern Wie Eltern in Merseburg ihren toten Kindern gedenken können
Auf dem Merseburger Stadtfriedhof findet zweimal im Jahr eine ganz besondere Beisetzung statt - der Abschied von den Sternenkindern.

Merseburg - In der Kapelle des Stadtfriedhofs brennen 26?Kerzen. In der Mitte steht ein winziger weißer Sarg. Die Pfarrerinnen Monika Groß und Theresa Dürrbeck sprechen von Stillgeborenen und Schmetterlingskindern. Den Eltern - egal, ob anwesend oder nicht - geben sie Worte mit auf den Weg, die Trost spenden und Mut machen sollen.
Zweimal im Jahr in Merseburg findet Trauerfeier für Sternenkinder statt
Zweimal im Jahr gibt es in Merseburg diese besondere Bestattung. Dann werden Kindchen zur letzten Ruhe gebettet, die ihren Geburtstag nie erlebt haben und die viel zu klein gewesen sind, um ein eigenes Grab zubekommen. Denn erst ab einem Gewicht von 500 Gramm besteht in Deutschland die Pflicht zur Bestattung.
Das Paar aus Merseburg, das an diesem Tag der Zeremonie beiwohnt, scheint recht gefasst. Sie hätten ihr Kind am 28. Februar verloren, erzählen sie, nachdem sie jeweils eine weiße Rose am Grab niedergelegt hatten. Gegen Ende des Sommers hätte es geboren werden sollen.

Ein kleiner weißer Sarg für die letzte Ruhe
Das Areal auf dem der kleine weiße Sarg von Michael Burck in die Tiefe gelassen wird, ist seit mittlerweile zehn Jahren der Ort, an dem Sternenkinder ihre letzte Ruhe finden, direkt neben der Stele mit einer stilisierten aufgebrochenen Gebärmutter. Zu deren Füßen haben Eltern und Geschwister Kerzen aufgestellt.
Ein kleiner verwaschener Teddy, der dort schon lange Wind und Wetter trotzt, sitzt da neben kleinen Engelsfiguren und bemalten Steinen und Grüßen in Herzform. Pro Bestattung sind es insgesamt 30 bis 40 Schmetterlingskinder, die in den vergangenen sechs Monaten nicht gerettet werden konnten und die ihre Eltern nie kennengelernt haben. Sie sind so klein, dass sie alle miteinander in den einen Sarg passen.

Halbjährliche Trauerfeier ist für Eltern Chance der toten Kinder zu Gedenken
„Seit zehn Jahren organisieren wir diese Bestattung, richten alles her und sorgen für einen würdevollen Rahmen“, erzählt Sielke Kroh, Mitarbeiterin des Merseburger Bestattungsinstituts Avalon. So wie das Bestattungshaus in diesem Fall kostenfrei arbeitet, müssen die Eltern auch für die Arbeit von Klinikseelsorgerin Monika Groß und die Arbeit der Friedhofsverwaltung nichts bezahlen.
„Manchmal kommt niemand zu der Trauerfeier. Wir hatten aber auch schon mal 15 Gäste“, erinnert sich Kroh, die bisher immer dabei war. Für Eltern, die ein Kind verloren haben, sei die halbjährliche Trauerzeremonie die Chance, seiner zu Gedenken und vielleicht auch Hoffnung zu schöpfen. Es stehe jedem frei, dabei zu sein. Die nächste Bestattung von Sternen- oder Schmetterlingskindern findet am 13. Oktober um 14 Uhr auf dem Stadtfriedhof statt. (mz/Undinge Freyberg)